Arbeiter in einem Magna-Werk
ORF.at/Sonja Ryzienski
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Wirtschaft

Krisen bringen Industrie unter Druck

Inflation, extrem hohe Energiepreise, Lieferengpässe, Fachkräftemangel und Ukrainekrieg: Zahlreiche Krisen brachten und bringen den Industriestandort Niederösterreich ordentlich unter Druck. Besonders hart trifft das energieintensive Industriebetriebe.

2023 wird für die niederösterreichischen Industriebetriebe das Jahr der Weichenstellungen, das betonte Thomas Salzer, der Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV-NÖ). Es gehe darum, die weltweite Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten. Die IV-NÖ pochte bei einem Pressetermin in St. Pölten etwa auf mehr Tempo beim Ausbau Erneuerbarer Energien.

Von den rasant gestiegenen Energiekosten ist etwa der Automobilzulieferer ZKW besonders betroffen. Er musste im vergangenen Jahr an seinen Standorten in Wieselburg (Bezirk Scheibbs) und Wiener Neustadt um 366 Prozent mehr für Energie bezahlen. In Summe waren es 20 Mio. Euro.

Produktion ZKW
ZKW Group
ZKW hatte 2022 an seinen niederösterreichischen Standorten insgesamt 20 Mio. Euro an Energiekosten zu stemmen

Wilhelm Steger, CEO der ZKW Group: „Wenn das Merit-Order-Prinzip abgeschafft wird, die Strom- und Gaspreise entkoppelt werden, dann kann sicherlich die Industrie in Zukunft viel stärker von der günstigen Produktion Erneuerbarer Energien profitieren und das wäre eine große Chance für den österreichischen Standort.“ Denn die Kunden, die Automobilhersteller, fragen laut Steger nach CO2-freien Lieferketten.

„Es darf keine Denkverbote geben“

Salzer forderte, gegenüber neuen Technologien offen zu sein: „Es darf kein Scheuklappendenken und keine Denkverbote geben, wenn es um das Thema der Nutzung unserer vorhandenen Ressourcen in Österreich und in Europa geht. Wir werden mittelfristig nicht davon leben können, dass wir Gas aus anderen Ländern hierher holen, das sehr teuer ist, über LNG (Flüssigerdgas; Anm.). Wir werden auch unsere eigenen Quellen nutzen müssen.“

Dazu zählen etwa Fracking und die Weiterentwicklung der Wasserstoff-Technologie. Bei kleinen und mittleren Industriebetrieben fressen die hohen Kosten und die eingebrochene Nachfrage oft die finanziellen Reserven auf. Salzer warnte: „Gerade für kleine und mittlere Industrieunternehmen geht es jetzt oftmals um die Existenzfrage: Mache ich weiter oder sperre ich zu? Globale Konzerne tun sich etwas leichter. Sie können die Produktion in ein anderes Land verlegen oder ein Werk stilllegen, um in einem anderen zu produzieren.“

Industriellenvereinigung erwartet „hartes Jahr“

IV-Chefökonom Christian Helmenstein erwartet aufgrund der vorliegenden Daten ein „hartes Jahr 2023“. Frühestens ab der zweiten Jahreshälfte 2023 werde sich die Situation entspannen: „Wir müssen vor allem mittelfristig die Voraussetzungen schaffen, dass der Standort Niederösterreich und der Standort Österreich wettbewerbsfähig bleiben, unter zwei Aspekten: Dazu gehören leistbare Energiepreise und eine entsprechende Arbeitskräfteverfügbarkeit.“

Laut der Industriellenvereinigung gibt es zu wenige Frauen und zu viele Teilzeitkräfte im Berufsleben. Nachdem in Österreich praktisch Vollbeschäftigung in Zeiten einer Stagnation herrscht, wird das Thema nach Angaben der IV-NÖ immer herausfordernder werden. „Wir müssen rasch alle Potenziale innerhalb und außerhalb des Landes heben, um Menschen für den Arbeitsmarkt verfügbar zu machen“, forderte Salzer.