Brüderlein fein bei den Raimundspielen Gutenstein
Joachim Kern
Joachim Kern
Kultur

Turrini-Weltpremiere bei Raimundspielen

Die Raimundspiele in Gutenstein (Bez. Wr. Neustadt) präsentieren heuer die Uraufführung von Peter Turrinis Stück „Es muss geschieden sein“. Es handelt von einer Raimund-Theatergruppe zur Zeit der Revolution von 1848, die Hauptrolle übernimmt Johannes Krisch.

In einem kleinen Wiener Theater wird Ferdinand Raimunds „Der Bauer als Millionär“ geprobt, als draußen auf den Straßen die Revolution von 1848 ausbricht. Die Theaterleute sind hin- und hergerissen zwischen ihrer Kunst im Theater und dem Schauspiel auf den Straßen. Ein revolutionärer Student sucht schließlich im Theater Zuflucht, eine junge Schauspielerin versucht ihm das Theater beizubringen, umgekehrt versucht er ihr die Revolution zu erklären.

In Peter Turrinis Stück „Es muss geschieden sein“ trifft die Biedermeier-Lebenswelt Ferdinand Raimunds auf die 1848er-Revolution in Metternichs Wien. Auch 2023 setzen die Raimundspiele so auf einen Perspektivenwechsel in der Auseinandersetzung mit dem Werk und der Person Ferdinand Raimunds. Nachdem 2019 bereits Felix Mitterers „Brüderlein fein“ zur Uraufführung kam, ein Stück über das tragische Leben Ferdinand Raimunds, so berührt „Es muss geschieden sein“ das Werk Raimunds auf stofflicher Ebene.

Biedermeiersprache trifft auf 1848-Revolution

Sprachlich setzt Turrini dabei zum einen auf die Sprache der Biedermeierzeit, wie sie in Raimunds „Der Bauer als Millionär“ vorkommt. Dem gegenüber stellt er die Sprache der Theaterleute gute zwei Jahrzehnte später, die das Stück zur Aufführung bringen wollen. „Es ist ganz erstaunlich, wie sehr die Sprache auf der Bühne und die Sprache der Zeit zusammen passt“, erzählt Raimundspiele-Sprecherin Birgit Weilguni.

Peter Turrini
Martin Rauchenwald
Schriftsteller Peter Turrini liefert einen Stoff, der die Lebenswelt Ferdinand Raimunds mit der Revolution von 1848 verknüpft

Die Hauptrolle, ein Erzähler, kommentiert die Ereignisse in Turrinis Stück, schlüpft dabei aber auch selbst in Rollen, wie die des Theater-Hausmeisters oder eines Füsilier (bewaffneter Infanterist zum Schutz der Artillerie) bei den kaiserlichen Soldaten. Johannes Krisch schlüpft in die Rolle des Erzählers. Er übernahm bereits die Hauptrolle in Mitterers Uraufführung „Brüderlein fein“, damals als Person Ferdinand Raimund.

Koproduzent ist Theater in der Josefstadt

Seit langem setzen die Raimundspiele in Gutenstein damit wieder auf ein Stück, das nicht in der Biedermeierzeit spielt. „Ich bin überzeugt, dass wir mit diesem Stück sowohl eingefleischte Raimund-Liebhaber als auch Turrini-Fans erreichen werden“, so Gutensteins Bürgermeister Michael Kreuzer (Bürgerliste „GUT für Gutenstein“).

Zu sehen ist das Stück von 13. Juli bis 6. August 2023 jeweils donnerstags bis sonntags. Als Koproduzent konnte das Theater in der Josefstadt für die Uraufführung gewonnen werden. Etliche Rollen werden von Schauspielern und Schauspielerinnen des Theaters in der Josefstadt übernommen. Die Regie übernimmt Stephanie Mohr, die in der Vergangenheit bereits Ur- und Erstaufführungen von Turrini-Stücken inszenierte. Das Bühnen- und Kostümbild stammt von Miriam Busch.