Robert Ziegler im „NÖ heute“-Studio
ORF/Hans Leitner
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Nach Vorwürfen: Ziegler zieht sich zurück

ORF-NÖ-Landesdirektor Robert Ziegler stellt – wenige Tage, bevor der Bericht der internen Evaluierungskommission vorliegt – sein Amt zur Verfügung. Es sei ein „schwerer Schritt zum Wohle des ORF NÖ“. Ziegler soll die Berichterstattung im Sinne der ÖVP beeinflusst haben.

Am Montag soll der Bericht der Evaluierungskommission unter der Leitung von Gerhard Draxler ORF-Generaldirektor Roland Weißmann vorgelegt werden. Ziegler soll unter anderem die Berichterstattung im Sinne der ÖVP beeinflusst haben – mehr dazu in Schwere Vorwürfe gegen Landesdirektor Ziegler (noe.ORF.at; 16.12.2022). Auch das Arbeitsklima und arbeitsrechtliche Verfehlungen waren Thema. Zudem soll es in der Liederbuchaffäre um Udo Landbauer (FPÖ) Absprachen zwischen Ziegler und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) gegeben haben – mehr dazu in Liederbuchaffäre: FPÖ kritisiert „Absprache“ (noe.ORF.at; 19.1.2023).

Chats und Protokolle hatten den Tullner zuletzt schwer belastet. Die Kommission untersuchte sechs Wochen lang die Vorwürfe, Dutzende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden befragt. Die Redaktionssprecher forderten von Anfang an, dass die Vorwürfe „umfassend untersucht werden müssen“ – mehr dazu in Redaktionssprecher: „Führen intensive Gespräche“ (noe.ORF.at; 17.12.2022).

„Zum Wohle des ORF und besonders des Teams des ORF Niederösterreich“ habe er sich nun entschlossen, seine Funktion als Landesdirektor zur Verfügung zu stellen, „der Schritt fällt mir sehr schwer“, wurde Ziegler in einer ORF-Aussendung zitiert, „ich habe diese Funktion und die des Chefredakteurs mit großer Freude ausgeübt.“

ORF-NÖ-Landesdirektor Ziegler tritt zurück

Der Landesdirektor des ORF Niederösterreich Robert Ziegler stellt sein Amt zur Verfügung. In den letzten Monaten gab es Vorwürfe, Ziegler habe als Chefredakteur die Berichterstattung zugunsten der in Niederösterreich regierenden ÖVP beeinflusst.

„Band des Vertrauens ist gerissen“

Die breite mediale Berichterstattung habe es unmöglich gemacht, die Funktion weiter auszuüben. „Das Band des Vertrauens ist gerissen – einer Reihe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mir gegenüber und umgekehrt. Und ich muss zur Kenntnis nehmen, dass manche der Ansicht sind, dass dieses Vertrauen nicht wiederhergestellt werden kann“, so Ziegler.

Besonders geschmerzt habe ihn, dass die Vorwürfe öffentlich gemacht wurden, „anonym über mehrere Zeitungen“. „Ich muss aber auch zur Kenntnis nehmen, dass eine Reihe von Redakteurinnen und Redakteuren in letzter Zeit Vorwürfe geäußert haben, mit denen sie mich in all den Jahren in diesem Ausmaß nie auch nur annähernd konfrontiert haben. Denn mir haben auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versichert, dass man mit mir immer reden konnte. Auch in den schwierigen vergangenen Wochen haben viele ein offenes Ohr für mich gehabt.“

Er sei „überrascht und enttäuscht“, zudem tue es ihm leid, „wenn in den sechs Jahren als Chefredakteur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Ansicht gekommen sind, ich hätte meine Funktion nicht adäquat ausgeübt. Ich habe stets mein Bestes gegeben und die Zusammenarbeit als vertrauensvoll und orientiert an erfolgreichem Arbeiten empfunden.“

Ziegler tritt Urlaub an

Ziegler tritt jetzt seinen Urlaub an und wird danach mit ORF-Generaldirektor Weißmann seine weiteren beruflichen Schritte klären. „Dem Team des ORF Niederösterreich wünsche ich, dass das Vertrauen untereinander wiederhergestellt werden kann“, so Ziegler.

„Es ist dies ein verantwortungsvoller Schritt zum Wohle des Unternehmens, der mir Respekt abringt und der zeigt, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Ich nehme daher dieses Angebot von Robert Ziegler, der seit 25 Jahren in verschiedenen Funktionen im ORF sehr erfolgreiche Arbeit leistet, an“, so Weißmann in der Aussendung am Freitag. Den Inhalt des Kommissionsberichts kenne er „auch noch nicht im Detail“.

Thurnher übernimmt interimistische Leitung

Bis zur Bestellung einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers werde Radiodirektorin Ingrid Thurnher interimistisch das Landesstudio Niederösterreich leiten. Weißmann bedankte sich sowohl bei Thurnher als auch bei der Kommission unter der Leitung von Draxler, „die in einer herausfordernden Situation unbeeinflusst und gewissenhaft ihrer Arbeit nachgegangen ist und dabei Dutzende Gespräche mit allen Beteiligten geführt hat. Dies ist ein Best-Practice-Beispiel dafür, wie schweren Vorwürfen ergebnisoffen auf den Grund gegangen werden kann.“

Der ORF-Redaktionsrat zeigte sich in einer ersten Reaktion „erleichtert“. Er forderte bereits im Dezember, nach Bekanntwerden der Vorwürfe, die Suspendierung Zieglers. „Mit seinem Rücktritt kommt er wohl einer Amtsenthebung zuvor“, hielt der Vorsitzende des ORF-Redaktionsrats, Dieter Bornemann, im Gespräch mit der APA fest. Nicht äußern wollte er sich dazu, ob der Bericht der Evaluierungskommission veröffentlicht werden solle und ob für Ziegler künftig Platz im ORF sei. „Das ist Sache des ORF-Generaldirektors“, so Bornemann.

FPÖ: Rückzug Zieglers „längst überfällig“

Udo Landbauer, FPÖ Landespartei- und Klubobmann im Niederösterreichischen Landtag, bezeichnete den Rückzug Zieglers als „längst überfällig“. „Auch der Bericht hätte schon vor der Wahl veröffentlicht werden müssen. Die übliche ÖVP-Taktik, die Schuld bei allen anderen zu suchen, ist eine Verhöhnung.“ Die ÖVP Niederösterreich stecke „in diesem parteipolitischen Medienskandal ganz tief drinnen“, so Landbauer. Der Freiheitliche forderte die vollumfängliche Veröffentlichung des Kommissionsberichts.