Seit Donnerstagfrüh sind in den alpinen Regionen 70 Zentimeter, auf manchen Gipfeln sogar bis zu einem Meter Neuschnee gefallen. Zugleich gab es stürmischen Wind, wodurch der Schnee stark verfrachtet wurde, heißt es beim Lawinenwarndienst Niederösterreich. Dadurch können sich etwa aus Steilhängen Schneebrett- und Lockerschneelawinen von selbst lösen. Auch aufgrund starken Windes war am Hochkar am Freitag kein Liftbetrieb möglich.
Gefahr besteht aber nicht nur in den Bergen, sondern auch in tieferen Lagen. Weil die Schneefallgrenze am Freitag bis auf 1.000 Meter steigt, wird die Schneedecke in mittleren und tiefen Lagen rasch angefeuchtet und verliert an Festigkeit. Dadurch können sich Lawinen von selbst lösen. Bei St. Georgen am Reith (Bezirk Amstetten) wurde etwa die L98 Kripp verschüttet und bleibt vorerst gesperrt.
Unterhalb der Waldgrenze galt für die Ybbstaler Alpen Lawinenwarnstufe 3 (erhebliche Gefahr). Dieselbe Einschätzung wurde für das Gippel-Göllergebiet und die Türnitzer Alpen (jeweils über 1.000 Metern) sowie für das Semmering-Wechselgebiet und die Rax-Schneeberggruppe (jeweils oberhalb der Waldgrenze) getroffen.
Ausflüge in die Berge „extrem gefährlich“
Bis Freitagnachmittag werden weitere Neuschneemengen erwartet. Ausflüge in die Berge, etwa Skitouren, zum Schneeschuh- oder normalen Wandern, seien derzeit generell „extrem gefährlich“, betont Gernot Zenkel vom Lawinenwarndienst. Durch den starken Wind könne man die Gefahr schlecht einschätzen. Am Wochenende bestehe zudem schlechte Sicht in den Bergen.
Die Schneefälle werden auch in der Nacht auf Samstag anhalten, bis Samstagmittag werden nochmals 20 bis 40 Zentimeter Neuschnee erwartet. Durch die kühleren Temperaturen wird der Schnee zwar kompakter, die Lawinensituation bleibt jedoch angespannt. Am Montag sei zwar Schönwetter prognostiziert, sagt Zenkel, dennoch sei „Zurückhaltung geboten“, denn „das Risiko wird bestehen bleiben“.
Im Laufe des Freitages werden laut Geosphere Austria Schneefall und Regen wieder häufiger, mit Schwerpunkt erneut an der Nordseite der Alpen. In Wien erreichte der Sturm um 14.00 Uhr Werte von 131 km/h (Jubiläumswarte). Den dritthöchsten Messwert registrierten die Experten am Buchberg in Niederösterreich mit 129 km/h.

Feuerwehr Mödling „im Dauereinsatz“
Schon seit Freitagvormittag ist die Feuerwehr Mödling im Dauereinsatz, heißt es in einer Aussendung. Eine Entspannung sei derzeit nicht in Sicht, wurde betont – im Gegenteil: der Sturm fegt mit hohen Geschwindigkeiten über das Land. „Aufgrund des starken Windes müssen zahlreiche Notrufe aus dem ganzen Bezirk entgegengenommen und Einsätze disponiert werden“, hieß es von der Feuerwehr Mödling am Nachmittag.
Am Vormittag wurde durch die starken Sturmböen das Vordach einer Tankstelle aus der Verankerung gerissen und drohte abzustürzen. Die Feuerwehrleute mussten das Dach mit Wasserkanistern und Sandsäcken sichern.
Sturm riss Stromleitung ab
Auswirkungen hatte der Sturm auch bereits auf den Strom. 1.950 Haushalte waren wegen einer Stromstörung in Kaltenleutgeben (Bezirk Mödling) etwa eineinhalb Stunden ohne Strom. Laut Christian Call, Sprecher von Wiener Netze, wurde eine Freileitung abgerissen. Man habe die Teams aufgrund der Wettervorhersage mit starkem Sturm für dieses Wochenende verstärkt, so Call gegenüber noe.ORF.at. Es seien mehr Leute in Bereitschaft, um schnell reagieren zu können.
Die Feuerwehr Waidhofen an der Thaya musste am Freitag einen Lkw aus dem Straßengraben ziehen. Wegen der glatten Fahrbahn war der Lenker von der Straße abgekommen und mit seinem Schwerfahrzeug abgestürzt. Weil der Lkw so schwer war, waren vier Feuerwehren mit vier Bergseilwinden notwendig, um das Fahrzeug herausziehen zu können.