Am Beispiel unterschiedlicher Protestbewegungen in Niederösterreich legt die Ausstellung dar, „wie der ländliche Raum die soziale und politische Entwicklung der vergangenen 170 Jahre geprägt hat“, so die Vorankündigung der Sonderausstellung „Aufsässiges Land. Streik, Protest und Eigensinn“, die am 18. Februar eröffnet wird. Thematisiert werden der Kampf gegen schlechte Arbeitsbedingungen, geringe Bezahlung oder die Beschneidung von Rechten, aber auch gegen umweltzerstörende Maßnahmen.
„Mit dieser Ausstellung wirken wir einer Geschichtsschreibung entgegen, die den ländlichen Raum meistens als politisch passiv betrachtet“, erklärt Christian Rapp, wissenschaftlicher Leiter des Hauses der Geschichte, das Konzept von „Aufsässiges Land“.
Proteste, die Landes- und Bundesgeschichte schrieben
„Aufsässiges Land“ bildet den Kuratoren zufolge ein breites politisches Spektrum sowie verschiedene Milieus mit unterschiedlichen Interessen ab: Es geht unter anderem um den „Bauernbefreier“ Hans Kudlich oder um Tabakarbeiterinnen in Stein (Bezirk Krems), die 1886 gegen die Entlassung einer Kollegin protestieren. Aber auch die großen Streiks der Jahrhundertwende in Neunkirchen und im Traisental finden Platz sowie ein widerständiges Netzwerk von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern während der NS-Zeit.
„Aufsässiges Land“
Zu sehen ist die Ausstellung im Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich von 18. Februar 2023 bis 21. Jänner 2024
„Wir lernen dabei unterschiedliche Motive, aber auch Methoden von Protesten kennen. Einige davon haben zu nachhaltigen Veränderungen geführten“, so Rapp. Zu den jüngeren Beispielen gehören einer der längsten Streiks der Zweiten Republik, ausgetragen im Traiskirchner Semperit-Werk (Bezirk Baden), Traktordemonstrationen gegen die Agrarpolitik der Regierung in den 1970er-Jahren in Wien und die Besetzung der Hainburger Au 1984 (Bezirk Bruck an der Leitha).
Weitere Schauen: Urlaub am Land und tierische Sprache
Das Haus für Natur – ebenfalls im Museum Niederösterreich in St. Pölten – widmet sich ab dem 18. März 2023 unter dem Titel „Heraus mit der Sprache! Wie Tiere & Pflanzen kommunizieren“ dem Singen, Tanzen, Klopfen und Leuchten bei Tieren, Pflanzen und Pilzen. „Tiere kommunizieren, um einen Partner zu finden, ihr Revier zu markieren, um Artgenossen vor Feinden zu warnen oder auf Nahrungsquellen hinzuweisen“, erklärt Ronald Lintner, der wissenschaftliche Leiter, zur Sonderausstellung im Haus für Natur. „Die Welt der Kommunikation in der Natur ist faszinierend, vielfältig, geheimnisvoll und trickreich. In dieser Ausstellung erzählen wir nicht nur, wie sich Hund und Katz‘ besser verstehen können, sondern geben auch Einblick in die neuesten Forschungen etwa im Bereich der Bioakustik.“
Im Herbst folgt im Museum Niederösterreich die nächste Sonderschau, die ab 23. September ein völlig anderes Thema beleuchtet. Unter dem Titel „Zimmer frei! Urlaub machen auf dem Land“ gehe die Ausstellung dem wissenschaftlichen Leiter zufolge der Entwicklung des Sommerurlaubs auf dem Land in den letzten Jahrzehnten nach.

Sie skizziert jene Zeit, in der sich die meisten Menschen erstmals einen längeren Urlaub leisten konnten. Diesen verbrachten sie in der Anfangszeit des Breitentourismus oft bei privaten Zimmervermietern und in kleinen Pensionen. „Wir beleuchten den Sommerurlaub sowohl aus der Perspektive des Gastes als auch des Gastgebers bzw. der Gastgeberin“, so Rapp.