Ob Thomas Sykora, Michaela Dorfmeister oder auch Kathrin Zettel – Niederösterreichs Skistars sorgten in der Vergangenheit immer wieder für goldene Momente. Das wollen auch die Talente der Skimittelschule Lilienfeld schaffen. Sie trainieren hart, um eines Tages ganz oben zu stehen. Trotzdem schlägt ihr verantwortlicher Trainer Alarm.
Seit mehr als 20 Jahren bildet Johannes Posch in Lilienfeld heimische Nachwuchshoffnungen aus. Handlungsbedarf sieht er an allen Ecken und Enden. „Wir haben das große Problem, dass es immer weniger Kinder gibt, die zum Skifahren kommen“, so Posch im Gespräch mit noe.ORF.at. „Sie haben viele Möglichkeiten sich anders zu beschäftigen. Dadurch verlieren wir viele potenzielle Talente.“
Noch größere Sorgenfalten bereitet dem Nachwuchscoach eine andere Entwicklung. „Was ich ganz massiv merke, ist, dass die körperlichen Voraussetzungen der Kinder immer schlechter werden. Wenn ich nicht richtig springen und laufen kann, dann tue ich mir beim Skifahren auch schwer“, so Posch.
Dorfmeister und Sykora sehen Aufholbedarf
Bestätigt werden die Einschätzungen des Nachwuchstrainers von zwei ehemaligen Skigrößen. Der zweifache Slalom-Weltcupsieger Thomas Sykora und Doppel-Olympiasiegerin Michaela Dorfmeister orten eine klaffende Lücke im Jugendbereich. „Wir haben nicht mehr die Masse an Kindern wie früher“, so Dorfmeister, die als Vizepräsidentin des Landesskiverbandes großes Augenmerk auf die Nachwuchsarbeit legt.
„Die Mädchen und Burschen zwischen sechs und zehn Jahren kommen nicht mehr so gut ausgebildet in die Skihauptschulen. Dort ist deshalb sehr viel Zeit und Arbeit notwendig.“ Sinkende Qualität im Nachwuchs beobachtet auch Sykora: „Dort, wo es bei Schülerrennen früher ein Starterfeld von 40 bis 50 Athletinnen und Athleten pro Klasse gab, gibt es jetzt nur noch zehn. Und von den zehn können zugespitzt gesagt nur zwei wirklich skifahren. Es fehlt die Dichte“, so der ORF-Experte.
Eine Frage des Geldes und der Zeit
Ein weiteres Problem sieht Dorfmeister in der aktuellen Teuerung. Nicht mehr jeder könne und wolle es sich leisten skizufahren. „So, wie es derzeit ist, müssen die Eltern bis zu eine Stunde in das nächste Skigebiet fahren und sehr viel Zeit und Geld investieren, damit sie ihre Kinder zum Schneetraining bringen. In der heutigen Zeit tun das nur die wenigsten“, ist Dorfmeister überzeugt.
Von Sykora, der 1998 Olympia-Bronze im Slalom gewann, kommt deshalb eine klare Forderung: „Skisport muss für unsere Kinder und auch für die Eltern ein Thema werden, wo man mit einem vernünftigen Preis auskommt. Sonst werden sich das nicht mehr viele antun, egal, wie groß die Begeisterung für den Sport auch ist.“
Hundegger als Hoffnungsträgerin
Die Hoffnung auf zukünftige Medaillen lebt dennoch. Slalom-Ass Katharina Gallhuber arbeitet nach zwei Knieverletzungen hart an ihrem Comeback. Und auch Nadine Hundegger hat große Ziele. Die 17-Jährige aus Rohr im Gebirge (Bezirk Wiener Neustadt) könnte die nächste Niederösterreicherin im Weltcup werden. Bei den Europäischen Jugendspielen in Italien fuhr sie vor wenigen Wochen zu Silber und Bronze.
„Ich habe mich riesig gefreut, überhaupt dabei zu sein. Zwei Medaillen mit nach Hause zu nehmen, ist unbeschreiblich für mich“, jubelte Hundegger. Es gibt sie also – die blau-gelben Talente. Und doch ist einiges zu tun, damit sie eines Tages für ebenso goldene Momente sorgen können wie ihre Vorbilder.