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Chronik

Erdbeben: Initiativen sammeln Hilfsgüter

Zahlreiche private Initiativen wollen die Not der Menschen in der Erdbebenregion lindern. In St. Pölten sammelt eine Initiative Hilfsgüter, am Montag sollen diese in die Türkei gebracht werden. Die Caritas bittet dagegen nicht um Sachspenden, sondern um Geld.

Im Sammelzentrum in der ehemaligen Glanzstoff-Fabrik in St. Pölten stapeln sich bereits die Kartons. Herrenkleidung, Damenkleidung, Babynahrung – fein säuberlich verpackt und sortiert. Kommenden Montag werden diese Kartons auf Paletten beladen und – mit Unterstützung der türkischen Botschaft in Wien – per Lkw in die Türkei gefahren. Dort werden sie dem türkischen Katastrophenschutz AFAD übergeben, der mit der Verteilung der Hilfsgüter betraut ist.

Wie lang der Transporter für die mehr als 2.500 Kilometer brauchen wird, sei schwer abzuschätzen, sagt Bedi Bilgic, der im Spendenlager für die Logistik zuständig ist. „Wir schätzen zirka eine Woche, weil die Wetterlage in der Türkei gerade sehr schlecht ist. Die Autobahnen sind mit Eis bedeckt und es ist eben Erdbebengebiet: Da ist alles voller Trümmer und Asche.“

Nicht jedes Kleidungsstück ist geeignet

Seit Dienstag steht Bilgic in dem improvisierten Spendenlager, sortiert Kleidung und schlichtet Kartons. „Man kann dieses Gefühl nicht beschreiben“, sagt auch Sevgi Unundur, die ebenfalls seit Beginn im Lager mithilft: „Jeden Tag, wenn wir in die Nachrichten schauen, sind wir nur am Heulen, es ist sehr schwer.“

Die Spenden werden von Bilgic, Unundur und dem Team einzeln überprüft. Am Ende der Halle türmt sich ein Haufen Kleidung, der nicht in die Türkei fahren wird. „Hauptsächlich kaputte Kleidung oder Sommergewand“, sagt Bilgic. Für die Katastrophenregion ungeeignet, die Kleidung wird an die Caritas und die Sozialmärkte weitergegeben.

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Bereit für den Abtransport: Sortiert nach Zielgruppe warten diese Kleiderkartons bereits auf den Transfer ins Katastrophengebiet

Besonders stark benötigt werden winterfeste Kleidung, Schlafsäcke und Zelte. „Es ist dort wirklich sehr kalt gerade“, erzählt Bilgic. Die Freiwilligen können aber nur neuwertige Ware annehmen, weil sie vor Ort keine Möglichkeit haben, die Kleidung zu waschen. Ebenso mangle es noch an Hygieneartikeln, Damenbinden, Trockennahrung und Teebeuteln, ergänzt Unundur. Noch bis Samstagabend können Spenden im ehemaligen Glanzstoffwerk abgegeben werden.

Caritas benötigt Geldspenden

Auch viele österreichische Hilfsorganisationen helfen vor Ort, sie wünschen sich allerdings Geld- und keine Sachspenden. Die Caritas etwa sei bereits seit vielen Jahren in der Türkei und in Syrien im Einsatz, sagt Caritas-Niederösterreich-Sprecher Christoph Riedl. Für die Partner vor Ort sei es einfacher, Güter dort zu kaufen. „Das heißt, wir brauchen Geld, das wir sofort zur Verfügung stellen können“, so Riedl: „Hier mit großen Lkw als Caritas von Österreich in die Türkei zu fahren oder nach Syrien, wäre ein zu großer Aufwand für uns.“

Gegen Sachspenden spreche allerdings nichts per se. „Das heißt nicht, dass kleinere Privatinitiativen nicht trotzdem machen sollten, weil die ganz anders aufgestellt sind als wir“, so Riedl. Gespendet werden kann unter anderem über die ORF-Aktion „Nachbar in Not“.