Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) hat im Verwaltungsrat das Pilotprojekt beschlossen und die Honorare aus ihrer Sicht festgelegt. Demnach sollen die Ärztinnen und Ärzte, die stundenweise die Betreuung von derzeit offenen Kassenarztstellen übernehmen, 110 Euro Stundenlohn erhalten, der schrittweise bis 2025 auf 125 Euro steigen soll. Das orientiere sich am Durchschnittshonorar eines Allgemeinmediziners, so die ÖGK.
Nicht zufrieden zeigt sich die Ärztekammer. „Das ist eine Vorstellung der ÖGK, aber keine Vereinbarung“, so Erik Randall-Huber, Obmann der Kurie niedergelassenen Ärzte in der Ärztekammer Wien gegenüber noe.ORF.at. Er sieht neben den Honoraren auch noch rechtliche Rahmenbedingungen ungeklärt, etwa wer künftig in den Vertretungsordinationen die Haftung übernehmen soll. Die Verhandlungen darüber laufen mit der ÖGK, aber das sei auch der Grund, warum die notwendige Ärztebereitstellungsgesellschaft noch nicht gegründet sei.
Start für Pilotprojekt noch offen
Das Pilotprojekt, das auch in Niederösterreich erprobt werden soll, wird federführend von der Ärztekammer Wien geleitet. Dort gibt es bereits mit dem Ärztefunkdienst eine Art Ärztepool von etwa 400 Bereitschaftsärztinnen und -ärzten aus Wien und Niederösterreich, die am Wochenende und in der Nacht die Versorgung der Patienten und Patientinnen in Wien übernehmen. Diese könnten – freiwillig – in die neue Gesellschaft wechseln, um dann eben verwaiste Ordinationen stunden- oder tageweise zu betreuen, ohne ein unternehmerisches Risiko einzugehen.
In einer ersten Phase geht es um neun Stellen – sechs in Wien und drei in Niederösterreich. In Niederösterreich sollen zwei Allgemein- und eine Kinderarzt-Ordination vertretungsweise betreut werden und zwar in Gänserndorf, Mistelbach und Maissau (Bezirk Hollabrunn). Wann in den Ordinationen der erste Dienst versehen werden kann, lassen sowohl ÖGK als auch Ärztekammer Wien noch unbeantwortet. Man stehe in den Startlöchern, ob sich – wie angekündigt – Ende März ausgehen kann, könne man noch nicht definitiv sagen.
In Niederösterreich sind laut Angaben der ÖGK knapp vier Prozent aller Kassenarztstellen derzeit unbesetzt. Im Bereich der Allgemeinmedizin sind von 778 Stellen derzeit 29 vakant und auch bei den Facharztstellen zeichnet sich ein ähnliches Bild, wo derzeit 20 Stellen nicht besetzt sind.