Vertriebene aus Ukraine
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Ukraine-Krieg

Hoffnung auf schnelle Rückkehr schwindet

Seit Kriegsbeginn sind mehr als acht Millionen Menschen aus der Ukraine geflüchtet. In Niederösterreich sind derzeit 12.800 ukrainische Vertriebene registriert. Ihre Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr schwindet von Tag zu Tag.

Vor allem Frauen, Mütter mit ihren Kindern und ältere Menschen fanden Zuflucht in Niederösterreich. Etwa 3.100 ukrainische Kinder besuchen eine Schule in Niederösterreich, 620 einen Kindergarten. In einer Flüchtlingsunterkunft der Caritas bei Gföhl (Bezirk Krems) lebt Liubov Denisova. Die 55-Jährige flüchtete vor sechs Monaten mit ihrem 17-jährigen Sohn nach Österreich. Tagelang lebten sie im Keller, weil ihre Heimatstadt im Süden der Ukraine bombardiert wurde. Der Bürgermeister habe den Einwohnern schließlich geraten, wer könne, solle weggehen.

„Ich lebe zwischen Hoffnung und Angst. Ich bin froh, dass mein Sohn und ich hier in Ruhe leben können. Wenn ich allerdings daran denke, wie meine Verwandten in der Ukraine wohnen müssen, teilweise ohne Strom und Wasser, dann bin ich sehr in Sorge“, sagt die Ukrainerin. Einmal in der Woche wird in der Flüchtlingsunterkunft mit einer Lehrerin Deutsch geübt. „Wir lernen Deutsch und hoffen, dass wir uns bald besser integrieren können“, sagt Liubov Denisova, die in der Ukraine als Handarbeitslehrerin gearbeitet hat.

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Liubov Denisova ist mit ihrem Sohn geflüchtet, ihr Mann und ihre Mutter sind noch in der Ukraine

Viele Flüchtlinge wollten eigentlich nur kurz bleiben und hatten gehofft, dass der Krieg bald endet. Die Hoffnung, dass sie bald zurückkehren können, schwindet aber von Tag zu Tag. „Man merkt, dass psychologische Hilfe immer wichtiger wird und dass die Flüchtlinge nun verstärkt Deutsch lernen wollen, weil sie merken, dass ihr Aufenthalt länger als geplant dauern wird“, sagt Thomas Pfeffer, Leiter für Asyl und Integration der Caritas in Niederösterreich.

Etwa 10.200 Flüchtlinge leben in Grundversorgung

Von den 12.800 ukrainischen Flüchtlingen sind die meisten – etwa 10.200 – in Grundversorgung, heißt es aus dem Büro von Integrationslandesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ). Die Vertriebenen aus der Ukraine, die registriert sind, besitzen die sogenannte „blaue Karte“. Mit dieser Karte haben sie unter anderem Zugang zum Arbeitsmarkt, zu Bildung und zu medizinischer Versorgung.

Bis März 2024 gilt für die Vertriebenen ein vorübergehendes Aufenthaltsrecht. Laut AMS Niederösterreich gibt es derzeit etwa 1.500 aufrechte Arbeitsbewilligungen für ukrainische Vertriebene. Vor Kriegsausbruch waren es etwa 404.

Mangelnde Sprachkenntnisse erschweren Jobsuche

Ein langes Jahr, weit weg von ihrer Heimat, liegt hinter Lena Saulenko. Gleich nach Kriegsausbruch flüchtete sie mit ihrer Tochter aus Kiew. „Ich möchte gut Deutsch sprechen können. Das ist wichtig. Ich habe schon vor, mir eine Arbeit zu suchen“, sagt die 44-Jährige.

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Lena Saulenko sortiert die Spenden an das Flüchtlingsheim, in dem sie derzeit wohnt. Sie hofft, bald einen Job zu finden.

„Wir wollen den Flüchtlingen eine Perspektive geben und wollen sie bei der Suche nach einem Job unterstützen“, sagt Thomas Pfeffer von der Caritas. Die mangelnden Sprachkenntnisse erschweren den meisten, einen Job zu finden. Vielen Frauen fehlt es auch an Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder. „Wir sind so froh, dass wir in Österreich warmherzig aufgenommen wurden“, sagt Lena Saulenko. Ihr größter Wunsch ist es, dass bald Frieden in der Ukraine einkehrt.