Martina Reuter
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„Ganz Persönlich“

Martina Reuter: „Wie ein Pferd im Frühling“

Die Mode-Expertin Martina Reuter tanzt ab März bei den ORF-„Dancing Stars“. Ihre Schmerzsalbe sei momentan ihr bester Freund, sagt sie im ORF-NÖ-Interview. Ein Gespräch über Blasen, Kurven, ihre 600 Kleider und wieso sie sich wie ein Pferd im Frühling fühlt.

Reuter hat Mode- und Bekleidungstechnik studiert. Sie ist ORF-Mode-Expertin, Stylistin und Moderatorin u.a. beim HSE-Verkaufskanal. Reuter gibt zudem ihre eigene Modekollektion heraus. Im Jänner ist ihr zweites Buch „Curvy me“ erschienen. Reuter ist 43 Jahre alt und leben mit ihren Kindern in Purkersdorf (Bezirk St. Pölten).

noe.ORF.at: Wie läuft das Training? Haben Sie schon Muskelkater und Blasen?

Martina Reuter: Es läuft gut. Mein erster Tanz ist der Jive. Aber die Anstrengung ist enorm. Ich mache wirklich viel Sport, aber das ist nichts gegen das, was ich jetzt mache. Und die Blasen! Ich sollte einfach nicht mehr zur Fußpflege gehen. Man muss das wuchern lassen – umso mehr Hornhaut man hat, umso besser ist es. Ich habe mich schon ordentlich verletzt und lebe im Moment von Voltaren. Das ist mein bester Freund!

Ich darf ja nicht zu viel verraten, aber bei der Show, beim ersten Tanz, werde ich alleine rauskommen. Das ist natürlich ein Wahnsinn: Alle Augen auf mich, alle Kameras auf mich, alle Scheinwerfer auf mich. Ich bin wie ein Pferd, das den ganzen Winter im Stall war und dann geht die Tür auf und der Frühling ist da. So werde ich mich fühlen.

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Am 3. März geht es für Martina Reuter im ORF-Ballroom los

noe.ORF.at: Was ist Ihr persönliches Ziel bei der Show?

Reuter: Ich muss gewinnen. Wenn ich nicht gewinne, dann bin ich zwei Jahre traurig (lacht). Es ist eine Tanzshow mit Bewertung, aber am Ende des Tages ist es eine Unterhaltungsshow. Ich glaube, dafür bin ich wahrscheinlich auch da, mein ganzes Leben ist irgendwie immer Unterhaltung. Aber eigentlich wünsche ich mir, dass niemand rausfliegt, dass wir alle bis ins Finale kommen.

noe.ORF.at: Ihr Tanzpartner ist ein bisschen kleiner als Sie. Wie ist das mit der Führung?

Reuter: Naja, ich bin ja auch 1,83 Meter groß. Aber es ist lustig, Nikolaus hat gerade Zwillinge bekommen. Die Babys, zwei Buben, sind jetzt sechs Wochen alt. Ich habe ihn gefragt, was anstrengender ist, die Kinder oder ich. Er sagt: ich (lacht). Nein, wir verstehen uns wirklich gut und er ist nur fünf Zentimeter kleiner. Es ist also nicht so schlimm.

noe.ORF.at: Wie lässt sich das alles mit Ihren anderen Jobs vereinbaren? Sie sind bei einem privaten Verkaufskanal, pendeln beruflich nach Deutschland, schreiben Bücher, sind ORF-Styling-Expertin.

Reuter: Jetzt liegt der Fokus auf „Dancing Stars“, aber ich fahre immer noch nach München. Das ist natürlich Wahnsinn, aber es geht nicht anders, weil ich ja eine eigene Kollektion habe. Das ist mein ganzes Herzblut. Ich mache viel gleichzeitig. Aber ich finde, wenn man etwas unbedingt möchte – und ich wollte ja schon immer zu „Dancing Stars" – dann ziehe ich das durch. Ich möchte, dass die Menschen, die sich am Freitagabend die Sendung anschauen, danach mit einem Grinsen ins Bett gehen und am nächsten Tag noch sagen: „Das war doch echt lustig.“

noe.ORF.at: Wie viele Kilometer legen Sie in der Woche zurück?

Reuter: Ich fahre im Monat 15.000 Kilometer, das ist schon ordentlich. Ich bin wie eine Spedition. Ich müsste mir überlegen, ob ich nicht irgendwelche Produkte von A nach B bringe. Ich lebe in Purkersdorf, habe zwei Kinder, die hier in die Schule gehen. Wir haben hier unser Leben, ich bin hier aufgewachsen. Ich kenne hier alles. Mich kennt auch jeder. Wenn ich in München um 8.00 Uhr Livesendung habe, dann fahre ich eben um 3.00 Uhr weg.

noe.ORF.at: Sie haben 17 Jahre in Deutschland gelebt. Warum eigentlich Purkersdorf?

Reuter: Ich bin in Deutschland hängengeblieben. Ich war für ein Praktikum bei ProSieben, dann war der Vertrag da, ich habe geheiratet, Kinder bekommen, Haus gebaut, alles, was so auf einer Checkliste steht. Ich bin aufgrund meiner Scheidung wieder zurückgekommen. Was mache ich allein in München, ohne Familie? Ich habe eine sehr enge Beziehung zu meiner Mutter. Vor sechseinhalb Jahren bin ich hergekommen, mich kannte niemand, ich hatte nichts und ich habe von null angefangen.

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Reuter (r.) im Gespräch mit ORF-NÖ-Redakteurin Eva Steinkellner-Klein in Purkersdorf

noe.ORF.at: Sie haben im Jänner ihr zweites Buch „Curvy me“ rausgebracht. Da geht es um Mode für kurvige Frauen. Sie haben selbst eine Modelinie, die startet ab Größe 40. Warum ist Ihnen das wichtig?

Reuter: Weil ich ja selbst Größe 42/44 habe. Das sieht man nicht, die meisten sagen, dass ich schlank bin. Alles richtig gemacht, weil man es nicht sieht. Alles was ich trage, ist aus meiner Kollektion. Ich habe ja jahrelang als Chef-Stylistin beim Fernsehen gearbeitet. Alle wollen glänzen, dafür muss man nicht vor der Kamera stehen. Das kann jede Frau, aber nicht jede Frau hat so eine Figur. Selbst wenn ich zehn Kilo weniger hätte, hätte ich breite Hüften und einen Riesenhintern. Daher habe ich gesagt, ich habe die Mode so, dass das mir passt, dass man auch mit Kurven gut ausschaut.

Die meisten hüllen sich in ein Zelt, ziehen schwarz an, ziehen Oversize, Doppel-XXL an. Meine Kollektion ist durch die Decke gegangen. Mittlerweile habe ich wahnsinnig viele Stammkunden. Ich bin Schneiderin – ich weiß, was geht. Ich entscheide alles selbst, probiere alles an. Mittlerweile ist es mein Hauptjob.

noe.ORF.at: Das gängige Schönheitsideal ist dennoch schlank und sportlich. Das ist ja ein gewisser Druck. Haben Sie Diäten hinter sich?

Reuter: Sagen wir mal so: ganz früher. Aber das mache ich nicht mehr. Mit mir kann man super essen gehen, weil ich so viel esse. Ich hasse diese kleinen Dinger, die es bei den Presseevents gibt. Ich will nicht am Essen zupfen, sondern ich esse wirklich gerne. Ich liebe Hausmannskost – umso deftiger, umso besser. Ich liebe Schnitzelsemmel.

Nachhaltige Mode ist eine Geldfrage

noe.ORF.at: Sie tragen hauptsächlich Kleider. Wie viele haben Sie?

Reuter: Ungefähr 600. Ich habe mittlerweile Außenlager. Ein Teil ist in München gelagert, ein Teil ist in meinem Auto, ich habe ja im Auto auch 40 Paar Schuhe und zahlreiche Outfits. Aber meine Kleider kosten nicht viel Geld. Ich würde nie mehr als 100 Euro für ein Kleid ausgeben.

Das ist natürlich nicht nachhaltig, sage ich dazu. Ich weiß ja, wo meine Mode produziert wird. Ich produziere in Europa, ich produziere sehr gerne in der Türkei. Es gibt aber auch Dinge, die ich in Bangladesch produziere, wie zum Beispiel Leder. Ich bin so ein Nachhaltigkeits-Mittelding. Weil nachhaltig heißt, dass es in Österreich produziert werden muss, und dann musst du 50 bis 60 Prozent drauflegen. Das ist eine Geldfrage.

noe.ORF.at: Was sind denn drei No-Gos in der Mode und drei Must-Haves?

Reuter: Die „No-Gos“ gehen schnell: nie zu kurz und nie zu eng. Und nicht immer nur gedeckte Farben. Ich weiß, viele ziehen schwarz an, weil es edel wirkt. Aber ich finde es schade. Am besten ist Colour Blocking, also blau und grün, orange und gelb und rot, weil das immer ein Strahlen bringt. Gerade bei kurvigen Frauen lenkt das ab. Die Silhouette wird immer ein bisschen geteilt, wenn du zwei Farben miteinander hast.

Ein wichtiger Tipp sind Muster. Je kleiner das Muster, umso mehr wird kaschiert. Und für mich ist das wichtigste Accessoire ein Gürtel. Ein Gürtel ist wichtiger als eine Handtasche, weil du mit dem Gürtel immer die Beine länger machen kannst und deine Figur einfach schöner proportioniert ist.

noe.ORF.at: Ist Ihnen das Mode- und Showbusiness manchmal zu oberflächlich?

Reuter: Finde ich gar nicht. Ich empfinde mich als Mode-Psychologin. Die Menschen lassen die Hosen vor dir runter, im wahrsten Sinne des Wortes. In der Unterhose sind wir alle gleich. Mode hat für mich was mit Selbstbewusstsein zu tun oder mit eigenem Charakter. Ich liebe Frauen, die ausschauen wie ein Christbaum, weil ich finde, das ist so selbstbewusst. Ob das gut ausschaut oder ob das zusammenpasst, ist in dem Fall egal. Sie haben die Kraft, das zu machen. Das finde ich richtig cool.

Es gibt ja Farben, die eine bestimmte Wirkung haben. Grün ist eine Farbe, die beruhigend wirkt. Das würde ich bei einer Gehaltsverhandlung wählen. Wenn ich Business-Frau bin, würde ich immer Rot tragen, weil dann alle schauen, wenn du im Raum stehst. Ich habe heute Blau an, weil es wie Urlaub ist. Ich möchte heute wie im Urlaub wirken.