Timna Brauer und Jasmin Meiri-Brauer auf Bühne
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Arik Brauer: Familien- als Zeitgeschichte

Die Hainburger Haydngesellschaft ist mit einer Hommage an Arik Brauer in das Konzertjahr 2023 gestartet. In Gedenken an den Universalkünstler wurden seine Texte und Lieder von seiner Tochter Timna Brauer und Enkelin Jasmin Meiri-Brauer interpretiert.

Mit Liedern wie „Köpferl im Sand“ oder „Sie hab’n a Haus baut“ hat sich Arik Brauer ab den 1970er-Jahren in die Herzen der Österreicherinnen und Österreicher eingeschrieben. Rund zwei Jahre nach seinem Tod am 24. Jänner 2021 hat die Hainburger Haydngesellschaft dem Universalkünstler am Samstag eine Hommage gewidmet. Mit Liedern, Anekdoten und Lesungen aus seinen Memoiren, vorgetragen von seiner Tochter und Enkeltochter Timna Brauer und Jasmin Meiri-Brauer, begleitet von Jannis Raptis an der Gitarre.

„Es war mir wichtig, die Aspekte zu zeigen, wo er noch nicht so berühmt war. Also die Kindheit, die Jugend. Wie hat er sich entwickelt? Und vor allem: Wie hat er überlebt? Das ist ja das Glück“, sagt seine Tochter Timna Brauer, die den Abend kuratiert hat. Schon als Kind habe Brauer gerne gemalt, vor allem Katzen und bis zuletzt habe er sich in erster Linie als Maler verstanden, sagt Timna Brauer gegenüber noe.ORF.at. Und tatsächlich gab es zu fast jedem an diesem Abend widergegebenen Text, ob aus seinen Memoiren oder Liedern, eine Zeichnung oder ein Gemälde.

Arik Brauer am Montag, 17. Dezember 2018, in Wien
APA/ROBERT JAEGER
Arik Brauer 2018

Wie eine Hausmeisterin Brauers Leben rettete

Dass Arik Brauer, geboren 1929, den Nationalsozialismus überlebte, grenzt an ein Wunder. Sein Vater, ein Schuhmacher, wurde im Konzentrationslager vergast, seine Werkstatt von der SS ausgeräumt. „Immer wieder hat man ihn gefragt, wenn er in Israel war: ‚Wie kannst du in diesem Land leben, wo sie deinen Vater vergast haben und dich fast auch?‘ Da hat er gesagt: ‚Österreicher haben meinen Vater ermordet, aber Österreicher haben mein Leben gerettet.‘ Und das ist die Wahrheit.“

Eine von diesen Österreicherinnen war die Hausmeisterin. Denn als die SS in die väterliche Werkstätte kam, versteckte sie das von den Nationalsozialisten als jüdisch identifizierte Kind auf der Gangtoilette. Als ein Mitglied der SS die Toilette benutzen wollte, habe sie ihm erklärt, diese sei zu verdreckt – er möge jene im nächsten Stockwerk benutzen. Der Schwindel flog nicht auf: Arik Brauer, damals noch Erich Brauer, war gerettet. Es ist also nicht nur Familiengeschichte, sondern auch ein großes Stück Zeitgeschichte, das an diesem Abend in der Kulturfabrik in Hainburg (Bezirk Bruck an der Leitha) erzählt wurde.

Timna Brauer bei Lesung
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Timna Brauer erzählt in der Kulturfabrik in Hainburg Anekdoten aus dem Leben ihres Vaters

Jasmin Meiri-Brauer: „Er war sehr bescheiden und weise“

„Ich hatte wirklich Glück, in diese sehr musische Familie hineingeboren zu werden“, sagt Timna Brauer, die selbst Sängerin ist. „Ich dachte immer alle Väter malen und singen den ganzen Tag – so war die Stimmung zu Hause.“ Und die künstlerische Ader scheint sich mit der Sängerin und Percussionistin Jasmin Meiri-Brauer auch in der dritten Generation durchgesetzt zu haben. Wie sie ihren Großvater beschreibt? „Er war bescheiden, humorvoll, sehr, sehr weise und sehr simpel. Und ein irrsinnig offener Mensch.“

Offenheit kennzeichnet übrigens auch die Hainburger Haydngesellschaft: Ihr gehe es darum, „sich auf musikalische Entdeckungsreisen zu begeben und die Programme so facettenreich und bunt wie möglich zu gestalten.“ Seit 42 Jahren gibt es die Hainburger Haydngesellschaft, die nicht nur klassischer Musik und ihren Interpretinnen eine Bühne bietet, sondern auch so vielseitigen und großen Künstlern wie Arik Brauer und seiner Familie.