Fertige Tiny House Waggons fertig zur Lieferung
ORF
ORF
„Im FOKUS“

Modulhäuser: Wohnen auf kleinstem Raum

Die Nachfrage nach Wohnraum auf wenigen Quadratmetern steigt seit Jahren. In Gutenstein (Bezirk Wr. Neustadt) baut die Firma „Wohnwagon“ Holzhäuser, die aus Modulen bestehen und auf Rädern oder Erdschrauben stehen.

Es kann sich wohl nicht jeder vorstellen auf sehr kleinem Wohnraum zu leben – doch immer mehr Menschen wollen bewusster und reduzierter wohnen. Neben der Lebensstil-Frage spielen dabei auch geringere Baukosten und eine kurze Bauzeit eine wichtige Rolle.

Die Firma „Wohnwagon“ baut in Gutenstein modulare Häuser aus Holz. Die Häuser werden aus unterschiedlichen Modulen zusammengesetzt und sind zwischen 18 und 33 Quadratmetern groß. Dabei werden natürliche Baustoffe verwendet, wie Lerchen- und Fichtenholz. Als Dämmstoff kommt Schafwolle zum Einsatz. Vom Rohbau über den Innenausbau bis zur Auslieferung eines Modulhauses dauert es etwa sieben Wochen. Die Modulhäuser bestehen aus einem Schlafbereich, einer Essecke, einer Küche und einem Bad mit Dusche und Toilette.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Bei einem Tiny House wird eine Zwischenwand eingesetzt
ORF
Bei einem Rohbau eines Wagons werden die Wände aus Holz eingesetzt
mehrere Tiny House Wagons stehen in einer Werkshalle
ORF
In der Werkhalle in Gutenstein werden dieses Jahr 50 kleine Häuser gebaut
Wohnwagon Firmengründerin Theresa Mai steht am Schreibtisch einer Mitarbeiterin
ORF
Firmen-Mitgründerin Theresa Mai (rechts) beim Planen eines Projekts im Büro im Gutensteinerhof
Innenansicht fertiger Tiny House Wagon, Küche und Bad
ORF
Die Inneneinrichtung und die Größe der Küche können die Kunden mitgestalten

Vom Wunsch, etwas zu verändern zum Unternehmen

„Wohnwagon ist eigentlich aus dem Wunsch entstanden, in der Baubranche etwas zu verändern. Die Art, wie wir jetzt bauen ist sehr flächenintensiv und braucht viele Ressourcen. Für den Einzelnen ist das auch immer weniger leistbar“, sagt Firmengründerin Theresa Mai. Mai arbeitete ursprünglich im Marketing-Bereich. Gemeinsam mit einem Geschäftspartner gründete sie vor zehn Jahren das Unternehmen „Wohnwagon“. Derzeit beschäftigt es 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Fotostrecke mit 2 Bildern

Innenansicht fertiger Tiny House Wagon, Wohnecke
ORF/Archiv
So kann eine Wohn-und Esszimmerecke auf circa 30 Quadratmeter ausschauen
Innenansicht fertiger Tiny House Wagon, Bett
ORF
Platz für ein Doppelbett bleibt auch

Selbstversorgendes Haus auf Rädern

Die Firma setzt bei ihren Häusern auf Autarkie. Die kleinen Häuser können so gebaut werden, dass Strom, Wasser und Wärme selbst erzeugt werden können. Möglich wird das unter anderem durch eine Photovoltaik-Anlage am Dach und ein Wasser-Kreislaufsystem mit eigener Pflanzenkläranlage.

Die Häuser stehen auf Rädern oder Erdschrauben, die im Boden versenkt werden. So könne man ein Modulhaus wieder abbauen und wo anders aufstellen, erklärt Mai. „Natürlich muss man sich mit einem modularen ,Tiny House’ auch an die Bauvorschriften halten. Unsere Projekte stehen in der Regel alle auf Baugrundstücken und werden bei der Baubehörde als Wohngebäude eingereicht“, sagt Mai.

Außenansicht mehrere Tiny House Waggons
ORF/Archiv
Die kleinen Holzhäuschen müssen den Bauvorschriften entsprechen. Die meisten werden als Wohngebäude genutzt

Steigende Nachfrage bei Jungen sowie Älteren

„Unsere Kundinnen und Kunden sind nicht unbedingt die Aussteiger, die nichts mehr mit der Welt zu tun haben wollen. Es sind junge Pärchen, aber auch Ältere, die ihr Haus nicht mehr putzen, versorgen und reparieren können und wollen“, so Mai. Ein Paar, das zu den ersten Kunden der Firma zählt, lebt seit acht Jahren in einem „Tiny House“. „Eine Scheidung wurde bis jetzt nicht eingereicht“, scherzt Mai.

Dass immer mehr Menschen über alternative Wohnformen nachdenken, merke man im Unternehmen an den Produktionszahlen. Vor zehn Jahren habe man etwa 18 Häuser gefertigt, heuer seien es mehr als 50. Die Kunden kämen dabei nicht nur aus Österreich. Die Modulhäuser aus Holz werden auch nach Deutschland und in die Schweiz geliefert, heißt es.