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GESUNDHEIT

Noch immer fehlen hunderte Medikamente

Die Lieferprobleme bei Medikamenten halten weiter an. Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen listet aktuell mehr als 600 Medikamente auf, die kaum oder nicht verfügbar sind. Laut Apothekerkammer könnte sich die Lage erst Ende März entschärfen.

Vor allem Penicillin und einige Antibiotika sind derzeit nur eingeschränkt oder gar nicht erhältlich. In einer Apotheke in St.Pölten fehlen vor allem Medikamente für Kinder, wie Apotheker Andreas Gentzsch beim Lokalaugenschein von noe.ORF.at berichtet. Die Laden sind etwa bei Kinderantibiotika und schmerzstillenden Säften nahezu leer, aber auch gängige Antibiotika und Cortisonpräparate fehlen. „Es zieht sich durch das ganze Programm“, so Gentzsch.

Von den 50 bis 60 am häufigsten verschriebenen Medikamenten sei derzeit etwa die Hälfte nicht zu bekommen. Bei einem großen Teil behelfe man sich mit Generika, die den identischen Wirkstoff enthalten und gleich wirken. Die Patientinnen und Patienten würden Verständnis zeigen, müssen aber teilweise geduldig sein. Denn immer wieder müsse beim verschreibenden Arzt oder im Spital rückgefragt werden: „Wir finden immer irgendwo eine Lösung oder ein anderes Präparat, eine andere Dosierung“, so Gentzsch.

Stundenlanges Telefonieren vor Nachtbereitschaften

Vor allem vor Nacht- und Wochenendbereitschaften sei die Vorbereitung aufwändig, um für die Nachfrage auch gerüstet zu sein. Die Apotheke in St. Pölten etwa ist an einem Sonntag die einzige im Dienst und versorgt 56.000 Menschen in und rund um die Landeshauptstadt. Zwei bis drei Stunden am Tag telefoniere daher eine Mitarbeiterin, um einen Vorrat an gängigen Medikamenten anzulegen. „Wir treiben immer das Notwendige auf, oder wir borgen uns bei Kollegen etwas“, so der Apotheker.

Im Großhandel würden die Arzneimittel kontingentiert, damit alle Apotheken in ganz Österreich zumindest grundversorgt sind, so Heinz Haberfeld, der Präsident der Apothekerkammer Niederösterreich. Problematisch sei derzeit, dass es zusätzlich zu Lieferengpässen eben eine Häufung an Erkrankungen gebe – von Covid-19, über grippale Infekte und Influenza, bis hin zu Scharlach und dem RS-Virus. Eine Intensität, die es in der Vergangenheit nicht gegeben habe, so Haberfeld. Die Nachfrage sei deshalb zuletzt „explosionsartig“ gestiegen. Haberfeld hofft, dass sich die Lage mit Ende März entschärft, wenn die saisonalen Infektionen weniger werden.