Klebeband mit Text: Bitte Abstand halten
ORF.at/Georg Hummer
ORF.at/Georg Hummer
Coronavirus

Studie untersucht Wirksamkeit der CoV-Maßnahmen

Welche Maßnahmen haben bei der Pandemiebekämpfung geholfen und welche haben sogar Schaden angerichtet? Diesen Fragen geht unter anderem die Donau Universität Krems in einer Studie nach. Das soll beim Umgang mit künftigen Pandemien helfen.

In der Coronavirus-Pandemie hat Österreich in Bezug auf die Sterblichkeitsrate und die entstandenen volkswirtschaftlichen Kosten im internationalen Vergleich „schlecht“ abgeschnitten. Zu diesem Ergebnis kommt die Forschungsgruppe um Tanja Stamm von der Medizinischen Universität Wien. In einer gemeinsamen Studie mit der Technischen Universität Wien und der Donau Uni Krems will das wissenschaftliche Team die vergangenen drei Pandemiejahre analysieren und Verbesserungsvorschläge für künftige Pandemien und Epidemien ableiten.

Bis heute wurde die Wirksamkeit von gesetzten Maßnahmen und Strategien zur Bekämpfung der Pandemie in Österreich nicht evaluiert. Aus Sicht der Expertinnen und Experten ist dies für die Zukunft allerdings unerlässlich. Im Zentrum der Forschung steht die Frage, wie die Coronavirus-Pandemie verlaufen wäre, wenn manche Entscheidungen anders getroffen worden wären.

Studie will Modelle und Szenarien entwickeln

Die Studie unter dem Titel „BETTER“ (Being Equiped To Tackle Epidemics Right, übersetzt: „Gerüstet sein, um Epidemien richtig in Angriff zu nehmen“, Anm.) widmet sich Bereichen und Maßnahmen, die bis zum Ausbruch der Pandemie für viele als unvorstellbar galten und rückblickend nun Fragen in Bezug auf deren Wirksamkeit aufwerfen: Ab wann ist es gerechtfertigt, Schulen zu schließen? Wie groß ist der Nutzen von Homeoffice und wie groß der Schaden von verschobenen Vorsorgeuntersuchungen? Auf diese und viele weitere Fragen gelte es nun Antworten zu finden.

Maske hängt in Schule auf Hacken
APA/dpa/Marijan Murat
Geschlossene Schulen, Homeschooling, Maskenpflicht: Durch die Pandemie wurde viel bis dahin Unvorstellbares möglich

Gesellschaft, Politik und Wissenschaft hatten sich durch die Coronavirus-Pandemie plötzlich in einer gänzlich neuen Situation befunden. Für die Politik galt es abzuwägen zwischen dem schnellstmöglichen Finden von Lösungen und der Beibehaltung bewährter Kontrollmechanismen. Die Wissenschaft hingegen stand plötzlich im medialen Rampenlicht und wurde von den Entscheidungsträgerinnen und -trägern der Politik so häufig wie nie zuvor um Informationen und Einschätzungen gebeten. Dabei ging es nicht nur um das Etablieren neuer Handlungsmuster, sondern auch um die Entwicklung neuer Impfstoffe und Medikamente, die Simulation von Pandemie-Mechanismen oder die Bewertung von Folgekosten.

Auch Laien in Studiendesign integriert

Das Wissenschaftsprojekt hat es sich zum Ziel gesetzt, Wirksamkeitsforschung, Modellierung von Infektionskrankheiten und Evidenzsynthese zu kombinieren, um die zukünftige Epidemie- und Pandemievorsorge in Österreich zu verbessern. Dabei ist ein wesentliches Element das aktive Miteinbeziehen verschiedener Stakeholder, einschließlich der Bürgerinnen und Bürger, wie die Studienautorinnen und -autoren betonen.

Daten aus Wien und Niederösterreich werden verwendet, um verschiedene Entscheidungsszenarien und deren Auswirkungen in städtischen und ländlichen Umgebungen zu simulieren. Die für die Analysen nötigen Modellparameter werden basierend auf Ergebnissen von systematischen Reviews, Meta-Analysen und Interviews erarbeitet. Herangezogen werden dafür nicht nur Expertinnen und Experten, sondern auch Laien – und zwar über die gesamte Projektlaufzeit, wie betont wird.

Ein sogenanntes agentenbasiertes Bevölkerungskonzept, um komplexe Verhaltensweisen bestmöglich zu beschreiben, soll helfen, die Auswirkungen der verschiedenen Szenarien auf (gesundheits-)systemische, psychosoziale, epidemiologische und wirtschaftliche Aspekte zu bewerten.

Dornbirn Messepark, Wiedereroeffnung, offen, einkaufen, Einkaufszentrum, Corona, Covid19, Masken, anstehen
Mathis Fotografie
Die Studienerkenntnisse sollen beim Abwägen künftiger Entscheidungen helfen. Jede Maßnahme hatte Auswirkungen auf Gesundheit, soziales Leben und Wirtschaft

Projekt setzte sich gegen dutzende andere durch

Das gemeinsame Forschungsprojekt ist auf drei Jahre angelegt und bekam vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) fast 500.000 Euro Förderung zugesagt. Das entspricht nahezu der höchstmöglichen Fördersumme, die ausgeschrieben war.

Im Rahmen des “Public Health"-Calls hatte der WWTF im Jahr 2022 dazu aufgerufen, interdisziplinäre Forschungsprojekte mit Fokus auf innovative Methodenentwicklung im Bereich der öffentlichen Gesundheit einzureichen. Das Fördervolumen pro Projekt lag zwischen 250.000 und 550.000 Euro. Von den etwa 100 Einreichungen werden nun insgesamt acht Projekte gefördert – unter anderem „BETTER“.