Tomaten im Glashaus
ORF/Schubert
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Landwirtschaft

Verspäteter Start für heimisches Gemüse

In den Supermarktregalen war diesen Winter deutlich weniger Gemüse aus Österreich zu finden. Paradeiser, Gurken und Paprika mussten verstärkt importiert werden. Zudem startet die Saison in vielen Glashäusern später. Schuld sind die hohen Energiekosten.

Im Glashaus von Christian Zeiler in Münchendorf (Bezirk Mödling) sind die ersten Gurken reif. Sie werden in den nächsten Tagen an den Lebensmitteleinzelhandel geliefert. Es ist die erste Ernte dieses Jahres, und das ist durchaus ungewöhnlich, denn eigentlich stellte Zeiler vor 15 Jahren auf Ganzjahresproduktion um. Paradeiser und Gurken werden üblicherweise 365 Tage im Jahr geerntet.

Diesen Winter war das anders. Die Produktion stand vier Monate still. „Um wirklich 365 Tage im Jahr eine Produktion mit Früchten zu haben, reicht es nicht aus, ein Gewächshaus auf Temperatur zu halten, sondern man braucht zusätzliches Licht, weil es im Dezember und Jänner zu wenig Außenlicht gibt“, erklärt Zeiler.

Licht braucht allerdings Strom – und der ist sehr teuer. Zeiler kalkulierte im Herbst genau. „Die Energiepreise, die sich verzehnfacht hatten, mussten wir kalkulieren, und das ergab einen Verkaufspreis, der 50 bis 70 Prozent höher war als in den Vorjahren. Da fanden wir keinen Abnehmer“, schildert Zeiler.

Mann begutachtet Tomaten
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Christian Zeiler begutachtet die Tomaten in seinem Gewächshaus, heuer werden sie erst später geerntet

Paprika und Paradeiser zwei bis drei Wochen später

Bei LGV Sonnengemüse in Wien-Simmering rollen die ersten Gurken bereits über die Fließbänder. Hierher liefern Bäuerinnen und Bauern aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland ihre Waren, die schließlich in den Handel kommen. Die Saison beginnt heuer etwas verspätet, erzählt LGV-Vorstand Josef Peck: „Wir haben die ersten Gurken. Voriges Jahr hatten wir die vielleicht um eine Woche früher. Bunte Paprika werden wir vielleicht zwei bis drei Wochen später bekommen. Paradeiser werden wahrscheinlich in der zwölften Woche kommen, ebenfalls zwei bis drei Wochen später als sonst.“

LGV wird üblicherweise auch im Winter etwa mit Minigurken beliefert. Das blieb heuer aus, weil der Produzent sein Glashaus aus Kostengründen nicht betrieb. Auch hier kalkulierte man genau. Vorstand Peck: „Das war dem Handel zu teuer. Wenn man jetzt in die Läden schaut, ist auch Importgemüse nicht ganz billig. Aber es wäre schon sehr teuer geworden.“ Es sei auch die sicherere Variante gewesen, ergänzt Peck – denn hätte man sich für die Produktion entschieden und wäre dann beispielsweise zu wenig Gas geliefert worden, wären die Kosten bereits angefallen.

Handel wich im Winter auf Importware aus

Für die Konsumentinnen und Konsumenten machten sich all diese Bedingungen in den vergangenen Monaten in den Gemüseregalen bemerkbar. Es gab sehr wenig Ware aus Österreich. Alois Huber, Spar-Geschäftsführer für Wien, Niederösterreich und das nördliche Burgenland, kann das bestätigen. „Paprika, Gurken, Paradeiser kommen im Winter zu 20 Prozent aus dem Inland, heuer haben wir nur von einem einzigen Produzenten etwas bekommen. Das entspricht circa fünf Prozent“, sagt Huber.

Auf mehr Import setzte auch die REWE Group Österreich. Konzernpressesprecher Paul Pöttschacher schätzt, dass in den Wintermonaten bei Paradeisern etwa ein Viertel mehr aus Italien und Spanien importiert wurde als üblicherweise. „Trotzdem konnten wir auch heimische Ware anbieten“, so Pöttschacher.

Tomaten im Glashaus
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In zwei bis drei Wochen werden in Münchendorf die ersten Paradeiser aus dem Glashaus geerntet

Kampf um gute Qualität

Generell sei es am Markt immer ein Kampf um gute Qualität, ist aus der Branche zu hören. In den vergangenen Monaten war generell weniger Ware auf dem internationalen Markt, denn auch in den Niederlanden wurde im Winter nicht voll produziert, und Wetterkapriolen in Südspanien verringerten auch dort das Angebot.

In zwei bis drei Wochen werden in Münchendorf die ersten Paradeiser aus dem Glashaus geerntet. Zeiler hofft unterdessen noch, dass er wieder genügend Personal findet. Von den 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die ganzjährig angestellt sind, musste er aufgrund der ausbleibenden Winterproduktion etwa 30 kündigen. Die würde er jetzt gern wieder anstellen.

„Mal schauen, ob sie noch zur Verfügung stehen“, sagte der Geschäftsführer. Auf den nächsten Winter schaut Zeiler optimistisch. Die Preise würden sich einpendeln und die Panik würde sich legen, lautet seine Einschätzung. „Wir möchten nicht wieder so einen Winter erleben, wo wir vier Monate keine Produktion und keinen Umsatz haben. Unser Ziel ist ganz klar: Wir möchten nächsten Winter wieder mit der Produktion loslegen“, erklärt Zeiler.