E-Control Sitz Wien
ORF/Tobias Mayr
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Wirtschaft

EVN: E-Control rät, Angebote zu vergleichen

Die EVN wird Optima-Klassik-Verträge für Strom und Gas kündigen. Etwa 40 Prozent aller Kundinnen und Kunden sind betroffen. Die Regulierungsbehörde E-Control rät, das neue Angebot der EVN genau zu prüfen und zu vergleichen.

Rund 300.000 Verträge zu kündigen sei ein auffallend großer Schritt, heißt es bei der E-Control. Für die zahlreichen betroffenen Kundinnen und Kunden sei jetzt vor allem wichtig, von der EVN umfangreich und klar informiert zu werden, appelliert E-Control-Vorstand Wolfang Urbantschitsch im Gespräch mit noe.ORF.at.

„Es geht jetzt nicht nur darum, dass die Kundinnen und Kunden ein Schreiben erhalten, sondern, dass es eine Vor-Ort-Beratung gibt und dass die EVN jetzt auch immer telefonisch erreichbar ist, damit am Ende die Kundinnen und Kunden entscheiden können, ob sie das neue Angebot annehmen oder sich einen anderen Tarif oder Anbieter suchen“, so Urbantschitsch. Die EVN hat angekündigt, auch durch die Gemeinden touren zu wollen.

Konsequenz der Vertragskündigung soll klar sein

Speziell ältere Kundinnen und Kunden oder Personen mit mangelnden Sprachkenntnissen würden ordentliche Beratung brauchen, wenn nötig auch in anderen Sprachen. Es sei entscheidend, dass es nicht zu Verunsicherung kommt und die Konsequenzen der Vertragskündigungen klar sind, so Urbantschitsch. Wer nämlich nicht aktiv werde, bekomme ab Juni keinen Strom und kein Gas mehr von der EVN.

Empfohlen wird, Strom- und Gasangebote verschiedener Anbieter zu vergleichen, um den besten Preis zu bekommen. Konsumentenschutzeinrichtungen erwarten einen großen Ansturm wegen der EVN-Kündigungen, wie ein Rundruf von noe.ORF.at zeigt. Für Kundinnen und Kunden, die sich entscheiden, einen neuen Anbieter zu suchen, gebe es zudem auch die Vergleichsmöglichkeit des Tarifkalkulators der E-Control.

EVN geht anderen Weg als Wien Energie

Schon länger gibt es in der Branche Diskussionen, wie Strom- und Gastarife geändert und erhöht werden können. Die Wien Energie verzichtete zum Beispiel auf Vertragskündigungen und passte stattdessen ihre Verträge an. Allerdings sei die Wien Energie dafür auch kritisiert worden und es gebe genügend offene Rechtsfragen, so Urbantschitsch.

Offensichtlich sehe die EVN aufgrund bestehender Verträge keine andere Möglichkeit, als diese zu beenden und einen neuen Vertrag abzuschließen, so der E-Control-Vorstand. Laut Aussendung gehe es der EVN ja darum, die Preiserhöhung ab 1. April zu vermeiden und einigermaßen preisstabil fortzufahren.

E-Control rechnet mit Verunsicherung bei Kunden

Die unabhängige Strom- und Gasregulierungsbehörde E-Control rechnet durch die Vertragskündigungen bei der EVN mit unzähligen Anfragen. Sie rät den Betroffenen, sich gut zu informieren.

Ob Strom- und Gaspreise sinken, ist offen

Ob das der Wahrheit entspricht, weiß man jetzt aber noch nicht. Für Kundinnen und Kunden stellt sich die Frage, wie gut und wie preiswert das neue Angebot der EVN ist. Schließlich ist noch nicht klar, ob die Strom- und Gaspreise nicht bald wieder sinken. Das neue Angebot der EVN enthält aber eine fixe Preisbindung für ein Jahr.

„Das hat zwar einerseits den Vorteil, dass es innerhalb dieses Jahres zu keiner Preiserhöhung kommen kann. Auf der anderen Seite aber, wenn es zu weiteren Preissenkungen auf den Großhandelsmärkten kommt, und damit auch neue Endkundenangebote kommen, die günstiger sind, dann wird man innerhalb dieses Jahres diese neuen Angebote nicht annehmen können“, erklärt Urbantschitsch.

Aus Sicht des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) sei die einjährige Preisbindung nicht unbedingt vorteilhaft, weil die Strom- und Gaspreise derzeit eher sinken, meint VKI-Chefjurist Thomas Hirmke. Es sei vielmehr eine „Zumutung“, dass die EVN so viele Kundinnen und Kunden kündigt und ihrem Versorgungsauftrag so nun nicht mehr nachkommen würde, so Hirmke.

„Vertragsänderung vor Vertragskündigung“

Dass andere Energieanbieter nun einen ähnlichen Weg wie die EVN gehen, sei übrigens nicht auszuschließen. In Kärnten kündigt ein Anbieter nun auch Verträge – mehr dazu in Stadtwerke verdreifachen Strompreis im Mai (kaernten.ORF.at; 10.3.2023). Mittelfristig sei es aber wichtig, dass man wieder zu einer rechtlichen Grundlage kommt, wo es möglich sei, Verträge zu ändern, ohne dass man sie kündigt, so Urbantschitsch.