Dirndlblüte Pielachtal
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Umwelt

Dirndlblütenmeer trotzt Minusgraden

Im Pielachtal (Bezirk St. Pölten) zeigt sich derzeit ein Naturphänomen. Die Dirndlsträucher lassen sich das Blühen auch von Minusgraden nicht vermiesen. Vielmehr haben Zigtausende Sträucher der Kornelkirsche mit ihrer Hochblüte begonnen.

Das Grün auf den Wiesen tut sich nach dem Winter noch schwer im Pielachtal, aber was es zur Genüge gibt, ist das Gelb der Sträucher. Die knorrigen Dirndlsträucher, die großteils mehrere hundert Jahre alt sind, setzen sich als erste Frühlingsboten gegen die Kälte durch. Und sie lassen sich auch durch Schnee nicht irritieren.

Fotos vergangener Jahre zeigen sogar blühende Dirndlsträucher mitten im Schnee. Die Blüten halten bis zu zehn Grad Minus aus, bleiben einfach in ihrer Vegetationsphase stehen und „warten“ unbeeindruckt darauf, dass es wieder wärmer wird, weiß Naturvermittlerin Cornelia Janker. Die Hochblüte hat jetzt begonnen und wird etwa drei Wochen dauern.

Dirndlblüte Pielachtal
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Die Dirndlsträucher wachsen im Pielachtal nicht in Plantagen, sondern wie sie die Natur gepflanzt hat

Wie viele solcher Sträucher der Kornelkirsche, wie die Pflanze offiziell heißt, es im Pielachtal genau gibt, weiß man eigentlich gar nicht, erzählt Janker. Aber: „Wir haben vor zehn Jahren alle Naturvermittler hinausgeschickt zum Zählen, und dabei ist eine Zahl von 60.000 Sträuchern herausgekommen, wir rechnen, dass es heute ungefähr 70.000 sind.“

Ein genetisches Unikum

Vor einigen Jahren wurden auch im Zuge einer Studie der Universität für Bodenkultur 400 Dirndlsträucher genetisch untersucht. Dabei kam heraus, dass sich jeder einzelne von ihnen von den anderen unterschied. Eine weitere Eigenart dieses außergewöhnlichen Gewächses ist das Holz. Dirndlholz gehört zu den Eisenhölzern, die weltweit sehr selten sind. Das Holz hat eine so hohe Dichte, dass es im Wasser nicht schwimmt, sondern untergeht, zudem ist es weitaus schwieriger zu bearbeiten.

Trotz der Tausenden blühenden Sträucher ist die Verteilung über das ganze Tal sehr weitläufig. Ein Blütenmeer wie etwa in der Wachau zur Marillenblüte dürfe man sich nicht erwarten, meint Janker: „Hier gibt es keine Plantagen, in denen ein Strauch neben dem anderen gepflanzt ist, das sind alles wild gewachsene Stauden, die schön verteilt in der Landschaft zu finden sind.“ Deshalb werden eigene Dirndlblütenwanderungen angeboten, um gezielt die schönsten Plätze herzuzeigen.

Dirndlblüte Pielachtal
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Bei eigenen Dirndlblütenwanderungen besucht man die schönsten Plätze und erfährt vieles rund um die Blüte

Natürliche Blütenselektion

Dabei werden auch Details zur Blüte verraten. Laut Landwirt und Naturvermittler Fritz Kollermann aus Kirchberg an der Pielach fällt etwa der Großteil der Blüten ungenützt ab: „Wenn so ein wirklich großer Strauch rund eine Millionen Blüten hat und jede Dirndlfrucht zwei bis drei Gramm wiegt, hielte das der Strauch nicht aus. Deshalb hat die Natur es so eingerichtet, dass nur eine oder zwei von 20 Blüten zur Frucht wird. Oft auch gar keine.“

Die Bienen fliegen noch nicht, die Bestäubung erledigen der Wind und erste Hummeln, die schon ab vier Grad Celsius aktiv sind. Damit später aus den Blüten Früchte und in der Folge aus diesen verschiedene Spezialitäten werden – von der Marmelade bis zum Edelbrand.