Sujet Kelten Ausstellung im MAMUZ Museum Mistelbach
Atelier Olschinsky/Josef Schimmer/Mario Wallner
Atelier Olschinsky/Josef Schimmer/Mario Wallner
Kultur

MAMUZ zeigt neues Bild der Kelten

Das MAMUZ Museum Mistelbach zeichnet in seiner aktuellen Sonderausstellung ein neues Bild der Kelten. Anhand von archäologischen Funden soll mit Klischees gebrochen werden – und zwar vom Alltag, Glauben und Schicksal der Menschen.

„Erleben Sie wie nie zuvor, wie sich das Leben der Menschen, die vor mehr als 80 Generationen Niederösterreich bevölkerten, gestaltet hat. ‚Kelten‘ vermittelt anhand von zahlreichen außergewöhnlichen archäologischen Funden ein neues Bild vom Alltag, vom Glauben und vom Schicksal der Menschen zur Keltenzeit und bricht mit stereotypen Vorstellungen und Klischees“, heißt es seitens des MAMUZ Museum Mistelbach über die neue Sonderausstellung. Zu sehen sind in der bis 26. November geöffneten Schau etwa 300 Originale, darunter reich verzierter Goldschmuck, Waffen aus Eisen, Münzen, aber auch Alltagsgegenstände wie Trinkgeschirr aus Ton.

Kelten werden abseits von stereotypen Klischees gezeigt

Die Kelten errichteten stadtartige Siedlungen, betrieben innovative Landwirtschaft und regen Handel in weiten Teilen Europas. „Besonders ihre hochwertige Metallverarbeitung und Schmiedekunst war gefragt. Inspiriert vom Geld der Griechen begannen sie, eigene Münzen aus Gold und Silber zu prägen, die als Zahlungsmittel für den örtlichen sowie für den überregionalen Handel genutzt wurden“, sagt Ausstellungskurator Peter Trebsche.

Da die Kelten keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterließen, stammt ein Großteil des Wissens über ihre Kultur aus Schriften römischer und griechischer Autoren. Funde aus archäologischen Grabungen zeigen, wie die Kelten wirklich lebten.

Fotostrecke mit 12 Bildern

Goldener Armring
Peter Haag-Kirchner/Historisches Museum der Pfalz Speyer
Goldener Armring (Leihgabe des Historischen Museums der Pfalz Speyer)
Bronzestatuette Klosterfrauenbichl
Gerald Grabherr/Universität Innsbruck, Institut für Archäologien
Bronzestatuette (Fundort Klosterfrauenbichl in Lienz)
Maskenfibel Ossarn
Alice Schumacher/Urzeitmuseum Nussdorf-Traisental
Maskenfibel (Fundort Ossarn)
Schädel mit Trepanation
NÖ Landessammlungen
Schädel (Fundort Katzelsdorf). Der Bestattete war offenbar während einer Operation, bei der mittels Hohlbohrer der Schädel geöffnet wurde, verstorben. Diese Operationstechnik war vor allem im Mittelmeerraum üblich.
Münzschatz Neubau
OÖ Landeskultur GmbH/Land Oberösterreich
Keltische Münzen
Linsenflasche mit Zirkelverzierung
NÖ Landessammlungen
Linsenflasche mit Zirkelverzierung (Fundort Thunau am Kamp)
Fußfessel
Fritz Hottwagner
Fußfessel
Achsnagel
Atelier Macala GmbH
Achsnagel
Stabwürfel aus Stradonice, La Tène Zeit
Alice Schumacher/Naturhistorisches Museum Wien
Stabwürfel (Fundort Stradonice/Tschechien)
Vogelfiguren aus Haselbach
NÖ Landessammlungen/Jörg C. Roggenbauer
Vogelfiguren (Fundort Haselbach bei Niederhollabrunn)
Gürtelkette aus Oberrohrbach
NÖ Landessammlungen
Gürtelkette aus einem keltischen Frauengrab (Fundort Oberrohrbach bei Leobendorf)
Münze
NÖ Landessammlungen
Goldmünze

„Zahlreiche Ausgrabungen informieren uns ausführlich über Lebensbereiche wie zum Beispiel die Siedlungen mit ihren Häusern und Heiligtümern, das hoch entwickelte Handwerk oder den weitgespannten Handel, über welche die Schriftquellen schweigen“, so Kurator Trebsche. In den vergangenen 20 Jahren sei es dank moderner Analysen sogar möglich geworden, aus den Grabbefunden individuelle Lebensgeschichten zu rekonstruieren.

Viele Exponate werden erstmals gezeigt

Archäologische Grabungen und Surveys bei Haselbach und Ronthal (beide Bezirk Hollabrunn) hätten „zahlreiche neue Erkenntnisse und Funde zutage gebracht“, erläutert Franz Pieler, wissenschaftlicher Leiter des MAMUZ und Landesarchäologe von Niederösterreich: „Als Teil der Niederösterreichischen Landessammlungen werden sie im Zuge der ‚Kelten‘-Ausstellung im MAMUZ Museum Mistelbach das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert.“ Zu sehen sind etwa die Vogelfiguren aus Haselbach.

Laut MAMUZ-Geschäftsführer Christoph Mayer werden circa 300 nationale und internationale Funde und Objekte zur Schau gestellt, „die in den Alltag, die Kunst und die Rituale der keltischen Kultur eintauchen lassen“. Die Originale stammen aus den Landessammlungen sowie von knapp 20 Leihgebern aus Österreich, Deutschland, der Tschechischen Republik, Ungarn, Slowakei und Slowenien.

Kämpfende Kelten bei einem Keltenfest
Josef Schimmer
Zur Ausstellung über die Kelten gibt es bis Ausstellungsende ein abwechslungsreiches Begleitprogramm. Jeden Samstag, Sonn- und Feiertag findet um jeweils 13.00 und 15.00 Uhr (ohne Voranmeldung) eine Überblicksführung statt.

Als ein Highlight der Schau wird der Goldring aus dem Fürstengrab von Rodenbach in Deutschland, ein „Zeugnis filigraner Handwerkskunst“, bezeichnet. Neben originalen archäologischen Fundstücken werden auch Repliken gezeigt, darunter ein prunkvoller Streitwagen.

Ausstellungshinweis

„Kelten“, von 18.3. bis 26.11.2023, MAMUZ Museum Mistelbach. Dienstags bis sonntags 10.00 bis 17.00 Uhr, an Feiertagen auch montags geöffnet.

Interesse für Kelten soll geweckt werden

„Kelten und Druiden wirken sympathisch und weise, auch im Gegensatz zu den ewig kriegführenden Römern“, schreibt der Archäologe Ernst Lauermann in dem Buch „Die Kelten im Weinviertel“, das im Verlag Edition Winkler-Hermaden erschienen ist und gleichzeitig der Katalog zu der in Mistelbach gezeigten Ausstellung ist.

Über die zahlreichen „Keltenfeste“ schreibt Lauermann, der bis 2017 Landesarchäologe von Niederösterreich im Urgeschichtemuseum in Asparn an der Zaya (Bezirk Mistelbach) war: „Sie sind ein Garant für hohe Besucherzahlen. Reenactment-Gruppen (Anm. Nachstellung historischer Ereignisse) versuchen dort, das Leben der Kelten, so wie es gewesen sein könnte, den Besuchern nahezubringen. Lagerleben, Ausrüstungsgegenstände sowie Kämpfe zwischen Kelten und Römern tragen zur Unterhaltung bei.“