„Erleben Sie wie nie zuvor, wie sich das Leben der Menschen, die vor mehr als 80 Generationen Niederösterreich bevölkerten, gestaltet hat. ‚Kelten‘ vermittelt anhand von zahlreichen außergewöhnlichen archäologischen Funden ein neues Bild vom Alltag, vom Glauben und vom Schicksal der Menschen zur Keltenzeit und bricht mit stereotypen Vorstellungen und Klischees“, heißt es seitens des MAMUZ Museum Mistelbach über die neue Sonderausstellung. Zu sehen sind in der bis 26. November geöffneten Schau etwa 300 Originale, darunter reich verzierter Goldschmuck, Waffen aus Eisen, Münzen, aber auch Alltagsgegenstände wie Trinkgeschirr aus Ton.
Kelten werden abseits von stereotypen Klischees gezeigt
Die Kelten errichteten stadtartige Siedlungen, betrieben innovative Landwirtschaft und regen Handel in weiten Teilen Europas. „Besonders ihre hochwertige Metallverarbeitung und Schmiedekunst war gefragt. Inspiriert vom Geld der Griechen begannen sie, eigene Münzen aus Gold und Silber zu prägen, die als Zahlungsmittel für den örtlichen sowie für den überregionalen Handel genutzt wurden“, sagt Ausstellungskurator Peter Trebsche.
Da die Kelten keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterließen, stammt ein Großteil des Wissens über ihre Kultur aus Schriften römischer und griechischer Autoren. Funde aus archäologischen Grabungen zeigen, wie die Kelten wirklich lebten.
„Zahlreiche Ausgrabungen informieren uns ausführlich über Lebensbereiche wie zum Beispiel die Siedlungen mit ihren Häusern und Heiligtümern, das hoch entwickelte Handwerk oder den weitgespannten Handel, über welche die Schriftquellen schweigen“, so Kurator Trebsche. In den vergangenen 20 Jahren sei es dank moderner Analysen sogar möglich geworden, aus den Grabbefunden individuelle Lebensgeschichten zu rekonstruieren.
Viele Exponate werden erstmals gezeigt
Archäologische Grabungen und Surveys bei Haselbach und Ronthal (beide Bezirk Hollabrunn) hätten „zahlreiche neue Erkenntnisse und Funde zutage gebracht“, erläutert Franz Pieler, wissenschaftlicher Leiter des MAMUZ und Landesarchäologe von Niederösterreich: „Als Teil der Niederösterreichischen Landessammlungen werden sie im Zuge der ‚Kelten‘-Ausstellung im MAMUZ Museum Mistelbach das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert.“ Zu sehen sind etwa die Vogelfiguren aus Haselbach.
Laut MAMUZ-Geschäftsführer Christoph Mayer werden circa 300 nationale und internationale Funde und Objekte zur Schau gestellt, „die in den Alltag, die Kunst und die Rituale der keltischen Kultur eintauchen lassen“. Die Originale stammen aus den Landessammlungen sowie von knapp 20 Leihgebern aus Österreich, Deutschland, der Tschechischen Republik, Ungarn, Slowakei und Slowenien.

Als ein Highlight der Schau wird der Goldring aus dem Fürstengrab von Rodenbach in Deutschland, ein „Zeugnis filigraner Handwerkskunst“, bezeichnet. Neben originalen archäologischen Fundstücken werden auch Repliken gezeigt, darunter ein prunkvoller Streitwagen.
Ausstellungshinweis
„Kelten“, von 18.3. bis 26.11.2023, MAMUZ Museum Mistelbach. Dienstags bis sonntags 10.00 bis 17.00 Uhr, an Feiertagen auch montags geöffnet.
Interesse für Kelten soll geweckt werden
„Kelten und Druiden wirken sympathisch und weise, auch im Gegensatz zu den ewig kriegführenden Römern“, schreibt der Archäologe Ernst Lauermann in dem Buch „Die Kelten im Weinviertel“, das im Verlag Edition Winkler-Hermaden erschienen ist und gleichzeitig der Katalog zu der in Mistelbach gezeigten Ausstellung ist.
Über die zahlreichen „Keltenfeste“ schreibt Lauermann, der bis 2017 Landesarchäologe von Niederösterreich im Urgeschichtemuseum in Asparn an der Zaya (Bezirk Mistelbach) war: „Sie sind ein Garant für hohe Besucherzahlen. Reenactment-Gruppen (Anm. Nachstellung historischer Ereignisse) versuchen dort, das Leben der Kelten, so wie es gewesen sein könnte, den Besuchern nahezubringen. Lagerleben, Ausrüstungsgegenstände sowie Kämpfe zwischen Kelten und Römern tragen zur Unterhaltung bei.“