Sujetbild eines Nachtlokals mit Discokugel
Pixabay / Cifer88
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CHRONIK

K.-o.-Tropfen: „Glas immer im Auge behalten“

Eine 13-Jährige ist in einem Lokal vergewaltigt worden, vermutlich nachdem ihr K.-o.-Tropfen verabreicht wurden. Die Verunsicherung ist groß, zumal es keinen 100-prozentigen Schutz gibt. Das Risiko, Opfer zu werden, kann aber verringert werden.

Es ist eine gefährliche Mischung im Trubel einer Partynacht. K.-o.-Tropfen sind farb- und geruchslos und sie wirken schnell betäubend. Wenn sie in süße Getränke gemischt werden, wird ihr bitterer, salziger oder seifiger Beigeschmack kaum mehr wahrgenommen. Das Risiko, Opfer von Gewalt zu werden, sei für Frauen und Mädchen „leider Lebensrealität, auch an Abenden, wo es darum geht, Spaß zu haben“, ist die Psychologin Elisabeth Cinatl überzeugt. Sie ist Geschäftsführerin der Frauen- und Mädchenberatungsstelle „Wendepunkt“ in Wiener Neustadt. Auch wenn die Anzeigen bei der Polizei keinen Anstieg zeigen: das Thema K.-o.-Tropfen sei in den Beratungen zunehmend ein Thema.

Einen hundertprozentigen Schutz gebe es nicht, Frauen und Mädchen könnten aber ihr Risiko vermindern, indem sie etwa in Gruppen weggehen und aufeinander achtgeben. Außerdem sei es wichtig, das Getränk nicht aus den Augen zu lassen, Flaschen seien außerdem weniger „einladend“ als Gläser. „Das klingt sehr banal“, so Cinatl, „aber diese Kleinigkeiten kann man beachten.“ Auch beim Besuch der Toilette sollte das Glas einer Vertrauensperson zum Aufpassen übergeben werden.

Einen Schutz bieten können auch Deckel, die über die Gläser gestülpt werden, oder Armbänder und Strohhalme mit Teststreifen. Laut Cinatl sei allerdings nicht garantiert, dass die Tests auch anschlagen, weil jedes Mittel anders sei.

Bei Verdacht rasch Hilfe suchen

Opfer von K.-o.-Tropfen werden schnell willenlos und manipulierbar. Erste Anzeichen für eine Vergiftung sind plötzlicher Schwindel, Übelkeit, Wahrnehmungsschwierigkeiten. Wer solche Symptome zeigt, sollte sich rasch an eine Vertrauensperson oder an das Bar- oder Security-Personal wenden. „Wenn eine Frau auf mich zukommt und sagt, es geht ihr nicht gut, es ernst nehmen und zum Beispiel die Rettung rufen“, rät Cinatl. Die Betroffene dürfe auf keinen Fall alleine gelassen werden.

K.-o.-Tropfen sind nach wenigen Stunden nur noch schwer nachweisbar. Betroffene Frauen oft traumatisiert und beschämt, so die Psychologin: „Weil die Frauen nicht mehr wissen, was passiert ist. Oftmals wachen sie irgendwo auf, wissen nicht, wie sie dort hingekommen sind und haben keine Erinnerung.“ Gleichzeitig aber spüre der Körper, dass er Gewalt erfahren habe.

Schutz vor K.O.-Tropfen

Es kommt also immer wieder vor, dass K.O.-Tropfen gezielt verwendet werden, um etwa sexuelle Übergriffe oder Raubüberfälle zu begehen. Wie aber kann man sich schützen?

„Täter sind extreme, gewaltvolle Persönlichkeiten“

Die Verabreichung von K.-o.-Tropfen zeuge beim Täter von einer „extremen, gewaltvollen Persönlichkeit mit einem strategischen Vorgehen“, so Psychologin Cinatl. „Diese Männer – und ich bleibe ganz bewusst in der männlichen Form – planen, bereiten vor, führen durch und gehen bis dahin, noch eine weitere Gewalttat wie eine Vergewaltigung zu begehen.“

Frauen und Mädchen, die Erfahrungen mit K.-o.-Tropfen gemacht haben, empfiehlt Cinatl, sich Unterstützung und Hilfe in der Aufarbeitung zu suchen – auch wenn sie nicht mehr wissen, was eigentlich passiert ist. Diese Erfahrung müsse gut begleitet werden, damit sie sich wieder wohl in ihrem Leben fühlen können.