Mobbing/Depression/Einsamkeit
ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com
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Gesundheit

Wie Junge aus der psychischen Krise finden

Pandemie, Krieg, Teuerungen, Klimawandel: Eine Krise folgt auf die nächste – das geht auch an Kindern und Jugendlichen nicht spurlos vorbei. In St. Pölten diskutierten Fachleute über Auswege. Klar ist: Für Problemlösungen sind viele Stellen gefordert.

Angst, Schlaflosigkeit, depressive Verstimmungen: Es handelt sich um keine neuen Probleme und doch wurden sie durch die aktuellen Krisen noch einmal verstärkt. Sichtbar wurden die Herausforderungen nicht zuletzt während der Coronaviruspandemie.

„Es trifft jedes Alter sehr spezifisch. Das Jugendalter reagiert und rebelliert am deutlichsten nach außen“, erklärt Menno Baumann. Er ist Professor für Intensivpädagogik an der Fliedner-Fachhochschule Düsseldorf – dieser Tage hat es ihn jedoch nach St. Pölten verschlagen. Im Fokus der pädagogischen Enquete von Pro Juventute standen dabei Kinder und Jugendliche, die anscheinend von klassischen Hilfsangeboten nicht mehr erreicht werden können.

Natur und Gemeinschaft als begleitende Therapeutinnen

Um Lösungen für Kinder in Schwierigkeiten zu finden, sind wie immer viele Stellen gefragt. Geht es etwa um die Folgen der Pandemie, braucht es unter anderem pädagogische Maßnahmen. „Wir bräuchten jetzt ressourcenorientierte Arbeit, Erlebnispädagogik, ganz viel draußen, ganz viel Bewegung und ganz viele Gemeinschaftserfahrungen“, so Baumann. Hätten sich die Kinder erst einmal stabilisiert, würden sie auch jene Inhalte wieder nachholen, die sie vielleicht in der Schule verpasst hätten.

Gefordert sind aber auch Erwachsene – hier brauche es teilweise ein Umdenken. Ältere Menschen müssten mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Gespräch bleiben, wie Herbert Siegrist, Geschäftsführer beim Arbeitskreis Noah, erklärt. „Das, was die Kinder wahrnehmen und erleben, das ist die Realität. Und mit dieser haben wir Erwachsenen uns auseinanderzusetzen“, so Siegrist im Gespräch mit noe.ORF.at.

Die Folgen der Pandemie und die daraus resultierenden Probleme sind nach wie vor akut, wie eine aktuelle Studie der WHO unter Zehn- bis 17-Jährigen zeigt: So sind etwa 44 Prozent der Mädchen und 25 Prozent der Burschen häufig gereizt oder schlecht gelaunt. 30 Prozent der Mädchen und zwölf Prozent der Burschen gaben an, sich häufig niedergeschlagen zu fühlen.

Präsenz und Verständnis der Eltern wichtig

Für Lösungen sind aber auch die Eltern gefordert, wie Andrea Scharinger, Geschäftsführerin von Pro Juventute, erklärt: „Die Präsenz ist sehr wichtig, sie müssen auch die Verhaltensweisen von Kindern aushalten. Und natürlich: Frage um Hilfe, wenn du Hilfe brauchst. Es gibt in Österreich sehr viele professionelle Beratungsangebote.“ Man brauche es nicht als persönliches Versagen zu sehen, wenn man sich Hilfe holt, so Scharniger.

Neben Baumann, Scharinger und Siegrist waren auch noch weitere Expertinnen und Experten bei der pädagogischen Enquete vor Ort. Neben einer Podiumsdiskussion bestand auch die Möglichkeit zum Austausch mit dem Publikum. Die Veranstaltung soll künftig jährlich stattfinden, im Zentrum sollen auch weiterhin brennende pädagogische Themen stehen.