Untersuchung
APA/dpa-Zentralbild/Soeren Stach
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GESUNDHEIT

LDL-Cholesterin als unterschätzte Gefahr

Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen die Liste der häufigsten Todesursachen an. In Niederösterreich sind im Vorjahr knapp 7.000 Personen an den Folgen einer Herzerkrankung verstorben. Ein massiver Risikofaktor sind zu hohe LDL-Cholesterinwerte.

Zu hohe Blutfette sieht und spürt man nicht, aber sie können verheerende Folgen haben. Über die Ernährung nimmt man nur einen kleinen Teil an Cholesterin zu sich. Der Großteil wird vom Körper selbst produziert. Die Veranlagung von zu hohen Werten wird vererbt.

Laut Philipp Lopatka, Kardiologe am Universitätsklinikum Krems, müsse das Risiko individuell bewertet werden. „Man muss sich den familiäreren Background ansehen, aber auch andere Risikofaktoren wie beispielsweise Blutdruck, Blutzucker, Alter, Geschlecht oder ob man raucht. Anhand dessen kann man dann das gesamte Risiko des Patienten für Herz- Kreislauferkrankungen einschätzen.“

Statine senken LDL-Werte verlässlich

Das Hauptaugenmerk liegt am sogenannten LDL Wert, dem Low Density Lipoprotein. Gesunde Personen sollten einen LDL-Wert unter 115 erreichen. Bei Personen mit einem mäßigen Risiko wie etwa Rauchern sollte der Wert unter 100 liegen. Mit hohem Risiko bei hohem Blutdruck ist das Ziel ein Wert unter 70 und mit sehr hohem Risiko zum Beispiel nach einem Schlaganfall oder Herzinfarkt bei unter 55 Milligramm pro Deziliter.

Todesfälle-Statistik
ORF
Im vergangenen Jahr starben alleine in Niederösterreich täglich knapp 20 Menschen an Herz- Kreislauferkranungen. Österreichweit waren es fast 32.000 und damit fast 90 pro Tag

Den LDL-Wert zu senken, gelingt meist nur mit Medikamenten – den sogenannten Statinen, die von vielen wegen Nebenwirkungen abgelehnt werden. Davon sind allerdings weniger als zehn Prozent tatsächlich betroffen, die Vorteile überwiegen Lopatka zufolge. „Die Datenlage ist bei kaum einem anderen Thema in der Kardiologie so gut erforscht wie hier. Wir haben mehr als 20 Studien mit mehr als 170.000 Patienten mit einer mittleren Dauer von fünf Jahren. Sie zeigen ganz klar: Wenn ich es schaffe, dieses schlechte Cholesterin um 40 Milligramm pro Deziliter zu senken, habe ich ungefähr 20 bis 23 Prozent weniger Herz-Kreislauf-Ereignisse“, betont der Kardiologe.

Unbehandelt steigt Gefahr von Herzinfarkt und Schlaganfall

Wenn man die LDL-Werte nicht behandelt, lagert sich das Cholesterin in den Blutgefäßen ab – mit gefährlichen Folgen, warnt Lopatka: „Man kann sich diese Verkalkung – wir nennen sie Plaques – wie einen Vulkan vorstellen. Der Vulkan hat eine kleine Kappe. Wenn diese Kappe sehr, sehr dünn wird, dann reißt sie.“ Die Folge: Die Plaque-Teile werden weggespült und können Blutgefäße verstopfen. Das kann zu einem Herzinfarkt führen, aber auch zu einem Schlaganfall oder zu Verschlüssen einer Beinvene.

Daher ist es laut dem Experten wichtig, für jeden Menschen die passende Therapie zu finden. „Wir haben mittlerweile wirklich eine breite Palette an Medikation, wo wir uns Abhilfe verschaffen können. Wenn das eine Präparat nicht vertragen wird, habe ich ein alternatives Präparat, oder ich gebe es nicht jeden Tag. Aber sich zurückzulehnen und zu sagen, ich nehme das nicht, das ist nicht mehr zeitgemäß.“