Schild für Trailrunning in Lackenhof
ORF/Nina Pöchhacker
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Wirtschaft

Lackenhof: Steiniger Weg zum Sommerziel

Lackenhof am Ötscher soll zur Ganzjahresdestination werden – dieses Ziel hat sich das Land vor eineinhalb Jahren gesteckt. Der Weg dorthin verläuft allerdings schleppend. Weiterhin fehlt die Zustimmung des Grundeigentümers.

Die Wintersaison in Lackenhof (Bezirk Scheibbs) ist zu Ende, der Sommer steht vor der Tür. Es ist der zweite seit der Übernahme der Lifte durch das Land Niederösterreich und es sollte jener Sommer werden, in dem die Touristinnen und Touristen zurückkehren.

Mit dem Winter zeigen sich Lift- und Pensionsbetreiber zufrieden. Die Bettenauslastung sei gut gewesen, auch wenn die Eintrittszahlen im Skigebiet noch immer auf dem niedrigen Niveau der letzten beiden, von der Pandemie geprägten Jahre sind – um die 70.000. Weil die Eintritte über die Jahre von 150.000 auf unter 100.000 gesunken sind, wollte die Schröcksnadel-Gruppe die Lifte im Winter 2021 schließen und abbauen.

Ort feiert Übernahme

Der Betrieb sei nicht mehr wirtschaftlich zu führen, hieß es. Das Land hielt damals über die Wirtschaftsagentur ecoplus bereits 40 Prozent und sicherte sich dann von der Schröcksnadel-Gruppe in einem Gesamtpaket mit dem Hochkar den restlichen Anteil um sechs Millionen Euro, für Lackenhof wurde ein symbolischer Kaufpreis von 50 Euro kommuniziert. Die Übernahme durch das Land wurde im kleinen Ort groß gefeiert. Viele Einheimische betreiben Pensionen, verleihen Wintersportausrüstung oder führen Skischulen.

Aber damit kam auch eine Verpflichtung: Lackenhof muss zu einer Ganzjahresdestination werden, kündigten Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und der damalige Tourismuslandesrat Jochen Danninger (beide ÖVP) an. Nur so könne der Liftbetrieb langfristig wirtschaftlich abgesichert werden.

Keine Mountainbikestrecken ohne Zustimmung

Über einen Ideenwettbewerb wurden Inputs gesammelt, als umsetzbare Projekte gingen schließlich Trailrunning und Mountainbiken hervor. Die Lifte könnten, ähnlich wie etwa in Leogang (Salzburg), im Sommer Radsportlerinnen und -sportler auf den Ötscher transportieren – diese Lösung präferiere man aber nicht, heißt es vom Land.

Beim Trailrunning – also dem Langstreckenlaufen in alpinem Gelände – ist auch einiges weitergegangen: Sieben Routen sind im Ort beschildert. Alle verlaufen auf bereits bestehenden Wanderwegen, da braucht es auch keine Zustimmung von Grundstückseigentümern. Und das ist wiederum das Problem beim Mountainbiken: Bislang konnte sich das Land nicht mit den Eigentümern auf diese Nutzung einigen.

Schild für Trailrunning in Lackenhof
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Die Strecken für Trailrunning sind bereits bestehende Wanderwege – die Zustimmung von Grundeigentümern war da nicht mehr notwendig

Prinzhorn ist Haupteigentümer

Dabei geht es vor allem um Grundstücke des Industriellen Thomas Prinzhorn. Dessen Name ist bei Gesprächen von noe.ORF.at mit Einheimischen, der Gemeinde und der landeseigenen ecoplus alpin sozusagen der Elefant im Raum. Prinzhorn kaufte vor einigen Jahren über die Prinzhorn Holding zwei voneinander getrennte Forstverwaltungen in der Gemeinde Gaming und vereinte sie zur Forstverwaltung Neuhaus GmbH.

Thomas Prinzhorn könne sich derzeit nicht zu den Verhandlungen äußern, heißt es von der Forstverwaltung Neuhaus GmbH, denn er sei nicht im Land. Das Unternehmen gehört zu Prinzhorns Privatstiftung und verwaltet das etwa 12.600 Hektar große Areal. Was aber nach einem Interview Prinzhorns mit dem Magazin „trend“ bekannt ist: Innerhalb der Privatstiftung dürfte es nicht sehr harmonisch zugehen. Nach eigenen Angaben seien ihm seine Stiftungsvorstände in den Rücken gefallen, so Prinzhorn. Es ist nicht bekannt, wie viel Einfluss er noch innerhalb der Stiftung hat.

Gemeinde: „Gute Gesprächsbasis“

Eine offenbar verfahrene Situation. Die Gaminger Bürgermeisterin Renate Rakwetz (SPÖ) – Lackenhof ist ein Ortsteil von Gaming – ist nichtsdestotrotz zuversichtlich. Die Gespräche mit Prinzhorn würden „sehr, sehr gut laufen. Die Gesprächsbasis ist grundsätzlich eine sehr gute“.

Auch ihr gehe der Ausbau für den Ganzjahresbetrieb manchmal etwas zu langsam: „Es ist natürlich viel angekündigt worden, es wird auch passieren. Aber es ist auch verständlich, dass man nicht von einem Monat auf den anderen quasi ein neues Hotel stehen hat oder die Renovierung von einem Hotel stattgefunden hat“, so Rakwetz. Es gebe im Hintergrund aber „wahnsinnig viele Termine“.

Zuerst Einigung, dann Investoren, dann Sommerbetrieb

Von Prinzhorns Zustimmung hängt einiges ab. Die Mountainbikestrecken würden den Ort für Investoren attraktiver machen. Und es gebe bereits Interessenten für Sanierungen und Neubauten, so der Geschäftsführer der landeseigenen ecoplus alpin, Markus Redl, aber „jeder Investor möchte wissen, wie es da weitergeht mit der Seilbahn und Infrastruktur. Welche Sport- und Freizeitangebote wird es in Zukunft geben?“

Da würden wiederum die Grundeigentümer ins Spiel kommen. „Wir sind optimistisch, dass sie die Chance für die regionale Entwicklung erkennen“, so Redl. Wie stehen die Verhandlungen mit Prinzhorn aus seiner Sicht? „Ich habe den Eindruck, dass es da ein großes Verständnis dafür gibt, dass sich der Tourismus wandelt, sich die Bedürfnisse der Gäste wandeln. Es handelt sich um große professionelle Grundeigentümer, die die Chance, diese Jahrhundertchance, dass wir Investoren hätten für die Beherbergungsbetriebe, auch erkennen.“

Skilift Lackenhof
ORF
Die Zukunft der Lifte hängt vom Sommertourismus ab

„Klarer Auftrag, Lifte in Betrieb zu halten“

Ob und wie viel ecoplus alpin zuschießen musste, um den Betrieb zu führen, beantwortet Redl nicht: „Die Anzahl der Eintritte ist etwa gleich wie in den zwei Wintern zuvor (um die 70.000; Anm.). Alles, was wir tun können, um das betriebswirtschaftliche Ergebnis zu optimieren, tun wir. Aber wir haben auch einen klaren politischen Auftrag, die Skilifte in Betrieb zu halten und wir haben diesen Betrieb in diesem Winter so gut wie möglich organisiert.“ Es sei aufgrund der „atypischen Wettersituation“, aber auch aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Situation ein schwieriger Winter gewesen: „Das ist aber kein Spezifikum von Lackenhof, sondern das ist in ganz Österreich der Fall gewesen.“

Im Ort selbst zeigt man sich übrigens flexibel. Der Betreiber eines örtlichen Skiverleihs sagt, er sei anpassungsfähig: „Wenn es notwendig ist, dann werden wir für den Sommer mit Sicherheit eine Mini-Lösung in puncto Fahrradverleih anbieten.“ Eine Mini-Lösung wird auf landespolitischer Ebene hingegen nicht ausreichen. Für die neue Landesregierung bleibt das Ziel Ganzjahresdestination und damit der langfristige Liftbetrieb jedenfalls eine große Aufgabe.