Messestand Niederösterreich
Messe Düsseldorf / ctillmann
Messe Düsseldorf / ctillmann
Landwirtschaft

Zukunftstrend: Wein im Plastikbeutel?

Die Winzer kämpfen mit immer schwieriger werdenden Bedingungen, der Klimawandel ist auch im Weinbau angekommen. Das war bei der „ProWein“, der größten Weinmesse der Welt, ein zentrales Thema. Auch in Niederösterreich werden Wege in die Zukunft gesucht.

Mit 6.000 ausstellenden Weingütern und 30.000 Besucherinnen und Besuchern erreichte die „ProWein“ in Düsseldorf wieder ihre Größe vor der Pandemie. Sie ist der Treffpunkt für Erzeuger und Einkäufer, beide aus aller Welt – und sie ist ein Treffpunkt für die Fachwelt, die über die Zukunft diskutiert.

Eine Zeit der extremen Trockenheit erleben Weinbauern unter anderem in Italien, Frankreich oder Spanien. Er gehe beten in die Kirche, antwortet der Piemonteser Winzer Andrea Oberto auf die Frage, wie er mit der Situation umgeht. Galgenhumor angesichts der schwierigen Situation. Die ist aber keineswegs auf den Süden Europas beschränkt, auch im Weinviertel hat es bekannterweise in den vergangenen Jahren viel zu wenig geregnet.

Grenzenlose wissenschaftliche Zusammenarbeit

Österreichs Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager will über die Grenzen schauen, wie er sagt: „Wenn man sich die Regionen der Welt ansieht, wo überall Wein wächst, dann ist das oft in noch heißeren Gebieten, und dort können wir uns etwas abschauen. Wir versuchen uns über einen internationalen wissenschaftlichen Austausch bestmöglich vorzubereiten.“

Also reagieren ja, schnell geht das aber in der Regel nicht, sagt Reinhard Zöchmann, Präsident des niederösterreichischen Weinbauverbandes. Veränderungen im Weinbau dauern Jahrzehnte, allein die Entwicklung einer pilzresistenten Rebsorte wie jene des Donaurieslings dauerte 50 Jahre.

Kurzfristig könne man aber sehr wohl eingreifen. Und das werde auch getan: mit hochmoderner Kellertechnik, mit der Maische gekühlt wird. Aber auch im Weingarten, wo viel Wert auf nachhaltige Arbeitsweise gelegt wird, wie die beiden jungen Winzerinnen Diana Müller aus Krustetten (Bezirk Krems) und Christina Netzl aus Göttlesbrunn (Bezirk Bruck an der Leitha) betonen. Beide setzten es sich zum Ziel, mit ihrer Art der Betriebsführung auch künftigen Generationen eine Lebensgrundlage zu erhalten.

Suche nach nachhaltigen Rebsorten und Verpackungen

Noch schwieriger sind tiefgreifende Änderungen für die Winzer Krems, das mit 800 Mitgliedsbetrieben größte Weingut Österreichs. Zuletzt erlangte das Weingut ein Nachhaltigkeits-Zertifikat; eine Marke, die im internationalen Konkurrenz-Umfeld immer gefragter werde, sagt Geschäftsführer Ludwig Holzer. Der Grüne Veltliner werde als Marke immer bestehen bleiben, aber man müsse auch andere Wege suchen. So sei zuletzt der Rotwein-Anteil deutlich gesteigert worden, so Holzer.

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Präsentation von Winzern in Düsseldorf
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Zentrales Element der Messe ist traditionell die Verkostung der Rot- und Weißweine
Präsentation von Winzern in Düsseldorf
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Doch auch die Vernetzung mit Winzerinnen und Winzern aus anderen Ländern ist bedeutend
Präsentation von Winzern in Düsseldorf
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Hoch im Kurs steht das Thema Nachhaltigkeit – und dabei wird sogar die Glasflasche in Frage gestellt

Zur Nachhaltigkeit zählt auch die Verpackung. Weil die Glasflasche so aufwendig und energieintensiv in der Erzeugung ist, wird weltweit nach Alternativen gesucht. Johannes Schachenhuber, der Obmann des Weinhandels in der niederösterreichischen Wirtschaftskammer, stellt auf seinem Stand in Düsseldorf auch Wein im Plastikbeutel aus. Eine oft belächelte Randnotiz, allerdings vom Energieaufwand deutlich umweltfreundlicher als eine Flasche, sagt Schachenhuber. Ob der Konsument das annehme oder doch lieber zur gewohnten Flasche greife, das stehe auf einem anderen Blatt. Eine Änderung mit viel Diskussionsbedarf also.

Trends: Bio- und Null-Prozent-Weine

Weniger umstritten ist der Trend zu Bio. Wohl auch dem steigenden Bewusstsein für Umwelt und Klimaschutz geschuldet. Viele der Winzer aus 66 Ländern in Düsseldorf sind zumindest teilweise biozertifiziert. Den Trend bestätigt Shi Ye-Hin, Weineinkäuferin aus Südkorea. Zudem sei alkoholfreier Wein in Korea „in“, sagt sie. Auch diesem Trend folgt die „ProWein“, mehr als 100 entalkoholisierte Weine wurden zur Verkostung angeboten. Das ist nicht Traubensaft, sondern fertiger Wein, dem in einem bestimmten Verfahren der Alkohol entzogen wird.

Die Meinungen zu diesem Getränk sind genauso geteilt wie jene zur Bezeichnung „alkoholfreier Wein“. In Österreich etwa darf nur ein Getränk „Wein“ heißen, wenn es mehr als neun Prozent Alkohol enthält, ein „alkoholfreier Wein“ wäre also ein Widerspruch in sich. In Österreich wird damit noch recht sparsam umgegangen. Was wem schmeckt, wieviel es kostet, in welcher Verpackung und unter welchen Bedingungen es produziert wird – die Weinwelt ist im Umbruch, das zeigte die Messe „ProWein“ in Düsseldorf eindrucksvoll.