Risse im Boden, Schlamm, Staub oder liegengebliebene Baumstämme – so sieht das Flussbett der Fischa-Dagnitz in Haschendorf (Bezirk Wr. Neustadt-Land) derzeit aus. Auf einer Strecke von vier Kilometern führt sie im Oberlauf, also an der Quelle, kein Wasser mehr. „Wir werden Zeugen des Sterbens eines Flusssystems“, sagt der Präsident der österreichischen Fischereigesellschaft Franz Kiwek. „Das geht nicht nur die Fischerei etwas an, sondern den ganzen Lebensraum. Ortschaften wie Haschendorf und Siegersdorf haben ihre Lebensader verloren“.
Ein Kleinwasserkraftwerk an der Fischa-Dagnitz steht still, denn ohne Wasser kann hier auch kein Strom mehr erzeugt werden. Ausgetrocknet ist der Fluss derzeit nur auf einer Strecke von etwa fünf Prozent seiner Gesamtlänge. Allerdings ist der Grundwasserspiegel schon im gesamten Flussverlauf gesunken. Weil sie nur zehn bis 60 cm tief ist, ist sie schneller als andere Flüsse vom sinkenden Grundwasserspiegel betroffen. Damit wird auch der Lebensraum für die Tiere und Pflanzen immer kleiner.

Auch Wassererwärmung ein Problem
Der Landesfischereiverband schlägt nun Alarm, aber nicht nur wegen der Fischa-Dagnitz. Denn das Wasser fehle auch vielen anderen Flüssen, wie etwa der Leitha, der Melk oder der großen Tulln. „Der Klimawandel hat uns stark im Griff. Das merkt man an allen Bächen und Zubringerbächen in ganz Niederösterreich, dass jetzt schon Niederwasserphasen eintreten. Dazu kommt in weiterer Folge die Wassererwärmung, die auch ein Riesenproblem ist“, sagt Landesfischermeister Karl Gravogl gegenüber noe.ORF.at.
In den betroffenen Gebieten werde das Grundwassers so schnell auch nicht ansteigen: „Alleine im südlichen Niederösterreich: Bis sich da die Grundwasserstände wieder erhöhen, wird es fünf bis sechs Jahre dauern.“ Dazu bräuchte es in den kommenden Jahren aber wieder mehr Schneefall und Niederschlag. Es gelte dringend die Lebensgrundlagen in Österreich zu sichern, sagt auch Kurt Weinberger, Vorstand der Hagel-Versicherung.
Höchste Supermarkt-Fläche und dichtestes Straßennetz
„Es gibt kein zweites Land in ganz Europa, das in dieser Form die Lebensgrundlage zerstört. Täglich wird eine Fläche von 11,5 Hektar zerstört. Das sind in etwa 16 Fußballfelder. Dort fehlt dann der Wasserspeicher und das ist hausgemacht. Da müssen wir radikal umdenken. Wir haben beispielsweise in Österreich die höchste Supermarkt-Fläche pro Kopf. Wir haben eines der dichtesten Straßennetze in Europa. Hier müssen wir neu denken, dass wir auch diese Lebensgrundlage sichern. Denn das hat sehr viel zu tun mit Wasser“, so Weinberger am Mittwoch im Ö1-Journal.