Leere Wohnung
ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

Hohe Genossenschaftsmieten sorgen für Aufregung

Die Mietpreise für Genossenschaftswohnungen steigen immer weiter. Grund dafür sind die hohen Zinsen für variable Kredite der Genossenschaften. Die gemeinnützige Wohnbauwirtschaft appelliert, den Wohnzuschuss erneut zu beantragen.

Christina D. wollte schön und gleichzeitig preiswert wohnen. Seit August lebt die 19-Jährige mit Sohn und Freund in einer Genossenschaftswohnung im Bezirk Melk. Als sie einzog, betrug die Miete noch ungefähr 600 Euro. Mittlerweile stieg sie auf mehr als 1.000 Euro, wie die Vorschreibungen der Genossenschaft zeigen. „Ich bin in Karenz, mein Freund beim Bundesheer. Wir wissen einfach nicht, wie wir uns diese hohen Mieten leisten sollen. Das ist unmöglich. Es war vorher schon viel – und wir bekommen auch nur eine minimale Förderung“, erzählt die 19-Jährige.

Die Mieterhöhung gilt ab Beginn des Jahres – die Erhöhungen seitdem muss die Jugendliche jetzt zusätzlich zurückzahlen. Aus der Wohnung ausziehen ist übrigens keine Option, berichtet die Melkerin, denn aufgrund der Kündigungsfrist muss sie noch ein Jahr in der Wohnung bleiben. Mehrfach habe die Frau bei der Genossenschaft nachgefragt, was man tun könne. „Viel Information habe ich nicht erhalten“, sagt sie.

Kreditzinsen entwickeln sich nach Leitzins der EZB

Es stimme, dass die Mieten im Schnitt 20 bis 30 Prozent höher werden, bestätigt Manfred Damberger, Landesobmann der gemeinnützigen Wohnbauwirtschaft Niederösterreich. Eine 50-prozentige Erhöhung wie bei Dallinger sei aber ein Sonderfall. Den müsse man sich genauer ansehen, so Damberger.

Grund für die hohen Mieten sei, dass die Genossenschaften für ihre variablen Kredite höhere Zinsen zu zahlen haben – diese Mehrkosten werden dann an die Mieterinnen und Mieter weitergegeben. Die Zinsen richten sich nach dem Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB), der erhöht worden ist, so Damberger.

Appell: Wohnzuschuss neu beantragen

„Ich weiß, dass es schwierig zu argumentieren ist, dass Wohnungen, die in den vergangenen Jahren billig waren, jetzt teuer sind. Aber eines kann ich zusichern. Sobald eine Zinswende stattfindet – und das ist jetzt die Forderung an die Europäische Zentralbank –, dann werden diese Nutzungsentgelte natürlich wieder gesenkt“, ergänzt Damberger.

Die gemeinnützige Wohnbauwirtschaft appelliert an die Mieterinnen und Mieter, den Wohnzuschuss des Landes neu zu beantragen. Die neu berechnete Förderung solle dann einen großen Teil der Mehrkosten abfedern. Für Härtefalle habe man auch jetzt einen Extrafonds angelegt, so Damberger.

Arbeiterkammer fordert Mietpreisdeckel

Die Arbeiterkammer Niederösterreich (AK NÖ) berät derzeit täglich Anruferinnen und Anrufer, die sich zurzeit die Miete nicht mehr leisten können. Man verweise auf die Förderungen des Landes, heißt es dort. Ansonsten seien der AK NÖ die „Hände gebunden“, denn die Genossenschaften seien mit den erhöhten Vorschreibungen im Recht. „Das heißt, die Genossenschaften dürfen und müssen die erhöhten Vorschreibungen sogar weiterleiten. Solange es hier keine gesetzliche Regelung gibt, kann man das nicht ändern“, so Monika Stork, Mietrechtsexpertin bei der AK NÖ.

Die AK NÖ spricht sich bekanntlich für einen Mietpreisdeckel aus. Im Burgenland wurde dieser bereits beschlossen. Dort hat das Land das Niveau der Mieten für Genossenschaftswohnungen seit Dezember vergangenen Jahres eingefroren. Ab 1. April tritt der Mietpreisdeckel in Kraft – mehr dazu in Miet-Deckel und fixe Energietarife ab April (burgenland.ORF.at, 8.2.2023).