Sechstagespiel 2022 in Prinzendorf, Tag 2
Hermann Nitsch GmbH/Foto Feyerl
Hermann Nitsch GmbH/Foto Feyerl
Kultur

Demo bei Eröffnung von Nitsch-Ausstellung

Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Hermann Nitsch – Das 6-Tage-Spiel“ im nitsch museum Mistelbach am Samstag hat die Plattform „Stop Missbrauch“ eine Demonstration angekündigt. Der 2022 verstorbene Künstler polarisierte schon zu Lebzeiten.

Die um 14.00 Uhr startende Kundgebung richtet sich „gegen Glorifizierung von Sodomie, Blasphemie, Vergewaltigung, Mord und Pädophilie“. Die Kritik bezieht sich auf Texte des im Vorjahr verstorbenen Künstlers. Seitens des Museums werden die Vorwürfe zurückgewiesen.

Die Demo tritt „für den Erhalt einer gesunden Kunst- und Kulturszene zum Wohle unserer Kinder und gegen jeglichen Missbrauch“ auf. Christoph Mayer, Geschäftsführer des nitsch museums, hielt dazu in einer Stellungnahme fest: „Hermann Nitsch war zeit seines Lebens immer wieder mit Anfeindungen aller Art konfrontiert. Wer sich mit dem Werk des Künstlers beschäftigt hat oder ihn auch selbst gekannt hat, weiß aber, dass sich in seiner Person und seiner künstlerischen Arbeit zu keiner Zeit Vorwürfe dieser Art bestätigen lassen.“

Schon in den 1980er Jahren seien „Textpassagen, insbesondere auch aus ‚Die Eroberung Jerusalems‘, einem literarischen Werk, das sich mit den Abgründen der Menschheit befasst, aus dem Zusammenhang gerissen veröffentlicht“ worden.

„Wundervolle und abgründige Facetten der Menschheit“

„Hermann Nitsch hat immer versucht, tief in das menschliche Bewusstsein hinunter zu loten. Sowohl in das kollektive Unbewusste als auch in das Unbewusste des einzelnen – er wollte Verdrängtes hervorholen und sichtbar machen“, erklärte die Witwe des Künstlers, Rita Nitsch.

Nitschs Aktionstheater „möchte das Menschsein grundsätzlich in all seinen möglichen Eigenschaften zeigen. Dazu schrieb er mitunter Texte über all diese wundervollen und all diese abgründigen Facetten der Menschheit“, sagte Michael Karrer, künstlerischer Direktor des nitsch museums: „Hier beschuldigt man aus Unwissenheit einen Vertreter des Humanismus.“

Die erste Ausstellung nach dem Tod des Künstlers, die am Samstagabend eröffnet wird, widmet sich laut Aussendung „dem Herzstück seines Gesamtkunstwerkes, dem 6-Tage-Spiel“. Gezeigt werden Werkblöcke aus der Erstrealisierung der Aktion im Jahr 1998 und der Aufführung der ersten beiden Tage der zweiten Fassung von Ende Juli 2022. Zu sehen sind Reliktinstallationen, Schüttbilder aus den Malaktionen, Teile der Aktionspartituren, Aktionsfotos, Filmdokumentationen, Applikationen und Gerätschaften. Die zweite Fassung des 6-Tage-Spiels wird heuer am Pfingstsonntag, 28. Mai, mit Tag drei fortgesetzt.