Verlaufen die letzten technischen Tests störungsfrei und spielt das Wetter mit, startet am 13. April vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana eine Ariane-Trägerrakete, die den 4,8 Tonnen schweren Forschungssatelliten JUICE (Jupiter Icy Moons Explorer) auf einen sieben Jahre dauernden Flug zum Jupiter und seinen drei Eis-Monden Europa, Ganimed und Kallisto schickt.
Der „Schutzschild“ des Satelliten, genauer gesagt jene Thermal-Isolation, die die Sonde und ihre empfindlichen Messgeräte vor den extremen Temperaturschwankungen im Weltraum schützt, wurde von der Firma Beyond Gravity Austria (vormals RUAG Space) in ihrem Werk in Berndorf gefertigt. Die Thermalisolation besteht aus mehreren Schichten hauchdünner Spezialkunststofffolien, die bis zu minus 230 Grad Celsius standhalten müssen. Der ESA-Auftrag an Beyond Gravity war mehrere Millionen Euro schwer.
Monde unter Dauerbeobachtung
Der Ablauf der Mission ist spektakulär: Hat JUICE den Riesenplaneten Jupiter erreicht, wird die Raumsonde in eine Umlaufbahn um den Gasriesen eintreten und ihn zunächst für etwa drei Jahre umkreisen. In dieser Phase erfolgen Vorbeiflüge an den Monden Europa, Ganymed und Kallisto, die sowohl wissenschaftlichen Zielen dienen als auch für Bahnkorrekturen der Raumsonde nötig sind. Darüber hinaus werden Jupiter selbst sowie seine Magnetosphäre detailliert untersucht.
Danach wird die Raumsonde in einen polaren Orbit um Ganymed einschwenken und diesen, in der letzten Phase der nominalen Mission, in einer Höhe von etwa 500 Kilometern umkreisen. In diesem Missionsabschnitt werden insbesondere Daten gesammelt die zeigen werden, ob sich unter der Eiskruste Ganymeds ein globaler Wasserozean befindet und in welcher Tiefe dieser liegt.
Leben im All?
Auch für Europa und Kallisto deuten die bisherigen Beobachtungen auf Ozeane unter der Eiskruste der Monde hin. Deshalb ist das Jupitersystem neben dem Planeten Mars und den Saturnmonden Titan und Enceladus von besonderer Bedeutung bei der Suche nach extraterrestrischen Lebensformen im Sonnensystem. Am Ende der Mission 2033 soll JUICE dann auf der Oberfläche von Ganymed zerschellen.
Beyond Gravity Austria unterhält im Berndorfer Industrieareal Produktionsräume zur Herstellung von Thermalisolationen für Satelliten. Dorthin liefern die Kunden, wie etwa die europäische Raumfahrtagentur ESA, von ihren Sonden dreidimensionale Modelle. Diese werden von den Beyond Gravity-Mitarbeitern zu Probezwecken in die Thermalisolationen gewickelt und die Folien geerdet.