Chronik

Warum die Erde um Gloggnitz derzeit so oft bebt

In der Nacht auf Freitag war in Gloggnitz (Bezirk Neunkirchen) ein Beben mit der Stärke 4,2 gemessen worden, danach gab es zahlreiche Nachbeben – zuletzt in der Nacht auf Montag. Diese Woche seien noch weitere Beben möglich, so der Experte – das sei normal, betont er.

Ein lautes Rumpeln, die Gläser klirren, man kennt sich zuerst nicht aus und realisiert dann: Das war ein Erdbeben. Im Raum Gloggnitz traten in den vergangenen Tagen mehrere Erdbeben auf, das stärkste in der Nacht auf Freitag – mehr dazu in Leichte Schäden nach Erdbeben gemeldet (noe.ORF.at; 31.3.2023).

Eine Magnitude von 4,2 wird im langjährigen Durchschnitt etwa alle acht Jahre im südlichen Wiener Becken gemessen, erklärt Seismologe Anton Vogelmann von der GeoSphere Austria. „Und da kann es ganz typischerweise zu leichten Gebäudeschäden kommen, das sind meistens Haarrisse im Verputz. Wir haben diesmal etwa 100 solcher Schadensmeldungen bekommen und insgesamt weit über 3.000 Fühlbarkeitsmeldungen.“

Mehrere hundert Nachbeben werden noch gemessen

In den Tagen nach dem ersten Beben gab es zahlreiche Nachbeben, Vogelmann beruhigt: Das sei alles im Normbereich. In dieser Woche könnten auch noch weitere spürbare Nachbeben auftreten: „Die Nachbebentätigkeit mit den leicht fühlbaren Beben wird typischerweise noch diese Woche andauern. Danach wird es noch weitere schwache Beben geben, die zwar messbar, aber nicht mehr wahrnehmbar sein werden.“

Das sind laut Vogelmann mehrere hundert Nachbeben in einer Tiefe von etwa zehn Kilometern. Diese aufzuzeichnen, ist für die Forscherinnen und Forscher sehr wichtig und aufschlussreich, denn so kann man zum Beispiel sehen, wie die Bruchflächen in der Erdkruste liegen. Solche Informationen sind unter anderem wichtig für die Gebäudesicherheit, heißt es.

Wiener Becken liegt in der Thermen-Bruchlinie

Im südlichen Wiener Becken treten immer wieder Erdbeben auf. Die tektonische Ursache dafür ist vereinfacht gesagt die horizontale Verschiebung der Krustenteile entlang der Mur-Mürztalstörung, die in weiterer Folge die Aufweitung des östlich anschließenden Wiener Beckens bewirkt. Der östliche Teil des Beckens schiebt sich nach Nordosten weg, dadurch sinkt das Wiener Becken ganz langsam ab, erklärt Vogelmann gegenüber noe.ORF.at.

„Am Rand des Wiener Beckens kommt es zu einem starken Spannungsaufbau. Diese Spannung baut sich dann immer wieder durch plötzliche Absackungen in zehn Kilometern Tiefe ab. Und wenn das plötzlich rutscht, absackt, dann ist das das Erdbeben, bei dem die Bebenwellen abgestrahlt werden“, so der Seismologe.

Alle 100 Jahre richten Beben Schäden an

Erdbeben mit relevanten und stärkeren Schäden treten statistisch in dieser Gegend übrigens etwa alle 70 bis 100 Jahre auf. Das letzte starke Schadensbeben bei Seebenstein (Bezirk Neunkirchen) war am 16. April 1972 mit einer Stärke von 5,3.

Damals wurden Beben anhand von Berichten aus der Bevölkerung ausgewertet. Es kam zu Gebäudeschäden wie beschädigten Dächern, eingestürzten Kaminen und abbröckelnden Fassaden. Auch, wenn das aktuelle Beben und die Nachbeben in Gloggnitz deutlich spürbar waren – bei den meisten Menschen ist am Ende „nur“ der Schreck und ein sehr mulmiges Gefühl geblieben.