5.00 Uhr Früh im Marillengarten von Franz Reisinger am Donauufer bei Aggstein (Bezirk Krems). Zwischen den Marillenbäumen sind alle paar Meter Metalltonnen aufgestellt, in denen Feuer brennt. Was auf den ersten Blick idyllisch aussieht, ist in Wahrheit ein erbitterter Kampf gegen die Minustemperaturen. „Außerhalb des Marillengartens haben wir minus vier Grad, hier herinnen minus zwei Grad. Das halten die Früchte jetzt in dem Stadium aus“, sagt Reisinger gegenüber noe.ORF.at.
Die Metalltonnen sind mit Scheitholz und Pellets befüllt und wirken wie Kachelöfen. „Sie geben eine Strahlungswärme ab, die 3,5 bis fünf Meter reicht. Das schützt die kleinen Früchte und Blüten vor dem Unterkühlen und Erfrieren“, erklärt der Marillenbauer.
Um Mitternacht erstmals eingeheizt
Die Tonnen wurden bereits in den vergangenen Tagen im Marillengarten aufgestellt, um Mitternacht wurde erstmals eingeheizt, zweimal musste in der Nacht Holz nachgelegt werden. „Ich habe in vier Marillengärten die Leute eingeteilt, die nachfüllen. Ich bin heute guter Dinge, dass wir die Blüten und Früchte retten können“, sagt Reisinger.
Im Kampf gegen den Frost setzen die Marillenbauern in Niederösterreich auf unterschiedliche Techniken: von Windmaschinen über Räuchern bis zu Heizkerzen. Reisinger und einige andere Bauern in der Wachau schwören seit einigen Jahren hingegen auf die Heiztonnen. „Ich habe das selber entwickelt und bin daraufgekommen, dass es funktioniert. Die Öfen lassen sich leicht und einfach entzünden, brennen lange, und die Kosten für das Heizmaterial sind in einem Bereich, den ich mir leisten kann“, erklärt er.
Zusätzlich hat er heuer erstmals ein Heizgebläse im Einsatz, das warme Luft noch weiter im Marillengarten verteilt. „Heiße Abluft von Holz wird von dem Gebläse 25 Meter im Radius verteilt, sie strömt an den Öfen vorbei und hat einen noch größeren Wirkungsbereich, um mehr Bäume vor dem Unterkühlen und Erfrieren zu schützen.“
Frostnächte: Landwirtschaft besorgt
Nach bereits frühlingshaften Temperaturen gibt es jetzt wieder einige Frostnächte. Die Nacht auf Mittwoch soll – mit bis zu minus fünf Grad – die kälteste der Woche werden und könnte damit nach Marille und Kirsche auch anderen Obstkulturen schaden.
„Noch den ganzen April gefährlich“
Die 220 Mitgliedsbetriebe des Vereins Wachauer Marille mit ihren 100.000 Marillenbäumen auf einer Fläche von rund 400 Hektar haben die erste Nacht mit strengem Frost überstanden, das Zittern geht aber weiter. Denn auch für die kommenden Nächte sind Minustemperaturen angesagt. „Gefährlich ist es sicher noch den ganzen April“, sagt Reisinger, der auch Obmann des Vereins ist, „wir hatten auch Anfang Mai schon Frost. Da heißt es, immer den Wetterbericht schauen.“
Das letzte Jahr ohne Frost im Frühling war Reisinger zufolge 2019, seitdem wurde in seinen Marillengärten immer eingeheizt – teilweise aber auch nur mit mäßigem Erfolg. 2020 mussten die Marillenbauern beinahe einen Totalverlust hinnehmen. Grund dafür waren einige strenge Frostnächte im März und April.
Großflächige Ernteausfälle im Weinviertel befürchtet
Im Weinviertel hat Marillenbauer Dominik Schreiber aus Poysdorf hingegen in der Nacht auf Mittwoch erstmals seine Windmaschine angeworfen, sechs Stunden lang war sie im Einsatz. Sie soll wärmere Luft aus höheren Luftschichten in Bodennähe zu den Blüten bringen. Ob die Methode Erfolg gebracht hat, ist noch nicht bekannt.
Ein Rundruf von noe.ORF.at am Mittwoch bei mehreren größeren Marillenbauern ergab jedoch, dass im Weinviertel – dem größten Anbaugebiet in Niederösterreich – großflächige Ernteausfälle befürchtet werden. Bei Temperaturen von bis zu minus acht Grad dürften zahlreiche Blüten und Früchte erfroren sein.