Als Karl Höferl seine Laufbahn als Schiedsrichter begann, jubelten Österreichs Fußball-Fans Spielern wie Hans Krankl und Herbert Prohaska zu. Aktive ÖFB-Stars wie Marko Arnautovic und David Alaba waren noch gar nicht auf der Welt. Im Jahr 1975 griff der pensionierte ÖBB-Prokurist erstmals zur Pfeife.
„Schuld“ war ausgerechnet ein Schiedsrichter. „Ich war 33 Jahre alt und spielte für den FC Union Stein. Nach einem Foul wurde ich ausgeschlossen und ärgerte mich furchtbar darüber. Ich dachte, was der Schiedsrichter kann, das kann ich auch und wenig später legte ich die Prüfung ab und war dabei“, erinnert sich der 80-jährige im Gespräch mit noe.ORF.at.
Mehr als 1.000 Spiele geleitet
Karl Höferl leitete Spiele von der untersten Klasse bis zur ersten Landesliga. Mittlerweile ist er seit 48 Jahren mit der Pfeife im Einsatz und noch immer voller Tatendrang. „Der Umgang mit jungen Leuten hält mich auch selber jung. Wenn man dann noch dazu bei einem Spiel von den Fans nicht allzu sehr beschimpft wird ist es natürlich noch schöner“, lacht Höferl, der immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat und auf den Fußballplätzen der Region Krems Kult-Status genießt.
Das ist auch beim Spiel der Unter-12-Meisterschaft zwischen dem FC Rohrendorf und dem SV Droß zu merken. Höferl pfeift auf Grund seines Alters mittlerweile nur noch im Jugendbereich. „So lange der Verband nicht genug Schiedsrichter hat stelle ich mich gerne zur Verfügung“, spielt Höferl auf den Mangel an Schiedsrichtern an.

Lob von allen Beteiligten für Höferls Leistung
Den Sieg der Drosser in Rohrendorf leitet Höferl souverän. Danach gibt es von den Spielern und den Trainern viel Lob. „Karl ist eine Legende in der heimischen Fußball-Szene. Es ist immer sehr speziell, wenn er bei unseren Spielen pfeift“, gibt es positive Worte von Droß-Co-Trainer Thiemo Tiefenbacher. Sein Trainerkollege Hannes Baumgartner vom FC Rohrendorf tanzte einst selbst nach der strengen Pfeife von Höferl.
„Das heißt schon was, wenn man so lange als Schiedsrichter aktiv ist. Hut ab vor seinen Leistungen und dass er noch immer auf dem Platz stehen kann.“ Die jungen Kicker sind ebenfalls beeindruckt. „Ich finde das cool von ihm, dass er mit 80 Jahren noch immer Schiedsrichter ist“, zeigt sich der 12-jährige Lucian Wallner vom SV Droß begeistert.
„Dritte Halbzeit“ als Belohnung
Nach dem Spiel genießt Karl Höferl die Zeit in der Kantine des Vereines. „Ein gutes Glas Wein mit Trainern und Funktionären gehört dazu“, lacht Höferl und freut sich noch auf zahlreiche Spiele, die er leiten darf. Im fortgeschrittenen Alter droht auch keine Gefahr mehr von fanatischen Anhängern. „Früher war es schon einige Male sehr kritisch, wenn aufgebrachte Fans nach dem Spiel vor meiner Kabine gestanden sind. Aber es hat sich dann meistens alles wieder beruhigt“, erzählt Höferl.
Schiedsrichter mit 80
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Diesmal wird er nach dem Schlusspfiff in Rohrendorf gefeiert. Es gibt Applaus von den Fans und Höferl verbeugt sich dankbar vor „seinem“ Publikum. Die einstimmige Meinung der Fans wird an diesem Tag wieder einmal bestätigt: Spiele mit Karl Höferl sind immer ein Erlebnis.