Lachs
APA/dpa/Holger Hollemann
APA/dpa/Holger Hollemann
Wirtschaft

Größte Lachsfarm Österreichs entsteht in Gmünd

Waldviertel und Fisch – da denkt wohl jeder und jede an den Karpfen. In wenigen Jahren könnte das anders sein, denn in Gmünd soll die größte Fischfarm Österreichs für Lachs entstehen. Ein Drittel des heimischen Bedarfs soll damit gedeckt werden.

Es klingt fast skurril: der Lachs, ein Hochseefisch, aus dem Waldviertel. Aber ab dem Jahr 2026 sollen gut 3.000 Tonnen des sogenannten „Waldlachs“ aus Gmünd auf den Markt kommen. Ein Drittel der 9.000 Tonnen Lachs, die zurzeit pro Jahr auf österreichischen Tellern landen, pro Einwohner und Einwohnerin ein Kilo, fast ausschließlich importiert und mit weiten Lieferwegen verbunden.

Das Unternehmen Burgenlachs, an dem auch der frühere Bundeskanzler Alfred Gusenbauer beteiligt ist, baut die Anlage in Gmünd um 70 Millionen Euro. 100 Arbeitsplätze sollen entstehen.

Arbeiter mit Lachs aus Lachsfarm
Waldlachs
In Gmünd wird in den kommenden zwei Jahren eine Lachsfarm gebaut

Der dafür nötige Gemeinderatsbeschluss in Gmünd wurde Ende März gefällt. Als einen Grund für die Ansiedlung in Gmünd nennt Gerald Gerstbauer, Geschäftsführer von Burgenlachs, die hohe Wasserqualität im Waldviertel. Da der Lachs in seiner Entwicklung vom Süßwasser- zum Salzwasserfisch wird, ist eine hochsensible Technik nötig, die ein Forschungsunternehmen aus Israel liefert: AquaMaof Technologies.

Die Israelis sind laut eigenen Angaben global führend in nachhaltiger Greentech-Forschung und setzten bis jetzt schon sieben Landfarmen für Lachse, Garnelen, Forellen, Baramundi und Dorade um. Derzeit werde am Berg Fuji in Japan eine Lachsfarm für Lachs in Sashimi-Qualität gebaut, heißt es von AquaMoaf.

Großteil des Wassers wird wiederverwendet

Dementsprechend soll die Anlage in Gmünd nachhaltig aufgebaut sein. Mit natürlichen Filtrations-, Denitrifikations- und Sauerstoff-Anreicherungssystemen werde bei Waldlachs 99 Prozent des Wassers, das eingesetzt wird, wiederverwendet. Die Anlage brauche außerdem im Vergleich zu anderen nur ein Drittel der Energiemenge, und die werde mit Photovoltaik und Geothermie selbst erzeugt.

Lachs aus dem Waldviertel
Waldlachs

Baubeginn soll zu Beginn des kommenden Jahres sein, mit der Fertigstellung wird 2025 gerechnet, der erste Lachs aus Gmünd soll 2026 auf den Teller kommen. Das Bauvorhaben soll mit regionalen Unternehmen umgesetzt werden, heißt es von Burgenlachs, auch die 100 Arbeitskräfte werden in der Region gesucht.

Verein gegen Tierfabriken übt Kritik

Der Tierschutz fehle jedoch in der Lachsfarm, kritisierte der Verein gegen Tierfabriken (VGT) am Donnerstag in einer Aussendung. „Als ob Lachse keine Tiere wären, sondern Objekte. Das ist schon erstaunlich, schließlich sind Lachse Wirbeltiere, die nach den Grundsätzen des Bundestierschutzgesetzes zu schützen sind.“ Allerdings sei in der Tierhaltungsverordnung nicht geregelt, wie Lachse tierschutzgerecht zu halten sind, wird VGT-Experten Erich Schacherl zitiert.

„Jede:r hat schon von den Wanderungen von Lachsen gehört. Sie ziehen Hunderte von Kilometern die Flüsse hinauf, um dort abzulaichen, wo sie geboren wurden. Das geht in einem Becken in einer Halle nicht“, so Schacher. „Die Zucht von Lachsen in Becken in Indoor-Fischzuchtanlagen, wie es in Gmünd geplant ist, ist aus Tierschutzsicht sehr fragwürdig. Denn Lachse können in solchen kleinen Becken ihre natürlichen Verhaltensweisen nicht ausleben“, heißt es in der Aussendung. Die Folge seien Verhaltensstörungen und nicht tierschutzgerechte Lebensbedingungen.

Mikl-Leitner: „Leuchtturmprojekt“

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bezeichnet die Lachsfarm als Leuchtturmprojekt, dessen Rahmenbedingungen durch das Miteinander von Land und Gemeinde überzeugt hätten. Es entstehe ein kulinarischer Hotspot im Waldviertel, so Mikl-Leitner.

Gmünd trage künftig einen wichtigen Teil zur Versorgungssicherheit mit heimischen Lebensmitteln bei, sagt Gmünds Bürgermeisterin Helga Rosenmayer (ÖVP), sie spricht von Verhandlungen auf Augenhöhe. Burgenlachs-Geschäftsführer Gerstbauer sieht das Waldviertel als Hochburg für Qualitätsfisch. Durch die neue, grüne Technologie sei es möglich, weite Transportwege aus dem Ausland deutlich abzukürzen.