Was die Landwirtschaft und Hobbygärtnerinnen und -gärtner wegen der Trockenheit freut, bereitet den Einsatzkräften derzeit viel Arbeit: Das Regenwasser kann in vielen trockenen und verdichteten Feldern nicht mehr schnell genug versickern und schwappt auf Straßen. Kleine Bäche treten über die Ufer, kleinräumige Überflutungen sind möglich.
Seit Freitag wurden vom Landesfeuerwehrkommando rund 220 Feuerwehreinsätze gezählt. Die Hotspots lagen nach Angaben von Franz Resperger vom Landeskommando in den Bezirken Amstetten, Melk und Baden, wo tief liegende Straßenunterführungen, Keller und Garagen ausgepumpt werden mussten. In Summe waren mit Stand Samstagvormittag fast 1.000 Mitglieder von 75 Feuerwehren gefordert.
So musste in Haag (Bezirk Amstetten) etwa eine Person aus einem Auto befreit werden, das in einer überfluteten Unterführung stecken geblieben war. „Es bestand keine Lebensgefahr für die Person, aber er konnte sich selbst nicht mehr aus dem Auto befreien“, berichtete der Haager Feuerwehrkommandant Andreas Zöchlinger. Die Einsatzkräfte schoben das Auto aus der Unterführung, damit der Mann aussteigen konnte.
Kleinräumige Überflutungen
35 Feuerwehren im Bezirk Amstetten waren am Samstag bei Einsätzen, so mussten etwa Keller ausgepumpt und einzelne Häuser vor Wasser geschützt werden. Dafür sperrten die Feuerwehren Straßen ab und errichteten provisorische kleine Dämme. „Seit gestern Nachmittag fordern uns die starken Regenfälle, in der Alarmzentrale haben wir um die 50 Notrufe erhalten“, berichtete Philipp Gutlederer von der Freiwilligen Feuerwehr Amstetten.
Auch im Bezirk Melk waren Samstagvormittag elf Feuerwehren im Einsatz, etwa wegen einer Verklausung in Blindenmarkt und kleinräumigen Überschwemmungen in Spielberg und Ruprechtshofen. Die Landeswarnzentrale, die sich um Notrufe aus den Bezirken Gmünd, Waidhofen/Thaya, Zwettl, Horn, Hollabrunn, Tulln und Bruck an der Leitha kümmert, meldete vereinzelte umgefallene Bäume und Keller, die ausgepumpt werden mussten.
Mobiler Hochwasserschutz in Tribuswinkel
In der Nacht montierten die Feuerwehren in Tribuswinkel, einer Katastralgemeinde von Traiskirchen (Bezirk Baden), noch den mobilen Hochwasserschutz bei der Schwechat. Der Fluss führte in der Nacht so viel Wasser, dass ein Hochwasservorarlarm ausgelöst wurde.
Zuvor war bei einem Zufluss der Schwechat, dem Sattelbach, ein Biberdamm gebrochen. Zusätzlich fiel in der Region in höheren Lagen am Freitag Schnee, der später wegen der Plusgrade schmolz und die Lage verschärft habe, so das Bezirksfeuerwehrkommando Baden, das vermutet, dass aus diesen Gründen der Pegel der Schwechat stark anstieg. Seit 7.00 Uhr gehe der Wasserstand jedoch zurück. Die Lage habe sich wieder beruhigt, hieß es vom Bezirkskommando.
Opponitz: Straße nach Erdrutsch gesperrt
Im Bezirk Scheibbs wurde am Samstag bei der Kleinen Erlauf in Wieselburg eine Durchflussmenge von 105 Kubikmetern pro Sekunde erreicht. Dieser Wert kommt im langjährigen statistischen Mittel nur alle fünf Jahre vor. Die Kleine Erlauf ist auch im Bereich der Messe Wieselburg über die Ufer getreten. Ein fünfjähriger Wert wurde Samstagvormittag ebenso beim Urlbach in Krenstetten (Bezirk Amstetten) mit 99 Kubikmetern pro Sekunde gemessen.
Aufgrund der Wetterlage gab es in Niederösterreich auch diverse Straßensperren. Betroffen waren laut ORF-Verkehrsredaktion die B28 wegen umgestürzter Bäume sowie die B31 im Raum Opponitz (Bezirk Amstetten), wo es einen Erdrutsch gab. Gesperrt waren im Westen des Bundeslandes Samstagmittag auch mehrere niederrangige Landesstraßen.
Größte Regenmenge fiel in Gumpoldskirchen
Das Tiefdruckgebiet dreht sich weiterhin über Ostösterreich: In Niederösterreich sollen laut ORF-Wetterredaktion bis Samstagmittag noch einmal 20 Liter pro Quadratmeter dazukommen. Spitzenreiter ist bisher Gumpoldskirchen (Bezirk Mödling), wo von Donnerstag- bis Samstagfrüh 104 Liter Regen pro Quadratmeter fiel, in Melk waren es 89, in Bad Vöslau (Bezirk Baden) 84 und in St. Pölten 83 Liter.
„Zum Glück ist in den nächsten Stunden mit einer deutlichen Entspannung der Wetterlage zu rechnen“, sagte Feuerwehrsprecher Resperger. Nicht eingreifen musste die Feuerwehr in besonders sensiblen Hochwasserbereichen entlang der Donau wie etwa im Raum Klosterneuburg (Bezirk Tulln). Hier kam es zu keinen Überflutungen.