Hochspannungsleitungen in Loosdorf
APA/HELMUT FOHRINGER
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Wirtschaft

Zu wenige Fachkräfte für Stromnetzausbau

Der Fachkräftemangel könnte zum Problem für die Energiewende werden. Um die Ziele bis 2030 zu erreichen, müssten die Stromnetze in den nächsten Jahren deutlich ausgebaut werden. Aber dafür fehlen schon jetzt Fachkräfte, heißt es beim Netzbetreiber Netz NÖ.

Die Ziele der österreichischen Klima- und Energiestrategie sehen bis 2030 eine Verzehnfachung der Energie aus Photovoltaikanlagen und eine Verdopplung aus Windkraftanlagen vor. In ihrer Rolle als Verteilnetzbetreiberin stellt das die Netz Niederösterreich vor eine gewaltige Herausforderung, da das Stromnetz in vergleichbar kurzer Zeit auf den verschiedenen Ebenen modernisiert und ausgebaut werden muss. Ansonsten kann der Erneuerbare Strom nicht transportiert werden.

Allerdings fehlen den Netzbetreibern österreichweit die nötigen Fachkräfte – und der Arbeitskräftemangel dürfte sich in den nächsten Jahren noch verschärfen. Bei Netz Niederösterreich gibt es derzeit 37 offene Stellen, etwa die Hälfte davon sei schwierig zu besetzen, sagt Sprecher Michael Kovarik. Am schwierigsten sei die Situation im Bereich Elektrotechnik, aber auch IT-Fachkräfte oder Fachkräfte für Netzwerk Security oder Smart-Meter-Administratorinnen und -Administratoren werden gesucht.

Großes Ausbauprogramm

Arbeit gibt es wohl genug. Denn um die Klimaziele zu erreichen, müssen in Niederösterreich in den kommenden Jahren etwa 40 Umspannwerke neu errichtet oder ausgebaut werden, derzeit sind 92 in Betrieb. Das Stromsystem braucht pro Jahr 600 zusätzliche Trafo-Stationen (bisher etwa 300 pro Jahr) sowie weitere 300 Kilometer Hochspannungsleitungen, derzeit sind 1.400 Kilometer in Betrieb.

Umspannwerk Neusiedl
ORF
Bis 2030 müssen in Niederösterreich noch etwa 40 Umspannwerke neu errichtet oder ausgebaut werden. Im Bild: das neu errichtete Umspannwerk Neusiedl an der Zaya (Bezirk Gänserndorf).

In den Haushalten müssen wiederum Smart Meter installiert und gegebenenfalls gewartet werden. Diese seien Voraussetzung für viele intelligente Netzanwendungen – von Energiegemeinschaften über „virtuelle Kraftwerke“. Laut Netz Niederösterreich seien in diesem Bereich bereits große Schritte geschafft und mehr als 98 Prozent aller bestehenden Zähler durch Smart Meter erneuert worden – mehr dazu in Mit digitalen Stromzählern Energie sparen (noe.ORF.at; 21.1.2023).

Dieser Ausbau ist laut Sprecher Kowarik zwingend notwendig. Denn der Umbau der Energiesystems schreite mit großen Schritten voran: 2022 haben sich die Anfragen für Photovoltaikanlagen zum dritten Mal hintereinander jährlich verdreifacht. Dieser Trend würde sich auch heuer fortsetzen. Insgesamt verzeichnete die Netz Niederösterreich in den ersten drei Monaten dieses Jahres mehr als 8.000 neue PV-Anlagen, sodass nun bereits mehr als 70.000 Sonnenkraftwerke ins niederösterreichische Netz einspeisen.