Tierschutzhaus Austria in Vösendorf, einer von 13 Krallenaffen
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Tiere

Vösendorf: Exoten finden Bleibe im Tierheim

Das Tierheim in Vösendorf (Bezirk Mödling) ist Österreichs größtes Tierheim. Etwa 4.500 Tiere werden dort jedes Jahr aufgenommen. Versorgt werden allerdings nicht nur Haustiere. Pflege finden auch Exoten und Wildtiere – von Wildschweinen bis Affen.

Im Kleintierhaus des Tierschutzhauses in Vösendorf (Bezirk Mödling) leben neben Hasen und Kaninchen unter anderem 13 Krallenaffen. Regelmäßig landen in Vösendorf Tiere, die etwa am Flughafen beschlagnahmt werden – so auch die von der Behörde sichergestellten Äffchen. Ein Züchter hatte versucht, die Tiere illegal nach Malaysia zu transportieren.

„Zu uns kommen nicht nur Tiere, die von der Behörde beschlagnahmt wurden. Einige stammen aus privater Haltung. Viele Menschen haben sich das Leben mit einem Affen im Wohnzimmer anders vorgestellt“ erzählt Stephan Scheidl, der Tierheimleiter in Vösendorf. Tobi, ein kleines Äffchen, das ebenfalls den Weg ins Tierschutzhaus fand, wurde jahrelang von einer Privatperson in einer Wohnung in Graz gehalten.

Unterschlupf für Tiere aus dem In- und Ausland

Die Gründe, warum Tiere in seiner Einrichtung landen, seien vielfältig, so Scheidl. „Es kann sein, dass der Besitzer ins Gefängnis muss, verstorben ist oder sich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr um das Tier kümmern kann. Viele sind mit der Zeit auch überfordert.“

Auf dem vier Hektar großen Areal ist abseits von Spitzmäusen und Katzen auch Platz für Exoten sowie Wild- und Nutztiere. „Fast täglich bekommen wir Hilferufe von anderen Tierschutzorganisationen – sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland. So haben wir beispielsweise erst vor kurzem Pferde aus der Slowakei aufgenommen“, erzählt der Tierheimleiter.

100 Beschäftigte kümmern sich um den Betrieb

Um das größte Tierheim Österreichs am Laufen zu halten, sind derzeit etwa 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Neben 60 Tierpflegerinnen und Tierpflegern braucht es Handwerker ebenso wie Juristinnen, Servicemitarbeiter und drei fix angestellte Tierärztinnen.

„Wir sind wie eine kleine Stadt“, so Scheidl. „Wenn eine neue Tierart in unser Haus einzieht, müssen nicht nur die Tierpflegerinnen und -pfleger geschult werden. Wir müssen auch Gehege umbauen oder schauen, ob etwa die Temperatur und Beleuchtung der Unterbringungen passt.“ In den Vösendorfer Lagerräumen türmen sich Unmengen unterschiedlicher Futtermittel. Alleine für die Katzen und Hunde braucht das Tierheim jedes Jahr etwa 24 Tonnen Nahrungsmittel. Das erfordert auch einiges an Logistik im Lager. So muss das Futter etwa regelmäßig auf Qualität überprüft und nach Ablaufdatum sortiert werden.

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Tierschutzhaus Austria in Vösendorf, eine Pflegerin und ein Pfleger säubern ein Gehege im Kleintierhaus und bringen Futter
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100 Menschen sind im Tierschutzhaus beschäftigt. Eine der täglich zu verrichtenden Arbeiten ist das Säubern der Gehege
Tierschutzhaus Austria in Vösendorf, Papagei genießt eine Streicheleinheit
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Neben dem Füttern und Ausmisten gehört zur Pflege der Tiere auch die eine oder andere Streicheleinheit
Tierschutzhaus Austria in Vösendorf, Lager für Hund- und Katzenfutter
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Im Lager wird das Tierfutter geordnet, aufbewahrt und nach Bedarf ausgegeben
Tierschutzhaus Austria in Vösendorf, Wildschweine, die privat abgegeben wurden, im Freigehege
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Diese Wildschweine wurden privat abgegeben und leben derzeit im Freigehege
Tierschutzhaus Austria in Vösendorf, Eichhörnchenbaby Dino wird Tag und Nacht gefüttert
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Unter den Bewohnern befindet sich auch Eichhörnchenbaby Dino: Sobald er bereit dafür ist, wird er ausgewildert

Durch die Teuerung sind Spenden gefragt

Das Tierheim in Vösendorf ist ein privater Tierschutzverein, der sich über Spenden finanziert. „Die Kombination aus finanzieller Unterstützung, Zeitspenden, indem Leute mithelfen, sowie Sachspenden macht den Betrieb erst möglich“, sagt Scheidl. Das benötigte Futter etwa stammt zu einem Großteil aus Spenden. Obst und Gemüse für die Tiere liefern unter anderem Supermärkte aus der Region.

„Gehälter, Stromkosten, Reparaturen: Die Betriebskosten belaufen sich jährlich auf etwa vier bis fünf Millionen Euro“, rechnet Scheidl vor. Nicht nur deswegen freut man sich, wenn es gelingt, Tiere möglichst flott an ein neues Zuhause zu vermitteln. Auch bei Exoten und Wildtieren wie Affen, Stinktieren oder Füchsen sucht das Tierschutzhaus nach einer artgerechten Bleibe. Einige der Affen beispielsweise wurden an einen Zoo in Tschechien vermittelt. Ein Stinktier aus Privathaltung lebt mittlerweile im Tierpark Buchenberg in Waidhofen an der Ybbs.