Lämmerhof von Karl Groiß in Bruderndorf
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APA/dpa/Armin Weigel
Landwirtschaft

Juristen: Wolfsverordnung verletzt EU-Recht

Die neue Wolfsverordnung des Landes Niederösterreich erlaubt es, Wölfe unter bestimmten Voraussetzungen schneller abzuschießen bzw. zu vergrämen. Juristen kritisieren allerdings, dass sie gegen EU-Recht verstoße.

Das Land Niederösterreich hat im April eine neue Wolfsverordnung erlassen, die besagt, dass Jägerinnen und Jäger unter bestimmten Voraussetzungen Wölfe vergrämen bzw. schießen dürfen. Diese Regelung verstoße aber gegen EU-Recht, kritisieren Juristinnen und Juristen. Umweltschutzverbände hätten keine Möglichkeit mehr, rechtlich gegen Abschüsse vorzugehen.

Jurist Paul Kuncio vom Umweltdachverband sagt: „Es müsste eigentlich allen Bundesländern bewusst sein, dass das unionsrechtswidrig ist. Wir haben seit über einem Jahr ein offenes Vertragsverletzungsverfahren, bei dem die Europäische Kommission explizit vorbringt, dass Österreich säumig bei der Umsetzung der Artenschutzkonvention ist. Da bezieht sich die Kommission auch auf den Zugang zu Gerichten auf Verordnungsebene.“ Das bestätigt auch der renommierte Europa- und Völkerrechtsexperte Walter Obwexer.

„Aufrüsten“ bei den Herdenschutznahmen

Vom Büro des zuständigen Landeshauptfrau-Stellvertreters Stephan Pernkopf (ÖVP) heißt es, dass alles – entgegen der Kritik – rechtskonform sei. Die Menschen im Waldviertel versuchen jedenfalls, einen Mittelweg zu finden, nachdem ein Wolf im Februar in Langschlag (Bezirk Zwettl) mehrere Schafe gerissen hat – mehr dazu auf Wolfsriss: Sieben Schafe tot, neun verletzt; (noe.ORF.at, 16.2.2023). Der kürzlich gegründete Verein „Wolf Stopp“ spricht sich zwar für Herdenschutzmaßnahmen wie Zäune oder Hunde aus, aber nur soweit sie den Landwirtinnen und Landwirten zumutbar seien.

Wölfe und Bären in Österreich
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In der Nähe von Langschlag in Klein Wetzles (Bezirk Zwettl) hält die Tierärztin Alexandra Gergely 35 Alpakas – auch hier sei der Wolf ein Thema, sagt Gergely gegenüber noe.ORF.at: „Wir haben im Winter Spuren gesehen, dass da Wölfe vorbeigelaufen sind. Die leben also um uns herum.“ Ihre Weiden sind daher eingezäunt, die Tiere werden seit dem Wolfsriss im Februar in der Nacht eingesperrt.

Alpaka-Hof von Alexandra Gergely in Klein Wetzles im Bezirk Zwettl
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ORF-Niederösterreich-Redakteur Stefan Schwarzwald-Sailer hat den Waldviertler Alpakahof von Alexandra Gergely in Klein Wetzles besucht

Ab Sommer soll es auch zwei Herdenschutzhunde geben, die – im Gegensatz zu Herdenschutzzäunen – derzeit nicht vom Land gefördert werden. „Unser Versuch ist, dass er den Wolf erschreckt, attackiert, dass sich der Wolf ein leichteres Opfer sucht“, so Gergely. „Man rüstet also auf und wer am stärksten aufgerüstet ist, hat die Nase vorne.“

Tagsüber schützt der Elektrozaun, in der Nacht der Stall

In Bruderndorf (Bezirk Zwettl) führt Karl Groiß den Lämmerhof. Seit vier Jahren hat er einen Elektrozaun. Denn als Biobauer muss er seinen Tieren neun Hektar Weide zur Verfügung stellen. Das habe sich bisher bewährt, in der Nacht müssen die Tiere dennoch in den Stall. Aber die Verunsicherung im Nachbarort von Langschlag steige, sagt Groiß: „Wir haben schon bei unseren Nachbarn gesehen, was mit einer Herde passiert, wenn der Wolf hineinkommt.“