Chronik

Ersthelferin: „Dachte, das war ihre letzte Sekunde“

In Kirchberg am Walde (Bezirk Gmünd) dürfte das Eingreifen einer Ersthelferin das Leben einer 19-Jährigen gerettet haben. Renata Wais befreite die schwer verletzte junge Frau, die unter dem Unfallwrack eingeklemmt war und immer schlechter Luft bekam.

Sie sei zufällig in den frühen Morgenstunden an der Unfallstelle vorbeigekommen, als ein junger Mann sie angehalten habe, schildert die 54-jährige Ersthelferin Renata Wais gegenüber noe.ORF.at: „Er hat so schnell geredet – ich habe zuerst gar nicht verstanden, was passiert.“ Beim Aussteigen aus dem Auto habe sie dann eine junge Frau gehört, die um Hilfe geschrien habe.

Der schwere Verkehrsunfall bei Kirchberg am Walde (Bezirk Gmünd) hatte sich kurz zuvor ereignet. Ein 22-jähriger Lenker hatte die Kontrolle über seinen Pkw verloren und war von der Straße abgekommen. Das Auto war zum Unfallzeitpunkt mit fünf Personen voll besetzt, überschlug sich mehrmals und kam am Dach zu liegen. Eine 19-Jährige aus dem Bezirk Waidhofen an der Thaya, die laut Polizei zum Unfallzeitpunkt nicht angeschnallt war, wurde durch die Heckscheibe des Fahrzeugs geschleudert und unter dem Wrack im Bereich der Motorhaube eingeklemmt.

Ersthelferin zeigt, wo der Unfall passiert ist
ORF/Viktoria Waldhäusl
Renata Wais kehrt einige Stunden nach dem Unfall gemeinsam mit der Feuerwehr zum Ort des Geschehens zurück

„Ich konnte es nicht glauben, zuerst habe ich nur den Kopf gesehen. Der gesamte restliche Körper war unter dem Auto“, erzählt Ersthelferin Wais. Zuerst habe sie gemeinsam mit zwei leicht- bzw. unverletzten Beifahrern versucht, das Auto wegzuschieben und so das Mädchen zu retten – doch das sei nicht gelungen. „Ich dachte, das wäre für das Mädchen die letzte Sekunde, man wusste ja nicht, was passiert.“

Ersthelferin „hat vermutlich Leben gerettet“

Weil sich der Gesundheitszustand des Opfers offenbar zunehmend verschlechterte und es immer mehr nach Luft rang, beschloss die Ersthelferin, in ihr eigenes Auto zu steigen und das Unfallauto damit vorsichtig ein Stück fortzubewegen, was auch gelang. So konnten die anderen Pkw-Insassen das Mädchen unter dem Auto hervorziehen. Das couragierte Vorgehen der Ersthelferin habe der 19-Jährigen vermutlich das Leben gerettet, bilanzierte die Feuerwehr nach dem außergewöhnlichen Einsatz.

Renata Wais im Interview

Die Ersthelferin lässt die fordernden Szenen der frühen Morgenstunden Revue passieren

Sie habe durchaus Angst gehabt, die Jugendliche beim Anschieben mit ihrem Auto noch mehr zu verletzen, „aber was hätte ich anderes tun sollen?“, erklärt Wais. „Sie hat ja keine Luft bekommen. Da muss man alles probieren, was geht.“ Schlussendlich sei es reines Glück gewesen, dass sie der jungen Frau helfen haben können, betont die Ersthelferin Stunden nach ihrem Einsatz im ORF-Gespräch.

19-Jährige wurde schwer verletzt ins Spital geflogen

Nach der notärztlichen Versorgung wurde die 19-Jährige mit dem Notarzthubschrauber „C2“ ins Universitätsklinikum St. Pölten geflogen. Ersten Informationen zufolge soll ihr Gesundheitszustand stabil sein, Samstagmittag war sie intensivmedizinisch überwacht. Die anderen Fahrzeuginsassen, neben dem Fahrer auch zwei 19-jährige Männer aus dem Bezirk Gmünd sowie eine gleichaltrige Frau aus dem Bezirk Krems, wurden vom Rettungsdienst versorgt. Der Lenker wurde dann ins Landesklinikum Horn gebracht, zwei weitere Unfallopfer ins Krankenhaus nach Gmünd. Der 22-Jährige war laut Polizei zum Unfallzeitpunkt alkoholisiert, er hatte außerdem keinen gültigen Führerschein.

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Unfallfahrzeug
BFK WT/St. Mayer
Das Auto war zum Unfallzeitpunkt mit fünf Personen voll besetzt
Unfallfahrzeug
BFK WT/St. Mayer
Die 17-Jährige war unter dem Auto eingeklemmt
Unfallfahrzeug
BFK WT/St. Mayer
Sie war herausgeschleudert worden, als sich das Auto mehrfach überschlagen hat
Unfallort
BFK WT/St. Mayer
Nach der Rettung durch die Ersthelferin flog ein Notarzthubschrauber die junge Frau ins Spital
Unfallfahrzeug
BFK WT/St. Mayer
Die Einsatzkräfte hatten zunächst Probleme gehabt den Unfallort zu finden

Die Ersthelferin hatte der Feuerwehr zufolge großartige Hilfe geleitet, erst recht, nachdem die Einsatzkräfte zunächst eine falsche Adresse genannt bekommen hatten und Probleme gehabt hatten, den Unfallort zu finden. „Es ist wirklich nervenaufreibend, wenn man weiß, dass jemand unsere Hilfe benötigt und wir den Einsatzort nicht finden können“, schildert einer der eingesetzten Feuerwehrleute. Im Einsatz standen neben den Feuerwehren das Rote Kreuz mit mehreren Rettungsfahrzeugen, einem Notarztteam, dem Notarzthubschrauber „Christophorus 2“ und Einsatzkräften der Polizei.

Anmerkung: In einer früheren Version war von einer 17-Jährigen die Rede – entsprechende Angaben der Feuerwehr wurden von der Polizei korrigiert.