Der Traum vom Tennisprofi reifte bei Lucas Miedler schon früh. Mit drei Jahren hielt er zum ersten Mal einen Schläger in der Hand. „Dem Cousin meines Vaters gehörte die Tennisanlage in Muckendorf“, erzählt der Niederösterreicher im Gespräch mit noe.ORF.at. „Deshalb stehe ich schon auf dem Tennisplatz, seit ich klein bin. Mir ist der Sport quasi in die Wiege gelegt worden.“
Frühe Erfolge, späterer Durchbruch
Sein erstes großes Erfolgserlebnis feierte der kleine Lucas mit zehn Jahren. „Damals hat es so ein Masters in Österreich gegeben und da hat der Sieger zum Turnier nach St. Anton am Arlberg fahren dürfen. Das war sehr besonders für mich.“ Auch als Jugendlicher setzte Miedler seinen Erfolgslauf fort. Er wurde U16-Europameister und gewann das Junioren-Doppel bei den Australian Open in Melbourne.
Der Sprung auf die große Tennisbühne gelang ihm mit 19 Jahren vor heimischer Kulisse. Beim Turnier in der Wiener Stadthalle schaffte Miedler es bis in den Hauptbewerb. Danach allerdings geriet seine Karriere ein wenig ins Stocken. „Bis zum Durchbruch hat es gedauert. Es gab ein Jahr, in dem ich acht Endspiele verloren habe. Nach meinem ersten Sieg ist es dann bergauf gegangen“, so Miedler.
Sensationen in Kitzbühel und Wien
Seine Leidenschaft zum Doppel war bei Miedler damals schon vorhanden. „Ich habe eine Spielanlage, die sehr gut fürs Doppel gemacht ist. Als Jugendlicher habe ich viel gespielt und auch viele Turniere gewonnen.“ Dass er ausgerechnet im Doppel auch den Sprung an die Weltspitze schaffte, verdankt der 26-Jährige einem glücklichen Zufall.
Beim Heimturnier in Kitzbühel entschlossen sich er und Alexander Erler, zum ersten Mal gemeinsam Doppel zu spielen – und schafften die Sensation. „Dass tatsächlich der Sieg herausgeschaut hat, war unerwartet und unglaublich. Die Stimmung auf dem Center Court war fantastisch. Dort ist die Reise für uns losgegangen“, so Miedler.
Doch es sollte sogar noch besser kommen. Im Oktober 2022 triumphierten Erler und Miedler in der Stadthalle. Als erste heimische Doppelpaarung konnten der Niederösterreicher und der Tiroler sowohl in Kitzbühel als auch in Wien gewinnen. „Beim Finale vor 9.500 Zuschauern in der Stadthalle war die Nervosität extrem. Ich bin heute noch echt froh, dass wir das gewonnen haben“, freut sich Miedler.
Gegensätze ziehen sich an
Doch was macht die Kombination Erler/Miedler zu so einem starken Doppel? „Ich glaube, es liegt daran, dass wir relativ unterschiedlich sind“, so Miedler. „Er hat die Power in den Schlägen, einen unglaublichen Aufschlag, eine tolle Vorhand. Ich dagegen bin der solide Part im Team. Ich habe keine großen Schwankungen und fühle mich wohl am Netz. Das macht unsere Stärke aus“, analysiert Miedler.
Auch 2023 schlugen Alexander Erler und Lucas Miedler schon zweimal zu. Im Februar gewannen sie das ATP-500-Turnier in Acapulco. Vor wenigen Tagen legten sie mit dem Turniersieg in München nach. Vor einem Jahr noch nicht einmal in den Top-100 der Doppel-Weltrangliste stehen sie mittlerweile in den Top-40. Ein Ende des Erfolgslaufs ist für Miedlers Trainer, Wolfgang Thiem, nicht in Sicht.
„Wenn sie noch zwei, drei Jahre auf diesem Niveau spielen und immer besser und besser miteinander harmonieren, dann ist alles möglich“, ist der Coach überzeugt. „Von Grand-Slam-Siegen bishin zur Nummer eins der Welt ist ihnen alles zuzutrauen. Da gibt es keine Grenzen nach oben“, so Thiem.