Der 75. Geburtstag soll „ein Tag wie jeder andere sein“ betont Hickersberger. Nach einem Frühstück auf der Terrasse seiner Wohnung nahe Malaga wartet die eine oder andere Runde auf dem Golfplatz. Eine große Feier wird es nicht geben. Hickersberger genießt lieber die Ruhe und erfreut sich seiner Gesundheit. Von einem vor fünf Jahren erlittenen Schlaganfall hat er sich mittlerweile gut erholt.
Ein Held bei Rapid und auch bei der Austria
Bei den Wiener Großclubs genießt Hickersberger Kult-Status. Nachdem er als Spieler mit der Austria zweimal (1969 und 1970) und mit Rapid einmal (1982) Meister wurde, spielte er auch einige Jahre in Deutschland bei Kickers Offenbach und Fortuna Düsseldorf. Für Österreichs Nationalteam war er 39 Mal im Einsatz. Absoluter Höhepunkt war das 3:2 gegen Deutschland bei der WM 1978.
Vielen Fußball-Fans ist Hickersberger aber vor allem als Trainer in Erinnerung. Als Teamchef führte er Österreich 1990 zur Weltmeisterschaft nach Italien. Dort konnte das Team um Toni Polster und Gerhard Rodax die großen Erwartungen nicht erfüllen und schied bereits nach der Vorrunde aus. Der absolute Tiefpunkt sollte aber erst wenige Wochen nach der Weltmeister folgen.
Vom Erfolgstrainer zum „Färöer-Pepi“
Zum Auftakt der EM-Qualifikation blamierte sich Österreich bei den Amateuren der Färöer und verlor in Landskrona 0:1. Gegen ein Team aus Schafzüchtern und Fischern setzte es die bittereste und blamabelste Niederlage in der ÖFB-Geschichte. Hickersberger war als Teamchef der Schuldige und wurde in den Medien zum „Färöer-Pepi“ ernannt. Seine Karriere schien ruiniert, aber er kämpfte sich zurück.
Mit der Austria wurde er 1994 Cupsieger, mit Rapid 2005 Meister. Dazu kamen Stationen im Arabischen Raum und als Höhepunkt noch einmal die Rückkehr zum ÖFB als Teamchef der Nationalmannschaft. Bei der Heim-Europameisterschaft 2008 scheiterte das Team nach der Vorrunde, Hickersberger brillierte aber bei den Pressekonferenzen und sorgte für den Spruch des Turniers: „Wir haben heute nur unsere Stärken trainiert, daher war das Training nach 15 Minuten beendet.“ Dafür bekam er sogar den deutschen Fußball-Kulturpreis.
Nach seinem überraschenden Rücktritt vom Nationalteam im Herbst 2008 kehrte er noch einmal nach Bahrain zurück, ehe Hickersberger 2013 seine Karriere als Trainer beendet. „Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut“, blickt „Hicke“ mit einem Lächeln auf seine ereignisreiche Karriere zurück. Jetzt verfolgt er den Zustand des heimischen Fußballs von Spanien aus. Sein Sohn Thomas ist als Co-Trainer bei Rapid tätig.