Biogas Biogasanlage Margarethen am Moos EVM
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„Im Fokus“

„Großes Potenzial“ für Biogas

Mit einem neuen Gesetz will die Bundesregierung die Erzeugung von Biogas fördern. Die österreichweit größte Biogasanlage befindet sich in Margarethen am Moos (Bezirk Bruck an der Leitha). Sie speist bereits Biogas ins Gasnetz ein und das Potenzial sei groß, heißt es.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die zuletzt massiv gestiegenen Energiepreise haben auch in Österreich zu einem Umdenken geführt. Viele Menschen versuchen, ihre Gasheizungen gegen Alternativen zu tauschen, doch neben vielen Haushalten ist vor allem die Industrie weiterhin auf Gas angewiesen. Seit rund 20 Jahren wird in Margarethen am Moos bereits Biogas erzeugt. Die Idee dazu hatten damals einige Landwirte, nun ist es die größte derartige Anlage in Österreich.

„Mittlerweile vergären wir hier ausschließlich Reststoffe. Wir vergären also nicht Mais, sondern Maisstroh. Die Pflanze, die normal am Feld liegenbleibt, wird von uns geerntet und kommt in die Anlage“, erzählt Gründer Friedrich Schwarz. „Genauso ist Pferdemist ein Hauptprodukt bzw. Gemüsereste aus der Umgebung.“

Biogas Biogasanlage Margarethen am Moos EVM Reststoffe Erdäpfel
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In der Biogasanlage werden Reststoffe, wie etwa alte ausrangierte Erdäpfel, verwertet

Bundesregierung will 7,5 Terawattstunden pro Jahr

All das, was als Lebensmittel ausgedient hat, wird in der Biogasanlage verarbeitet – darunter auch alte Erdäpfel oder alter Salat. Anders als Erdgas, das aus dem Boden kommt, wird Biogas umweltfreundlich gewonnen. „Die Reststoffe werden zerkleinert, aufgeschlossen und kommen in den Fermenter hinein. Dieser Fermenter ist voll mit Gülle. Die Reststoffe werden in dem Fermenter auf 42 Grad geheizt und bei dieser Temperatur beginnen die Bakterien zu arbeiten und fressen den Reststoff“, erklärt Schwarz.

Österreichs größte Biogasanlage

Die Regierung will mit einem neuen Gesetz unter anderem auch Biogas in Österreich fördern. In Margarethen am Moos im Bezirk Bruck an der Leitha befindet sich die größte derartige Anlage Österreichs.

Das so entstehende Biogas ist im Wesentlichen ein Gemisch aus Methan und CO2. Mit dem Erneuerbaren-Gase-Gesetz, das die Bundesregierung in Österreich demnächst beschließen möchte, soll die Erzeugung von Biogas ausgebaut werden. Das Ziel sind jährlich 7,5 Terawattstunden bis zum Jahr 2030. Zum Vergleich: In Österreich liegt der Gasverbrauch derzeit pro Jahr bei 90 bis 95 Terawattstunden.

Biogas Biogasanlage Margarethen am Moos EVM Pferdemist Dünger
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Auch Pferdemist wird zu Biogas verarbeitet. Das Ziel der Regierung ist es, die Biogasproduktion in Österreich deutlich auszubauen.

„7,5 Terawattstunden ist natürlich schon eine Menge Gas, von der man da spricht. Allerdings sind es nicht einmal zehn Prozent des aktuellen Gasverbrauches. Von daher ist ein hohes Ziel notwendig, damit wir nicht nur das Stromnetz, sondern auch das Gasnetz am Ende des Tages erneuerbar machen“, sagt Bernard Stürmer, Geschäftsführer des Kompost- und Biogasverbandes in Österreich. Das von der Regierung gesteckte Ziel hält er jedenfalls für machbar.

Nur wenige Biogasanlagen speisen in Gasnetz ein

Aktuell gibt es in Österreich 260 Biogasanlagen, die vorwiegend Strom und Wärme produzieren. Nur die wenigsten Anlagen, wie jene in Margarethen am Moos, können direkt ins Gasnetz einspeisen. Damit das möglich ist, muss das Gas noch eigens gereinigt werden. Das ist ein Aufwand, den viele Anlagenbetreiber bisher nicht bereit waren, in Kauf zu nehmen. Mit dem neuen Gesetz könnte sich das ändern.

Biogas Gaseinspeisung
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Nur 15 der aktuell 260 Biogasanlagen in Österreich speisen direkt ins Gasnetz ein

„Wir rechnen damit, dass von den 260 Biogasanlagen, die wir aktuell haben und die vorwiegend Strom und Wärme produzieren, zwischen 50 und 80 Biogasanlagen einen Wechsel in die Gaseinspeisung durchführen. Das sind von der Größe und von der Entfernung zum Gasnetz relevante Anlagen. Außerdem werden wir noch ungefähr 200 zusätzliche Biogasanlagen brauchen“, so der Geschäftsführer des Kompost- und Biogasverbandes.

Viele Betreiber würden sich bereits um Genehmigungen bemühen und sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Allerdings sind Umrüstungen und neue Anlagen teuer. Eine Umrüstung kostet im Schnitt mindestens 1,5 Millionen Euro, eine neue Anlage schlägt mit 20 bis 25 Millionen Euro zu Buche. Wie schnell und wie stark in Österreich folglich Biogas ausgebaut wird, hängt laut Stürmer stark vom neuen Gesetz ab. Immerhin müssten sich die Investitionen für die Anlagenbetreiber auch rechnen.