Marillenbaum mit Frostschäden
ORF/Thomas Koppensteiner
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Landwirtschaft

Massive Ernteausfälle bei Marillen

Der Frost Anfang April hat den Marillenblüten stark zugesetzt. Im Weinviertel – dem größten Anbaugebiet in Niederösterreich – und in der Wachau werden große Ernteausfälle erwartet. Straßenverkaufsstände mit heimischen Marillen dürften heuer die Ausnahme bleiben.

Normalerweise hängen die Marillenfrüchte zu dieser Zeit dicht gedrängt an den Bäumen und die Marillenbauern sind damit beschäftigt, einige davon zu entfernen, damit sich die verbleibenden Früchte geschmacklich besser entwickeln können. Jetzt muss man aber schon sehr genau hinschauen, um überhaupt Früchte zu entdecken.

„Das Zittern war nicht unberechtigt, es ist leider sehr viel erfroren. Speziell bei den früheren Sorten gibt es sehr viel Schaden, bei den mittleren und späteren Sorten kristallisiert sich eine kleine, aber feine Ernte heraus“, sagt Obstbauer Josef Rögner aus Eibesbrunn (Bezirk Mistelbach), zugleich auch Obstbauberater bei der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer.

Ernteausfall bei Marillen

In der Marillenernte werden heuer massive Ernteverluste erwartet. Grund dafür sind die Frosttage Anfang April.

60 Prozent Verlust im Weinviertel

Rögner spricht von rund 60 Prozent Ernteverlust im Weinviertel, wobei die Schäden je nach Betrieb unterschiedlich vom Totalausfall bis zu „einem blauen Auge“ reichen. Gezeigt habe sich, dass die Lage sehr entscheidend ist. Marillenblüten auf Hängen oder Höhenrücken hätten die Frostnächte besser überstanden als jene in der Ebene. Die Gegend in Richtung tschechischer Grenze – Poysdorf und Hollabrunn – sei glimpflicher davongekommen, im südlichen Weinviertel Richtung Slowakei habe der Frost hingegen „stärker zugeschlagen“.

Wachau: „Manche Gärten komplett leer“

Auch in der Wachau haben sich die nächtlichen Bemühungen Anfang April, die Blüten vor dem Frost zu schützen, nur mäßig gelohnt. Man erwarte „eine extrem kleine Ernte“, so Franz Reisinger, Obmann des Vereins Wachauer Marille, gegenüber noe.ORF.at. Entscheidend seien auch hier die beiden Frostnächte von 4. auf 5. und von 5. auf 6. April gewesen. „Es gibt vereinzelt Früchte an den Bäumen, aber doch wenig. Manche Gärten sind komplett leer, bei manchen ist noch etwas da.“ Reisinger spricht von einer „bedrückten Stimmung“.

Marillenbäume
ORF/Thomas Koppensteiner
Kaum Früchte an den Bäumen: Vor allem älteren Sorten hat der Frost stark zugesetzt

Zwei Nächte lang hatten die Marillenbauern vor einem Monat erbittert um ihre Ernte gekämpft. In der Wachau wurden bei Aggstein (Bezirk Krems) etwa Heiztonnen aufgestellt, um die Blüten vor den Minustemperaturen zu schützen, im Weinviertel hat ein Landwirt erstmals eine Windmaschine in Betrieb genommen, um wärmere Luft zum Boden zu den Pflanzen zu bringen. „Jede Maßnahme bringt etwas“, sagt Rögner, „doch alles stößt an Grenzen, wenn solche Kälteeinbrüche kommen. Dann hilft gar nichts mehr.“

Betriebe sind meist versichert

Existenzsorgen müssten sich die meisten Marillenbauern aber trotz der umfangreichen Ernteverluste nicht machen. Neben der Marille haben die meisten mit dem Weinbau oder anderen Obstkulturen weitere Standbeine. Zudem sind vor allem die größeren Betriebe gegen Frostschäden versichert.

Die ersten Schadensbegutachtungen haben laut Hagelversicherung bereits stattgefunden. Man gehe nach wie vor alleine in Niederösterreich von einem Schaden von zehn Millionen Euro aus, so ein Sprecher auf Anfrage von noe.ORF.at. Österreichweit wird der Schaden mit 35 Millionen Euro beziffert – mehr dazu in Frost: Zehn Millionen Euro Schaden im Obstbau (noe.ORF.at; 6.4.2023). Weitere Begutachtungen würden meist kurz vor der Ernte erfolgen, so der Sprecher.

Welche Auswirkungen die Ernteausfälle auf die Preisgestaltung haben werden, lässt sich laut Rögner derzeit noch nicht sagen. Auf die Qualität der Marillen habe der Frost jedoch keinen Einfluss. „Die Früchte, die es überlebt haben, werden in bester Qualität hervorkommen“, so der Obstbauberater bei der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer.