Wolf im Wald
unsplash
unsplash
Umwelt & Klima

Jäger und Wolf: Ein noch gelassenes Verhältnis

Niederösterreichs Jägerinnen und Jäger sehen die Ausbreitung des Wolfs gelassen. Eine generelle Bejagung wird nicht gefordert, Maßnahmen zur Regulierung werden aber begrüßt. Im Ökosystem Wald werde der Wolf jedoch für tiefgreifende Umwälzungen sorgen.

Viel Raum will man dem Wolf beim Landesjägertag in Ybbs (Bezirk Melk) nicht geben. „Der Wolf ist geschützt und wir greifen nicht ein, wir führen hier nicht das Schwert gegen den Wolf“, betont Landesjägermeister Josef Pröll. Die Jägerinnen und Jäger hätten kein Interesse an einer Bejagung des Wolfes, sie stünden allerdings zur Verfügung, sollte die Politik ihre Hilfe benötigen, so Pröll.

Deutlich weniger defensiv sieht dagegen die neue Wolfsverordnung die Rolle der Jägerinnen und Jäger, räumt sie ihnen doch umfassende neue Rechte und Pflichten ein. So dürfen Jägerinnen und Jäger Wölfe unter Einhaltung gewisser Kriterien vergrämen und sogar abschießen – mehr dazu in Jäger dürfen ab sofort Wölfe schießen (noe.ORF.at; 3.04.2023).

Pernkopf: Schutzstatus „aufweichen“

Für Pröll ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Denn eine künftige Begrenzung des Wolfsbestandes sei unumgänglich: „Man wird in Zukunft klar und deutlich über die Regulierung des Wolfes reden müssen.“ Drastischer formuliert das Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP): „Der Schutzstatus muss jetzt so aufgeweicht werden, dass die Sicherheit der Menschen gewährleistet ist.“ Wolfsangriffe auf Menschen sind allerdings laut Experten äußerst selten und für Niederösterreich bis dato nicht überliefert.

Gegenwärtig leben in Niederösterreich etwa 70 Wölfe. Experten gehen davon aus, dass sich die Zahl jedes Jahr um 30 Prozent erhöht. Der Wildtierökologe des Niederösterreichischen Jagdverbandes, Leopold Obermair, sieht daher zwangsläufig früher oder später eine Obergrenze als notwendig. Obermair geht davon aus, dass die Wölfe dann, so wie viele andere Wildarten, auch normal bejagt werden könnten. „Dadurch wird sich der Wolf besser und einfacher in die Kulturlandschaft einbinden lassen“, meint der Wildtierökologe.

Ökosystem Wald vor tiefgreifenden Veränderungen

Denn dass im Wald tiefgreifende Veränderungen bevorstehen, davon ist der Experte überzeugt. So werde der Wolf das Verhalten des Wildes beeinflussen und Wild entnehmen. Das Raubtier übernimmt also eine Rolle, die bislang den Jägerinnen und Jägern vorbehalten war.

„Wir werden uns als Jägerinnen und Jäger auf den Wolf einstellen müssen“, prognostiziert Obermair. Traditionelle Bewirtschaftungskonzepte müssten neu gedacht werden, zum Beispiel das Überwintern von Wild an einer Futterstelle, wo die Tiere für den Wolf leichte Beute sind. Obermair geht davon aus, dass schon in wenigen Jahren neue Konzepte für die Wildbewirtschaftung nötig sein werden.