Soziales

Finanzieller Druck auf Mittelschicht steigt

Die Preise für Lebensmittel und Energie sind gestiegen und damit auch der finanzielle Druck auf die Mittelschicht. 65 Prozent der Bevölkerung zählen in Österreich zu dieser Gruppe. Die Caritas fordert Reformen, damit „den Menschen mehr vom Gehalt am Konto bleibt“.

Dass zwei Drittel der Bevölkerung zur Mittelschicht zählen, ist im internationalen Vergleich ein hoher Anteil, der seit Jahrzehnten stabil ist. Der Wohlstand in dieser Gruppe stagniert jedoch. Die höheren Lohnabschlüsse des Vorjahres konnten die Teuerung vorübergehend abfedern, die hohe Inflation wirkt dem jedoch massiv entgegen.

„Wenn wir darüber reden, dass die Mittelschicht knapp über der Armutsgrenze beginnt, dann merken wir alle beim Einkaufen, dass die Dinge extrem teuer geworden sind“, sagt Christoph Riedl, Generalsekretär der Caritas der Diözese St. Pölten. Für den Einzelnen oder die Einzelne gebe es zudem noch individuelle Herausforderungen. „Wenn etwa die Kreditrate für das Haus oder die Wohnung höher wird oder wenn man plötzlich Probleme mit der Leasingrate für das Auto hat.“ Die Mehrbelastungen würden nun auch Haushalte betreffen, die bislang finanziell abgesichert waren, so Riedl.

Dennoch müsse man zwischen dem finanziellen Druck auf die Mittelschicht und der täglichen Bedrohung durch Armut unterscheiden, meint er. Die Hilfsangebote müsse man daran anpassen. „Bei Sozialhilfeempfängern und Menschen, die Notstandshilfe bekommen, ist dringend eine Erhöhung notwendig. Für die andere Gruppe, jene der Mittelschicht, braucht es Reformen, dass mehr vom Gehalt tatsächlich am Konto bleibt.“ Einmalzahlungen seien zwar eine Möglichkeit, würden aber „verpuffen“, so der Caritas-Generalsekretär.

Starke Nachfrage nach Beratungen

Bei der Caritas der Diözese St. Pölten stieg die Nachfrage nach Beratungsterminen im Vorjahr deutlich an. Diese Entwicklung setzt sich Riedl zufolge heuer weiter fort. Je früher bei steigendem finanziellen Druck Hilfe gesucht werde, desto eher könne man der Armutsspirale vorbeugen. „Wir hören immer wieder, dass Menschen zu uns kommen und sagen, dass sie nie gedacht hätten, dass sie einmal selbst Hilfe der Caritas brauchen. Diese Menschen kommen Gott sei Dank zu uns, sie überwinden die Hemmschwelle, die viele spüren, wenn es darum geht, sich beraten zu lassen.“

Generell gilt als armutsgefährdet, wer mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung auskommen muss. Diese Einkommensgrenze wird Armutsgefährdungsschwelle genannt. Aktuell liegt sie in Österreich bei 1.392 Euro monatlich für einen Ein-Personen-Haushalt. Der Wert erhöht sich pro weiterer erwachsener Person im Haushalt um 696 Euro und pro Kind unter 14 Jahren um 418 Euro.