Start für Medizinbus
Lydia Mitterbauer
Lydia Mitterbauer
Chronik

Medizinbus für Versicherungslose startet

Schätzungen zufolge sind rund 50.000 Menschen in Österreich ohne Versicherung. In St. Pölten geht deshalb der Medizinbus „Pflastara“ in Betrieb. Damit soll ein einfacher Zugang zu medizinischer Basisversorgung möglich werden – unabhängig von der Lebenssituation.

Menschen ohne Versicherung werden großteils von Gesundheitsleistungen ausgeschlossen. Die Gründe, warum in Österreich überhaupt 50.000 Menschen kurz- oder langfristig ohne Versicherungsschutz leben, sind unterschiedlich. Betroffen sind meist Obdachlose, Arbeitslose, die ihre Meldefristen versäumen, Asylwerbende ohne Grundversicherung, Personen in Schwarzarbeit, sowie Menschen, die nach einer Scheidung nicht mehr mitversichert sind.

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Start für Medizinbus
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Der Medizinbus hält immer freitags in St. Pölten
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E-Card und persönliche Daten sind für die Behandlung nicht erforderlich

Auf Initiative des Lions Club St. Pölten nimmt die Emmaus-Gemeinschaft deshalb nun den Betrieb von „Pflastara“ auf. Im Medizinbus soll einerseits eine medizinische Basisversorgung angeboten werden – etwa die Behandlung von akuten Wunden oder Erkrankungen. Zudem soll dort über Krankheiten, Diagnosen und Behandlungen in einfacher Sprache informiert werden. Das Projekt richtet sich vor allem an jene Personen, die aus versicherungsrechtlichen Gründen keine Ordinationen oder Ambulanz besuchen können, ein niederschwelliges Angebot hingegen eher annehmen.

Medizinbus mit niederschwelligem Angebot

Plötzlich auf ein Angebot wie dieses angewiesen zu sein, kann jede und jeden treffen. „Niemand ist gefeit davor, in einer schwierigen Lebenssituation auf Unterstützung angewiesen zu sein oder sogar in die Wohnungs- und Obdachlosigkeit abzurutschen“, so Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) zum Start der Initiative.

Hier setzt auch der Medizinbus an. „Das Projekt Pflastara schließt da eine große Lücke. Nämlich jenen Menschen niederschwelligst Gesundheitsleistungen anzubieten“, so die Landesrätin weiter. Die Behandlung im Bus wird von medizinischem Fachpersonal durchgeführt, „also nicht von irgendjemandem“, so Königsberger-Ludwig. Und auch die St. Pöltner Gemeinderätin Mirsada Zupani (SPÖ) ergänzt: „Pflastara wird niemanden ausschließen“. Es gelte das Prinzip: Wer medizinische Basisversorgung benötigt, soll diese auch erhalten.

Arztpraxen oft aus Scham gemieden

Sowohl die Infrastruktur als auch die materiellen Voraussetzungen werden von der Emmaus-Gemeinschaft bereitgestellt. Erreichen wolle man auch Menschen, die den Besuch bei Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner scheuen, so Emmaus-Geschäftsführer Karl Langer. Neben der Sorge um die möglichen Kosten, würden viele die Praxis aufgrund erschwerter Körperhygiene durch persönliche Lebensumstände oder der Angst, nicht verstanden zu werden, meiden.

Neben der medizinischen Behandlung sollen auch Medikamente, Wundversorgungsmaterial, Hygieneartikel, Jause, Getränke, Schlafsäcke und witterungsadäquate Kleidung zur Verfügung gestellt werden. Eine Startfinanzierung des Projekts kommt von Lions Club, in weiterer Folge wird das Projekt durch Spenden finanziert. Sämtliche Ärztinnen und Ärzte als auch die Fahrerinnen und Fahrer arbeiten ehrenamtlich. „Niemand bekommt Lohn im klassischen Sinn“, so Langer.

„Pflastara“ immer freitags unterwegs

Künftig wird der Medizinbus immer freitags von 15.00 bis 18.00 Uhr an je einem Standort im Stadtgebiet von St. Pölten stehen. Vorerst wird der Bus regelmäßig beim Emmaus-Frauenwohnheim, beim Wohnheim Herzogenburger Straße sowie beim Tageszentrum und Wohnheim Kalvarienberg Halt machen. Beim Besuch des Busses kann auch die Infrastruktur der Emmaus-Zentren genutzt werden. Für eine Behandlung im Bus sind weder eine E-Card noch Angaben zur eigenen Person erforderlich. Im ersten Jahr werden rund 260 Besuche erwartet.