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Arbeiten in der Pension: Reform gefordert

Wer in der Pension weiter arbeiten möchte, muss weiter Pensionsversicherungsbeiträge bezahlen. Dazu kommt der Nachteil, dass Überstunden teils hoch besteuert werden. Wie bei einem Gipfel in St. Pölten betont wurde, denkt man jetzt über eine Reform nach.

Die sogenannte Babyboomer-Generation geht in den kommenden Jahren in Pension. Das bedeutet, dass die Zahl der arbeitenden Menschen sinken wird. Dazu kommt ein Trend zu Teilzeitarbeit, wodurch viele Menschen am Arbeitsmarkt nicht zur Gänze zur Verfügung stehen. All das spiegelt sich schon jetzt am Arbeitsmarkt nieder.

In Niederösterreich beispielsweise sinken die Arbeitslosenzahlen (im Unterschied zu anderen Bundesländern) weiter, während gleichzeitig die Suche nach Fachkräften praktisch in jeder Branche allgegenwärtig ist. Bei einem Treffen von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner mit Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (beide ÖVP) wurden mehrere Ansätze diskutiert. Einer davon ist die Besserstellung von Überstunden.

Martin Kocher – Johanna Mikl-Leitner
NLK Burchhart
Arbeitsmarktgipfel in St. Pölten mit Landeshaupftfrau Johanna Mikl-Leitner und Arbeitsminister Martin Kocher (beide ÖVP).

In Niederösterreich werden derzeit jedes Jahr mehr als 37 Millionen Überstunden geleistet, aber nur die ersten zehn pro Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer sind steuerbegünstigt. Das soll sich ändern, wenn es nach den beiden ÖVP-Politikern geht. „Viele Menschen müssen derzeit Überstunden machen, weil es einfach eine Personalknappheit gibt und deshalb ist es auch legitim, dass sie etwas mehr netto bekommen, wenn sie Überstunden leisten. Im Idealfall haben wir mehr Arbeitskräfte. Es geht darum, diese Potenziale zu nützen. Aber im Moment gibt es viele Überstunden und deshalb sollen die besser kompensiert werden“, so der Arbeitsminister.

Steuerbegünstigte Überstunden sollen erhöht werden

Konkret fordern Kocher und Mikl-Leitner, dass die Zahl der steuerbegünstigten Überstunden von zehn auf 20 erhöht wird. Verbunden ist diese Begünstigung mit einem Höchstwert von 86 Euro. Auch dieser sollte gesteigert werden. Mikl-Leitner fordert eine Anhebung auf 200 Euro, denn die bisherige Regelung sei 14 Jahre alt und gehöre reformiert.

Ein weiterer Ansatz ist die Arbeitsleistung von Pensionisten. Sollte jemand in der Pension über die Geringfügigkeitsgrenze hinaus ein Arbeitsverhältnis eingehen, so entsteht die fast schon skurrile Situation, dass der Pensionist Pensionsversicherungsbeiträge zahlen muss. „Dass Menschen, die bereit sind, in ihrer Pension zu arbeiten und damit den Arbeitsmarkt zu entlasten, auch noch Pensionsversicherungsbeiträge zahlen müssen, versteht wirklich niemand“, argumentiert Mikl-Leitner.

Gesprochen wurde bei dem Gipfel auch über das niederösterreichische Modell des „Expat & Relocation Service“, eine Anlaufstelle zur Unterstützung von Schlüsselarbeitskräften aus dem Ausland, die bei der Wirtschaftsagentur ecoplus angesiedelt ist. Der Arbeitsminister betont in dem Zusammenhang den Erfolg der „Rot-weiß-rot-Card“, die im Herbst reformiert worden sei. Seitdem habe es um 50 Prozent mehr Anträge und Bewilligungen gegeben. Jetzt gelte es, dieses System auf die Fläche zu bringen, und da habe das Niederösterreich-Modell durchaus Vorbildcharakter, so Kocher.