„Im Fokus“

OMV-Raffinerie: Anlagen stehen für Wartung still

Vor einem Jahr ist es in der OMV-Raffinerie in Schwechat zu einem Unfall gekommen. Im Zuge der damaligen Generalüberholung wurde die Rohöl-Destillationsanlage beschädigt. Nun ist der petrochemische Bereich an der Reihe. Die Hälfte der Raffinerie steht daher still.

Es war der 3. Juni 2022, als es trotz aller Vorkehrungen in der OMV-Raffinerie zu dem Vorfall kam. Bei einer Drucküberprüfung wurde die Außenhaut der Rohöl-Destillationsanlage in Mitleidenschaft gezogen. Vier Monate lang konnte nur eingeschränkt Öl verarbeitet werden. Die Bundesregierung musste zudem die strategische Ölreserve freigeben. Ende September konnte der Schaden schließlich behoben werden.

Nun ist die Generalüberholung im petrochemischen Bereich – dem zweiten Teil der Raffinerie – angelaufen. Hier werden Vorprodukte für die Kunststoff- und Chemieindustrie gefertigt. Konkret handelt es sich um Ethylen und Propylen. Sie werden verwendet, um in weiterer Folge beispielsweise Kunststoffrohre, Reifen, Kunststoffhüllen oder auch Zahnbürsten. Für den Turnaround steht die Produktion jedoch vorübergehend still.

OMV Raffinerie Schwechat Arbeiter Überprüfung
ORF
Im Zuge des Turnarounds sind mehr als 4.000 Fachkräfte mit Arbeiten in der OMV-Raffinerie beschäftigt

Mehr als 4.000 Fachkräfte bei Turnaround im Einsatz

„Ein Turnaround ist eine Überprüfung, die gesetzlich vorgeschrieben ist. So wie ein Auto zum Pickerl muss, müssen auch wir unsere Produktionsanlagen von Zeit zu Zeit – in diesem Fall sechs Jahre – zur Überprüfung bringen“, erklärt Martin Pipek, Turnaround-Manager in der OMV-Raffinerie in Schwechat.

Rund die Hälfte der Anlagen in der OMV-Raffinerie wurden bereits heruntergefahren. Angesetzt ist die Generalüberholung für zwei Monate. „Wir haben um die 1.500 Apparate, die geöffnet, gereinigt, inspiziert und bei Bedarf repariert und wieder zusammengebaut werden müssen“, erklärt Pipek. Unter anderem werden 18 Prozessöfen, 121 Kolonnen und 513 Wärmetauscher genau unter die Lupe genommen.

Neben den 800 Beschäftigten der Raffinerie sind für alle Arbeiten am Gelände derzeit noch 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von anderen Firmen im Einsatz. Es ist ein riesiges Unterfangen, das jahrelang vorbereitet wurde. Die Rohöl-Destillation, die im Vorjahr generalüberholt wurde, läuft unterdessen weiter. Rohöl wird in diesem Bereich unter anderem zu Diesel und Benzin verarbeitet.

OMV Raffinerie Schwechat Rohöl Destillationsanlage
ORF
Diese Rohöl-Destillationsanlage wurde im Vorjahr im Zuge der Generalüberholung beschädigt. Tonnen an Stahl mussten erneuert werden

„Das Rohöl kommt aus unterschiedlichen Ländern der Welt, zum Beispiel aus Kasachstan und Libyen. Das Öl wird dann mit Schiffen nach Triest transportiert und von dort über eine Pipeline zu uns nach Schwechat gebracht“, erklärt Prozessingenieurin Anna-Maria Schober.

Bis zu 25.000 Tonnen Rohöl pro Tag

In der Destillationsanlage wird das Rohöl verarbeitet. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Kolonne. Die Kolonne kann man sich als großen Turm vorstellen, in dem es rund 400 Grad heiß ist. Öl wird dabei in seine einzelnen Bestandteile zerlegt. Die heißen Gase steigen auf und beginnen je nach Siedetemperatur in unterschiedlichen Höhen zu kondensieren. Somit werden sie dort wieder verflüssigt.

„Am Kopf der Kolonne werden Gase und Benzin abgetrennt, ebenso der Flugturbinentreibstoff. Danach kommt das leichte Gasöl, das im Nachgang zu Diesel verarbeitet wird. Darunter haben wir noch das schwere Gasöl und das Spindelöl“, so Schober. Außerdem wird auch der Rückstand im untersten Teil der Destillation verarbeitet. Dieser Rückstand wird unter anderen für die Produktion von Bitumen verwendet.

OMV Raffinerie Schwechat Gerüste Generalüberholung Turnaround
ORF
Für den Turnaround wurden im Vorfeld bereits zahlreiche Anlagen, darunter auch die Kolonnen, eingerüstet

Um Endprodukte wie Benzin oder Diesel zu erhalten, werden die Ausgangsstoffe nach der Destillation noch entschwefelt und entsprechend veredelt. Jeden Tag können in der Destillation bis zu 25.000 Tonnen Rohöl verarbeitet werden. Rund um den Unfall im Vorjahr war vorübergehend nur eine eingeschränkte Produktion möglich.