Premiere „Kopf hoch, Gina!“
ÖGR und BG/BRG Perchtoldsdorf
ÖGR und BG/BRG Perchtoldsdorf
Chronik

Von Kindern für Kinder: Animationsfilm über Rheuma

Etwa eines von 1.000 Kindern in Österreich leidet an Rheuma. Um mehr Bewusstsein für die Krankheit zu schaffen, hat die Österreichische Gesellschaft für Rheumatologie gemeinsam mit Schülern des BG/BRG Perchtoldsdorf den Aufklärungsfilm „Kopf hoch, Gina!“ produziert.

Schauplatz Namibia: Tina verbringt die Schulferien mit ihrer Mutter, die als Zoologin im Nationalpark arbeitet. Dort beobachten sie gemeinsam die Giraffe Gina. Sie ist dünner als die anderen Giraffen und hat Schmerzen beim Laufen. Im neuen Animiationsfilm „Kopf hoch, Gina!“ leidet das Tier an einer chronischen Gelenkserkrankung, die im „echten“ Leben auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten kann.

Die Rede ist von „juveniler idiopathischer Arthritis“, dem kindlichen Rheuma. „Die Kinder haben meistens Gelenksschwellungen oder Gelenksschmerzen“, beschreibt Andrea Ulbrich die Symptome. Ulbrich ist Kinderrheumatologin und Mitproduzentin des Animationsfilms. Die Symptome der Krankheit würden dabei über mehrere Wochen anhalten und sich nicht nur auf den Körper auswirken. „Wenn ein Kind chronisch erkrankt ist, betrifft das die ganze Familie, es betrifft den Alltag, es betrifft das Schulleben, es betrifft das Privatleben. Und später auch die Berufswahl“, so Ulbrich.

Animationsfilm soll aufklären

Aufklärung rund um die Krankheit soll nun der Film „Kopf hoch, Gina!“ bieten. In Auftrag wurde er von der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie gegeben, umgesetzt wurde die Geschichte in den letzten beiden Jahren in den Klassenzimmern des BG/BRG Perchtoldsdorf.

„Wenn man etwas liest, sind die Bilder im Kopf. Unsere Aufgabe war es, die Bilder auf eine Leinwand zu übersetzen“, so Clemens-G. Göller, Lehrer und künstlerischer Leiter des Projekts. Bevor also tatsächlich gefilmt werden konnte, wurde erst einmal ein halbes Jahr überlegt, wie die Geschichte tatsächlich animiert werden könnte.

Tausende Einzelteile für einen Film

Dafür waren viele einzelne Schritte notwendig: Unter anderem wurden mehr als 100 Hintergründe gemalt und mehr als 1.000 Teile händisch ausgeschnitten. Durch die Legtrick-Animationstechnik wurde die Geschichte von Gina und Tina schließlich zum Leben erweckt.

„Wenn die Person etwas gesagt hat, mussten wir immer für jede einzelne Aufnahme Münder austauschen. Für verschiedene Vokale gab es verschiedene Münder. Oder wenn eine Figur gegangen ist, mussten wir die verschiedenen Teile von einem Fuß immer neu auflegen“, erzählt Schülerin Amilia Horvath.

Schülerinnen und Schüler liehen Figuren ihre Stimmen

Damit nicht genug: Die eigens für den Film komponierte Filmmusik wurde vom Schul-Ensemble eingespielt. Auch die Figuren im Film wurden von den Schülerinnen und Schülern selbst synchronisiert. Dazu wurde eigens Stimmtraining in Anspruch genommen. „Für mich war der Tag im Synchronstudio definitiv am lustigsten“, so Horvath. Sie lieh der Filmfigur Tina ihre Stimme.

Felix Mörtl hingegen fungierte als Synchronsprecher des Tierarztes – und war gemeinsam mit Clemens-G. Göller für die Musik verantwortlich. „Wichtig war, dass die Musik spielbar ist und auch in den Film passt“, erzählt Mörtl. Hier hätten Lautstärke und Stimmung eine Rolle gespielt. Am herausforderndsten jedoch: „Dass ich beim Komponieren meine Deadlines eingehalten habe“.

Mehr Wissen über Film und Krankheit

Für die Schülerinnen und Schüler war es ein Projekt, dass noch länger in Erinnerung bleiben wird. „Ich würde das gerne noch einmal machen bevor ich die Schule verlasse und vielleicht später auch noch einmal“, so Anja Vollmer gegenüber noe.ORF.at. „Ich habe echt viel über Film und Gestaltung gelernt.“

Nicht nur im künstlerischen Bereich konnte die Schülerin etwas lernen. „Ich persönlich wusste nicht viel über die Krankheit“, so Vollmer. Ärztinnen und Ärzte seien aber an die Schule gekommen und hätten die Krankheit vorgestellt. „Und uns war es wichtig, es für Kinder anschaulich zu machen. Was sehr schwierig ist, aber ich glaube, wir haben es gut hinbekommen“, sagt Anja Vollmer.

Die Geschichte spielt übrigens nicht nur im Nationalpark, sondern auch in der Schule. „In der Freizeit und in der Schule haben betroffene Kinder Herausforderungen“, erklärt Peter Mandl die Schauplatzwahl. Mandl ist Erwachsenenrheumatologe und auch der Drehbuchautor des Stücks. Zwar hat er schon mehrere Bücher geschrieben, aber auch für ihn war es eine besondere Premiere: „Es ist auch für mich das erste Mal, das ein Buch von mir gefilmt wurde“.

Mehrere Stunden Arbeit pro Filmsekunde

Keine einfache und vor allem keine schnelle Sache. Wird der gesamte Aufwand zusammengerechnet, stecken zwischen zehn und 15 Stunden Arbeit in einer Filmsekunde. Nicht nur der Aufwand macht den Film besonders. „Ich glaube, den Film macht besonders, dass er von Kindern für Kinder gemacht worden ist“, so Amilia Horvath abschließend. Künftig soll der Film als Schulungsmaterial dienen, aber auch in Ordinationen und Krankenhäusern gezeigt werden.