Kaum ein Beitrag in unseren ORF-Sendungen über einen tödlichen Unfall oder ein Verbrechen, der nicht mit dem Satz endet: „Die Angehörigen wurden von einem Kriseninterventionsteam betreut“. Diese Menschen, die anderen in Extremsituationen zur Seite stehen, agieren meist im Hintergrund. Unterstützen andere, denen von einen Augenblick auf den anderen buchstäblich der Boden unter den Füßen weggezogen wird.
Eine der rund 300 Krisenhelferinnen und -helfer des Roten Kreuz in Niederösterreich ist Petra Ilic. Die 38-Jährige ist Managerin für Veränderungen bei den Wiener Stadtwerken und fängt in ihrer Freizeit emotional Stürzende auf. Aber nie allein, wie sie betont: „Alarmiert wird immer das gesamte Team und dann machen wir uns aus, wer in den Einsatz geht. Wir sind immer mindestens zu zweit. Es können auch mehr sein, das kommt darauf an, wieviele Personen zu betreuen sind. Das scheint in unserer App auf und auch der Grund. Das ist wichtig, denn wenn es etwa um einen plötzlichen Kindstod geht und eine von uns hat eben ein Kind bekommen, dann muss sie sich genau überlegen, ob sie so einen Einsatz übernimmt.“

„Es geht darum, das auszuhalten und mitzutragen“
Drei Stunden dauert ein solcher Einsatz, der oft auch die Helfenden an die Grenzen bringt: „Wenn ein Einsatz beendet ist, dann setzen wir uns zusammen, besprechen den Ablauf im Team. Dazu kommt, dass wir einmal im halben Jahr eine Supervision haben, wo wir Einsätze nachbesprechen.“ Die Mitglieder der Kriseninterventionsteams sind umfangreich ausgebildet, aber jede Situation ist neu und anders.
Auf die muss man sich einstellen: „Es gibt da die Vorstellung, dass man viel reden muss oder schlaue Fragen stellen muss. Aber darum geht es gar nicht. Es geht darum, in diesem Augenblick da zu sein, das auszuhalten und mitzutragen mit der Person, die das gerade erlebt. Das ist auch das, was wir zurückbekommen von den Betroffenen, dass sie nicht allein waren in dieser schwierigen Situation. Das ist das, wofür sie uns oft danken.“
Arbeit im Kriseninterventionsteam
Immer wieder wird in den Medien über tödliche Unfälle oder dramatische Verbechen berichtet. Dabei werden Angehörige oft von einem Kriseninterventionsteam betreut. Robert Salzer ist der Frage nachgegangen, wer diese Menschen sind, die anderen in Extremsituationen zur Seite stehen.
Bleibende Erinnerungen an Einsätze
Spätere Kontakte mit den Menschen, denen sie geholfen haben, gibt es aber nicht, die Daten werden nicht weitergegeben, jeder Einsatz wird abgeschlossen. Trotzdem bleiben Erinnerungen. Petra Ilic hat ihre eigene Art, damit umzugehen: „Ich mache das immer so, dass ich, obwohl ich die Verstorbenen nicht kenne, mich immer sehr aktiv von ihnen verabschiede. In einem Moment, der für mich passend ist, wenn ich einmal spazieren gehe zum Beispiel. Um ein Stück auch für mich einen Abschluss zu finden.“
Extremsituationen können, aus der richtigen Perspektive betrachtet, Positives bewirken, sagt die Krisenhelferin: „Wenn ich aus so einem Einsatz herausgehe, denke ich, eigentlich ist mein Leben eh wunderbar. Ich brauche mich wirklich über nichts ärgern. Das ist auch ein Weg für mich, mit den Emotionen umzugehen. Für mich macht das im Nachhinein oft Sinn, das zu tun, weil es mich erdet und auch ein Stück weit dankbarer macht für die Dinge, die ich in meinem Leben habe.“