Die Niederlande sind im Bereich der digitalen Pathologie Vorreiter. Am Universitätsklinikum Maastricht spricht man in diesem Zusammenhang sogar von einer technischen Revolution. Dabei werden dünne Gewebescheiben gescannt. Das erleichtert im Gegensatz zur Arbeit mit dem Mikroskop die Diagnose von Krankheiten. Welche Vorteile das bringt, sah sich eine Delegation der Landesgesundheitsagentur diese Woche in Maastricht an.
Voraussichtlich ab Juni startet in Niederösterreich das sogenannte Projekt „DIGI-PAT“. Der für die Landeskliniken zuständige Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) sagte gegenüber noe.ORF.at: „Wir haben einen Aufholbedarf in Niederösterreich, was die Digitalisierung im Bereich der Pathologie betrifft. Hier ist Maastricht federführend. Hier sehen wir anhand von Beispielen, wie hilfreich Digitalisierung im Bereich der Pathologie sein kann.“

Mit dem neuen Verfahren werden kleinste Gewebeproben umfassend ausgewertet. Im Pathologischen Institut des Universitätsklinikums Maastricht werden pro Tag 1.000 Schnittpräparate gescannt. Das bringt eine enorme Arbeitserleichterung, betont Axel zur Hausen, der Direktor des Pathologischen Instituts: „Die Qualität der Befundung wird besser. Die Facharztausbildung ist deutlich besser, weil man viel zielgerichteter arbeiten kann. Zudem sinkt die Befundungszeit.“
Digitale Pathologie soll Befundarbeit erleichtern
Dank der digitalen Pathologie können Schnittpräparate von anderen Instituten digital empfangen werden. Auch eine Zweitmeinung kann eingeholt werden. Außerdem erlaubt die digitale Pathologie einen schnellen Zugriff auf frühere Fälle. Das zur Gänze aus EU-Mitteln geförderte Projekt „DIGI-PAT“ ist auf eine Laufzeit von zwei Jahren angelegt. 450.000 Euro wurden dafür veranschlagt.

Der Gouverneur der Provinz Limburg, Emile Roemer, sieht weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich. Ebenso streicht er hervor, wie essenziell eine Kooperation der europäischen Regionen ist: „Das ist sehr wichtig, weil wir voneinander lernen können.“ Denn immerhin haben die Niederlande und Niederösterreich, was den Arbeitskräftemangel im Gesundheitswesen betrifft, dieselben Herausforderungen zu meistern. Dazu gehören die alternde Gesellschaft und der Arbeitskräftemangel im Gesundheitsbereich.
Hausärzte entscheiden über planbare stationäre Aufenthalte
„Die Niederländer haben ein etwas anderes Gesundheitssystem als wir. Sie trennen schärfer zwischen dem Bereich der Spitäler und dem Bereich der niedergelassenen Ärzte. Auch hier kann man sich etwas abschauen“, sagt Schleritzko. Nur mit einer ärztlichen Überweisung gibt es in den Niederlanden – mit Ausnahme von Notfällen – eine Krankenhausbehandlung. Eine Schlüsselrolle kommt da den Hausärztinnen und Hausärzten zu.