Honigbienen beim Arbeiten
ORF
ORF
Wirtschaft

Frühjahr brachte Totalausfall bei Honig

Wegen des nasskalten Frühjahrs konnten die Bienen kaum fliegen und wenn, dann haben sie kaum etwas vorgefunden, denn der Spätfrost ließ auch noch die Blüten abfrieren. Die Folge: De facto ein Totalausfall beim Honig und viel weniger Früchte auf den Bäumen.

In den zuletzt warmen Tagen herrschte wieder Gesumm um die Bienenstöcke, nun sollte es endlich mit der Honigproduktion losgehen. Zu viel sei heuer schon verloren gegangen, erklärt Josef Niklas, der Präsident des niederösterreichischen Imkerverbandes: „Viele Imker befürchten, dass bis zu 80 Prozent der Ernte ausfallen werden. Wir in Niederösterreich haben als Hoffnungsträger noch die Sonnenblume und den Waldhonig, der hier eine große Rolle spielt.“ Weder er noch andere Imker, so Niklas, könnten sich an ein derart schlechtes Jahr erinnern.

Dabei hatte der Frühling noch mit warmen Tagen und vielen Blüten begonnen. Aber dann kam ein nasskaltes Wetter, das vom April bis in den Mai hineinreichte. Bienen brauchen jedoch Temperaturen ab zehn bis zwölf Grad, damit sie überhaupt fliegen. Wenn es regnet, bleiben sie im Stock, weil das Wasser zu schwer für sie ist.

„Das war wirklich dramatisch“

„Durch diesen Kälteeinbruch konnten sich die Bienen keinen Nektar holen, das war wirklich dramatisch“, so der Präsident des niederösterreichischen Imkerverbandes. Während dieser Phase sei oft auch das Winterfutter für die Tiere aufgebraucht worden. „Wir haben immer davor gewarnt, dass man als Imker aufpassen muss mit der Zufütterung. Es sind mir mehrere Fälle bekannt, wo Bienenvölker verhungert sind.“

Josef Niklas Präsident NÖ Imkerbund Waben Bienen
ORF
Laut Imker Josef Niklas sind auch Auswirkungen auf Landwirtschaft und Obstbau zu erwarten

Erst seit dem 20. Mai setzte der Bienenflug wieder im normalen Ausmaß ein. Die Honigernte wollte bis zuletzt trotzdem nicht so recht in Schwung kommen. Zu sehen ist das an einer Honigwaage, die Niklas in seinem Bienenhaus auf dem Gelände der Landwirtschaftlichen Fachschule Gießhübl (Bezirk Mödling) hat: „Der heutige Tagesertrag bei diesem einen Stock liegt bei 30 Dekagramm. Ein normaler Tagesertrag liegt bei einem bis drei Kilo.“

Auswirkungen auch auf Landwirtschaft und Obstbau

Mitte Mai wäre der erste Erntetermin gewesen, zu schleudern hatten die 5.000 niederösterreichischen Imkerinnen und Imker mit ihren 40.000 Völkern aber bis jetzt fast nichts. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Menge des Honigs, sondern auch auf die Früchte vieler Bäume, deren Blüten nicht oder nur schwach bestäubt wurden, etwa die Kirsche, die Zwetschke oder auch die Marille.

„Die Bäume haben geblüht, aber die Insekten haben gefehlt. Es wird Probleme in der Fruchtausbildung geben, denn es werden wesentlich weniger Fruchtkörper gebildet worden sein. Genaue Zahlen gibt es noch nicht, aber die Auswirkungen auf die Landwirtschaft werden ebenso bemerkbar sein wie im Obstbau und natürlich letztendlich im Honigertrag“, so der Imker. Tatsache ist, dass man wohl auf nächstes Jahr warten muss, bis der Honig wieder richtig fließt.