Vier Prozent der Betriebe stehen der Studie zufolge inzwischen unmittelbar vor der Zahlungsunfähigkeit. Das gelte v.a. für Unternehmen mit weniger als neun Mitarbeitenden (5,5 Prozent), während große Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten seltener zahlungsunfähig seien (2,1 Prozent).
Am stärksten betroffen ist der Handel: 17,5 Prozent aller Unternehmen sind hier der Studie zufolge zahlungsunfähig, gefolgt vom Verkehrssektor (4,9 Prozent), Bauwesen (4,7 Prozent), Warenherstellung (4,3 Prozent) und der Beherbergungs- und Gastronomiebranche (3,3 Prozent) sowie dem wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungsbereich (1,7 Prozent).
Jede zehnte Firma durch Inflation gefährdet
Die Wirtschaftskammer Niederösterreich hat am Mittwoch eine besorgniserregende Studie veröffentlicht. Ihr zufolge könnten wegen der Teuerung zehn Prozent der heimischen Unternehmen vor dem Aus stehen.
Verkaufspreise nur „unzureichend angepasst“
Ein Problem seien die massiven Kostensteigerungen bei gleichzeitig „unzureichender Anpassung der Verkaufspreise und Kaufzurückhaltung“, heißt es von der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WK NÖ). Dazu komme, dass die Liquiditätsreserven vieler Unternehmen schon vor der Inflation begrenzt gewesen seien. Die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe liege dadurch nur im Mittelfeld.
Am stärksten gestiegen sind der Studie zufolge die Energiepreise: zwischen Dezember 2020 und Dezember 2022 lag die Preissteigerung in diesem Bereich bei 57,3 Prozent. Aber auch im Agrarbereich haben laut der Studie die Preise enorm angezogen, ebenso bei Importen. Und auch beim Erzeugerpreis liegt die Steigerung bei etwa einem Drittel, ebenso wie beim Großhandelspreis.
Ein Fünftel der Unternehmen schreibt Verluste
Über 80 Prozent der niederösterreichischen Unternehmen erzielen zwar Gewinne, knapp ein Fünftel arbeite aber mit Verlusten. Besonders geringe Eigenkapitalquoten von etwa fünf Prozent weisen traditionell die Beherbergungs- und Gastronomiebranche auf. Branchenübergreifend liege der Anteil an liquiden Mitteln im Median bei 13 Prozent, empfohlen ist laut WK NÖ aber eine Eigenkapitalquote von 30 Prozent.
Zur Lösung schlägt die WK NÖ u. a. flexiblere Finanzierung, diversifizierte Lieferketten, eine stärkere Versorgungssicherheit und eine Stärkung nachhaltiger Energieträger vor. Sie kritisiert, dass Österreich EU-Vorgaben übererfüllen würde und fordert außerdem eine Ausweitung der Steuerbefreiung von Überstunden, Anreize für längeres Arbeiten im Alter und die Förderung des Wechsels von Teilzeit in Vollzeit.
Energie: Studienautor empfiehlt mehr Angebotsvielfalt
Erstellt wurde die Studie vom Geschäftsführer des Economica Instituts Christoph Schneider. Wichtig sei vor allem eine höhere Liquidität, sagt Schneider: „Da ist es für die Zukunft wichtig, Investitionen zu sichern oder die operativen Kosten zu sichern, und das wird durch eine erhöhte Liquidität ermöglicht.“
Vor allem von Energieimporten könnte sich Österreich unabhängiger machen, sagt Schneider gegenüber noe.ORF.at. Der internationale Handel sei „sehr wichtig, u. a. um unsere Kosten relativ niedrig zu halten.“ Dennoch könne man „die Vielfalt des Angebots auch im Bereich Energie in Österreich steigern“.